In Deutschland ernährt sich mittlerweile ein Anteil von etwa zehn Prozent der Bevölkerung vegetarisch oder vegan. Jedes Jahr wird diese Zahl höher, immer mehr Menschen geben in Umfragen außerdem an, dass sie Fleisch und tierische Produkte zumindest bewusster konsumieren.
Vor allem der Entscheidung, eine solche Lebensweise aus Gründen des Klimaschutzes verfolgen, wird von vielen Seiten jedoch gern die Berechtigung abgesprochen. "Ein Einzelner kann das Klima nicht retten", heißt es da häufig. Eine neue Studie zeigt nun, dass die Entwicklung hin zu verbreitetem Fleischverzicht durchaus einen Einfluss auf unser Klima haben könnte.
Forschende verschiedener Disziplinen bewerteten in einer Untersuchung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), welche konkreten Auswirkungen eine sogenannte Ernährungswende auf die Klimakrise hätte. Konkret ging es dabei um die Einhaltung des beim Pariser Klimaabkommen vereinbarten 1,5-Grad-Ziels.
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine nachhaltigere Ernährung im Vergleich zu fortgesetzten Ernährungsmustern die Umweltauswirkungen der Nahrungsmittelproduktion, etwa durch Abholzung und Stickstoffeinträge, reduziert", fasst eine der Autor:innen die Studie zusammen. Auch die Treibhausgasemissionen durch die Tierhaltung könnte demnach verringert werden, wenn weniger Milch und Fleisch produziert werden müsste.
Als Leitlinie diente den Forschenden die sogenannte "EAT-Lancet Planetary Health Diet". Neben einem allgemeinen Fokus auf pflanzliche Lebensmitteln würden hierbei vor allem Regionen mit hohem und mittlerem Einkommen den Konsum von tierischen Produkten "deutlich reduzieren". Auch die Aufnahme von zugesetztem Zucker ist hier deutlich geringer angesetzt als im aktuellen Durchschnitt.
Als Flexitarier:innen werden Menschen bezeichnet, die im Alltag nur geringe Mengen an Fleisch zu sich nehmen. Flexiganer:innen achten zusätzlich auf einen eingeschränkten Konsum von tierischen Produkten wie Milch und Ei.
Ein besonderes Ergebnis der aktuellen Studie ist auch, dass die globalen Treibhausgaspreise beim Befolgen des untersuchten Modells im Jahr 2050 um bis zu 43 Prozent verringert werden könnten. Mit der CO₂-Bepreisung wird in der internationalen Politik versucht, Anreize für eine nachhaltigere Lebensweise zu schaffen.
Die Forschenden weisen in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass verschiedenste Institutionen für die Umsetzung entsprechender Veränderung in der Landwirtschaft und der Ernährungspolitik verantwortlich sind. Eine ausgedehnte Agrarwende könnte demnach verhindern, dass die Pariser Klimaziele in den kommenden zehn Jahren überschritten werden.
Das 1,5-Grad-Ziel schreibt eine Limitierung Erderwärmung von 1,5 Grad Celsius fest, ausgegangen wird dabei von einem Beginn im vorindustriellen Zeitalter. Verschiedene Berechnungen gehen davon aus, dass diese aktuell bereits erreicht ist.
Mit einer globalen Umstellung der Ernährung könnte diese Zahl auch künftig stabilisiert werden. Einer Umfrage der Nichtregierungsorganisation ProVeg zufolge bezeichneten sich zumindest in Deutschland im vergangenen Jahr 40 Prozent der Menschen als Flexitarier:innen.