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Supermarkt: Kritik an Edeka wegen Fehler bei Lebensmittel-Rückruf

ARCHIV - 12.05.2025, Mecklenburg-Vorpommern, Leezen: Ein Einkaufswagen mit Lebensmitteln in einem Supermarkt. (zu dpa: «Inflation verharrt in Sachsen-Anhalt bei 2,5 Prozent») Foto: Philip Dulian/dpa + ...
Beim Einkaufen lässt sich noch nicht sagen, ob ein Produkt von einem Rückruf betroffen sein wird.Bild: dpa / Philip Dulian
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Supermärkte in der Kritik: Lebensmittel-Rückrufe erreichen Verbraucher nicht

Lebensmittel-Rückrufe gibt es immer wieder. Doch nicht alle erreichen die Kund:innen, die davon erfahren müssten. Selbst die Supermärkte wissen teils nicht Bescheid.
23.09.2025, 16:0823.09.2025, 16:08

Mehrmals pro Woche werden in Deutschland Lebensmittel zurückgerufen. Das ist grundsätzlich nicht ungewöhnlich und zeigt, dass die Qualitätssicherung von Lebensmitteln in vielen Fällen gut funktioniert. Laut Verbraucherzentrale gibt es diverse Gründe für einen Rückruf, zum Beispiel die Verunreinigung eines Produkts durch Bakterien wie Salmonellen und Listerien oder Fremdkörper wie Glassplitter oder Metallteile.

In solchen Fällen sind die Hersteller aber nicht nur dazu verpflichtet, die betroffenen Produkte umgehend zurückzurufen, sondern Verbraucher:innen auch über den Rückruf in Kenntnis zu setzen. Oftmals finden sich dann in den Supermärkten, wo die verunreinigten oder fehlerhaften Produkte verkauft wurden, entsprechende Aushänge.

Dadurch kann sich theoretisch jede:r Kund:in informieren, doch in der Praxis bekommen Verbraucher:innen oftmals gar nichts davon mit. Manche übersehen die Zettel oder kommen gar nicht so schnell in den Supermarkt zurück, wo sie das betroffene Produkt gekauft haben.

Trotz Rückruf: Edeka-Kunde kann Wasser nicht zurückgeben

Diese Erfahrung musste kürzlich auch ein Edeka-Kunde machen, der sich das Mineralwasser der Eigenmarke "Gut & Günstig" gekauft hatte. Dass das Produkt von einem Rückruf betroffen war, erfuhr er nicht im Supermarkt selbst, sondern zufälligerweise im Internet. Als er anschließend das keimbelastete Wasser in der Edeka-Filiale zurückzugeben wollte, erwartete ihn eine Überraschung.

"Naiv denkt man, da steht jetzt ein Pritschenwagen vor der Tür und dann laden alle Leute ihre Mineralwasser-Packs drauf. Dann kriegt man einen Bon und verrechnet ihn", erzählt der Kunde gegenüber dem rbb. Aber es kam anders: "Es wusste niemand Bescheid." Den Mitarbeiter:innen war der Rückruf schlicht nicht bekannt.

Da er keinen Kassenbon dabei hatte, nahm der Markt das zurückgerufene Wasser auch nicht zurück. Deshalb musste der Kunde das keimbelastete Produkt wieder mit nach Hause nehmen. "Das ist schon ein bisschen grenzwertig", meint er.

Auf Anfrage des rbb zeigt sich Edeka einsichtig: Man bedauere die Unannehmlichkeiten des Kunden; in dem Fall habe die Marktleitung offenbar nicht alle Mitarbeitenden rechtzeitig informiert.

Supermarkt-Rückruf: Kritik von Foodwatch

Doch dem Bericht zufolge hakt es nicht nur in der Kommunikation mit den Mitarbeitenden und Kund:innen. Auch der Landkreis Wittenberg, in dem der verantwortliche Mineralwasser-Produzent seinen Sitz hat, erfuhr erst aus dem Internet von dem Rückruf.

Dabei sind Lebensmittelunternehmen im Fall einer Gesundheitsgefahr für Verbraucher:innen verpflichtet, die Behörden zu informieren. "Wir hätten wesentlich früher von dem Problem erfahren müssen", erklärt ein Sprecher des Landkreises dem rbb. Nun könne die zuständige Behörde nämlich nicht mehr den Urzustand untersuchen, bei dem es zur Verunreinigung kam, heißt es in dem Bericht.

Gegen das Unternehmen läuft zwar ein Bußgeldverfahren. Aber über die Ursache der Verunreinigung des Wassers ist laut rbb noch nichts bekannt. Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch sieht das kritisch und fordert generell die Veröffentlichung von Kontrollen und Kontrollergebnissen.

"Weil dann würde man auch sehen, wo es Probleme gab und wo die Öffentlichkeit nicht rechtzeitig informiert wurde, und zwar sowohl von den Behörden als auch von den Unternehmen", erklärt ein Sprecher.

Ein weiterer Punkt, der aus Sicht von Foodwatch kritisch zu betrachten ist: Die Lebensmittelüberwachung ist kommunal organisiert. Im rbb-Bericht kritisiert der Sprecher:

"Stellen Sie sich vor, Sie haben einen großen Lebensmittelunternehmer in der Gemeinde. Der zahlt Steuern, der schafft Arbeitsplätze, man kennt sich vielleicht aus dem Sportverein oder der Schule. Diese Nähe schafft Interessenkonflikte."

Im Fall des Landkreises Wittenberg war der Landrat, also der Chef der Behörde, die für die Lebensmittelkontrolle zuständig ist, sogar aktiv an der Eröffnungsfeier des besagten Mineralwasser-Abfüllers gedrückt. Gegenüber dem rbb betont ein Sprecher allerdings, dass sich alles "im gesetzlichen Rahmen" bewege.

Dabei müssen zumindest Verbraucher:innen eigentlich nicht im Dunkeln tappen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) betreibt nämlich gemeinsam mit den Bundesländern das Online-Portal lebensmittelwarnung.de. Dort lassen sich alle Rückrufe einsehen, die die Hersteller öffentlich gemacht haben oder vor denen die Behörden warnen. Mittlerweile ist sogar eine App verfügbar, über die man sich regelmäßig informieren lassen kann.

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