Aggressionen im Supermarkt: Angestellte berichten von Gewalt
Dass in Supermärkten vor allem zu den Kernzeiten keine angenehme Stimmung herrscht, ist ein bekanntes Phänomen. Einige Kund:innen haben sich dabei so wenig im Griff, dass sie tatsächlich gewalttätig werden. Die Übergriffe reichen von verbalen Angriffen über körperliche Taten bis hin zu Körperverletzung.
Dabei handelt es sich nicht um ein rein deutsches Phänomen: Eine aktuelle Studie der österreichischen Gewerkschaft GPA ergab, dass rund jeder zweite Handelsangestellte im Laufe seiner Tätigkeit Gewalt erlebt hat – jeder zehnte allein im letzten Jahr.
Verbale Übergriffe sind den meisten bekannt, mehr als 60 Prozent der Angestellten wurden bereits beleidigt, jede fünfte Frau berichtet von sexueller Belästigung.
Krankenhausreif geschlagen: Berichte von körperlicher Gewalt
Immer wieder kommt es dabei auch vor, dass Angestellte so zusammengeschlagen werden, dass ein Krankenhausaufenthalt notwendig wird. Davon berichtet Robert Zimmermann, der seit zehn Jahren als Aufsichtsperson bei der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW) arbeitet, gegenüber der "Lebensmittelzeitung".
"Aggressionen sind inzwischen häufig", sagt Zimmermann. Er ist für das Gebiet Südosten zuständig und hört dort von mindestens drei bis vier übergriffigen Ereignissen pro Monat. Dabei sei nicht immer raue Gewalt im Spiel, aber zumindest ein rauer Ton.
Die Gründe dafür sind vielfältig: vergriffene Sonderangebote, Probleme beim Leergut-Automaten oder eine Verkäuferin, die angeblich zu lange vor dem Regal steht.
Mehr Aggression seit der Corona-Pandemie
"Corona hat Grenzen verschoben. Viele Menschen sind deutlich aggressiver geworden, als wäre damals ein Schalter umgelegt worden", sagt Corinna Groß von der Gewerkschaft Verdi in der Lebensmittelzeitung. "Die Ereignisse sind heftiger geworden durch die Pandemie und dann so geblieben."
So kam auch eine Umfrage der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW) aus dem Jahr 2022 zu einem erschreckenden Ergebnis: Jede:r Fünfte gab an, mindestens einmal jährlich körperlich bedroht worden zu sein. Zu den erfragten Taten gehörten Anrempeln, Spucken, Treten und Schlagen.
Gewalt im Einzelhandel vor allem ein städtisches Problem
"Auf dem platten Land erleben wir derartige Phänomene seltener", berichtet Arbeitspsychologin Kathrin Schwarzmann in der "Lebensmittelzeitung".
Dass das Problem in urbanen Gebieten verstärkt wird, bestätigt auch Dennis Henkelmann, der zwei Rewe-Märkte in Berlin betreibt. Er spricht von grölenden und betrunkenen Gästen und einer Wodka-Flasche, die durch die Gegend fliegt.
Dass der Kunde immer König ist, scheint für viele noch selbstverständlich zu sein. Dieses Sprichwort geht aber auch nur dann auf, wenn sich besagter Kunde königlich verhält.