Das Konsumverhalten von Menschen in deutschen Supermärkten wandelt sich immer mehr. Gründe gibt es dafür viele: Die Geschmäcker verändern sich, viele entwickeln ein Bewusstsein für nachhaltige Lebensmittel und manche Artikel werden immer teurer. Darauf müssen Hersteller und Märkte reagieren.
Doch die Branche hat auch mit anderen Problemen zu kämpfen, etwa mit Personalmangel. Viele Handwerksberufe in der Lebensmittelindustrie sind nicht mehr so beliebt, wie sie früher einmal waren. Unter anderem Metzgereien haben Schwierigkeiten, genug Nachwuchs für die offenen Stellen zu finden.
Die Folgen sind mitunter schwerwiegend. Nun hat ein Supermarkt in Bayern aus Verzweiflung die Öffnungszeiten seiner Frische- und Grilltheke radikal angepasst. Wer zu einer späten Uhrzeit in den Markt kommt, findet die Theke leer vor.
Wie das "Oberbayerische Volksblatt" (OVB) schreibt, hat der Supermarkt Globus in der Filiale in Mühldorf am Inn die Zeiten, in denen seine Frische- oder Grilltheke geöffnet hat, stark begrenzt. Diese ist wochentags nur noch bis 14 Uhr besetzt. Grund dafür ist hier der Personalmangel.
Zu dem Schritt sah sich der Markt gezwungen, auch wenn Globus-Geschäftsführer Tobias Au gegenüber der Zeitung zugibt: "Die Kunden sind natürlich enttäuscht, wenn sie vor einer leeren Theke stehen."
Andere Angebote, wie beispielsweise die Fleischtheke, bleiben unverändert geöffnet.
Trotz der generellen Schwierigkeiten in allen Handwerksbranchen führt Josef Wimmer, Geschäftsführer der Edeka-Märkte rund um Mühldorf am Inn, spezifische Gründe für den Personalmangel bei Metzgereien an. "Die jungen Leute haben mit Fleisch und Blut nicht mehr so viel am Hut", sagte er dem OVB.
Die Fleischerinnung Heilbronn-Hohenlohe-Schwäbisch-Hall in Baden-Württemberg hat daher Ende 2023 sogar seine Teilnahme an einem Ausbildungsprojekt verkündet. In dessen Zuge sollen 2024 20 Auszubildende aus Indien in die Metzgereien der Region geholt werden.
Eine Metzgerei in Haslach, ebenfalls in Baden-Württemberg, hatte eine andere kreative Lösung parat. Dort gibt es seit dem letzten Jahr gar kein Personal mehr, dennoch hat der Laden gar 24 Stunden geöffnet. Das funktioniert über ein Selbstbedienungssystem. Laut SWR brachte dem Familienbetrieb das sogar ein deutliches Umsatzplus bei gleichgebliebenen Verkaufspreisen ein.
Doch nicht nur Metzgereien leiden unter Personalmangel. In ganz Deutschland gab es 2022 über 230.000 offene Stellen im Handwerk. Einige Branchen versuchen dies auch auszugleichen, indem sie die Ausbildung attraktiver machen – etwa mit mehr Gehalt oder besseren Arbeitszeiten.