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Tiktok: Metzger polarisiert mit Schlacht-Videos

Metzger Tiktok Michael Forster
Der Metzger Michael Forster schlachtet Tiere und zeigt dies auf Tiktok.Bild: tiktok / landmetzgerei_moosmeier
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Metzger schlachtet Tiere trotz Morddrohungen vor laufender Kamera

23.02.2024, 07:10
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In der beschaulichen Gemeinde Münchsteinach im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim lebt ein ungewöhnlicher Internetstar: Michael Forster von der Landmetzgerei Moosmeier. Vor zwei Jahren begann er seinen Arbeitsalltag auf Tiktok zu teilen. Seitdem erreichen seine Videos regelmäßig ein Millionenpublikum und sorgen für intensive Diskussionen. Sogar Morddrohungen erhielt der Metzger. Das hält ihn aber nicht davon ab, weiter online aktiv zu sein. Denn er hat ein Ziel.

Ein unkonventioneller Anfang auf TikTok: Schlachten vor laufender Kamera

Die meisten Menschen, die Fleisch konsumieren, kennen es vor allem aus dem Supermarkt, wo es bereits als fertiges Produkt erhältlich ist. Das landet dann in der eigenen Küche. Da wird der Herstellungsprozess gerne einmal ausgeblendet. Forster aber zeigt den Vorgang der Schlachtung öffentlich auf Tiktok, obwohl er mit zahlreichen negativen Kommentaren konfrontiert ist.

Auch Michael Forster hat das erlebt. Dennoch entschied er sich dafür, auf Tiktok aktiv zu sein.

Der Start auf der Plattform kam auf Anregung seines Auszubildenden, wie "infranken.de" berichtet. Der empfahl ihm, sie sich anzusehen, auf der viele junge Menschen unterwegs sind. "Ich habe dann diese Videos gesehen, in denen mein Beruf extrem durch den Dreck gezogen wurde. So kam mir der Gedanke, den Leuten selbst zu zeigen, wie die Arbeit eines Metzgers wirklich aussieht", wie er dem Medium gegenüber erzählt. Gesagt, getan. Schnell erlangten seine Videos große Popularität, insbesondere diejenigen, die den Schlachtprozess von Tieren zeigten.

Die Schlachtvideos erzeugen sowohl Interesse als auch Ablehnung. Forster betont jedoch, dass es ihm darum geht, die Menschen aufzuklären. Er sieht seine Inhalte als notwendige Aufklärungsarbeit an, um den Verbrauchern zu zeigen, was hinter der Fleischproduktion steht: "Viele sagen, es ist nicht richtig, sowas zu zeigen. Aber es ist genau andersherum, man muss es zeigen", sagt er gegenüber "infranken.de".

Tiktok-Metzger erhält Morddrohungen und verteidigt sich

Trotz des Zuspruchs erhält er auch Bedrohungen, darunter sogar Morddrohungen, die sogar in seinem Briefkasten landeten. Er sagt: "Mal wurde ich als Tiermörder und Tierquäler bezeichnet, mal wurde gesagt, man soll dasselbe mit mir machen wie mit den Tieren".

Doch die Anfeindungen hätten sich im Laufe der Zeit verringert, da sich einige Zuschauer:innen ihm zufolge mehr mit dem Inhalt auseinandergesetzt haben und seine Absichten erkannten.

Forster betont, dass Metzger keine Freude am Töten empfinden und dass auch er bei seiner ersten Schlachtung nervös war. Er habe sich "Gedanken darüber gemacht, dass ich einem anderen Wesen das Leben nehme", stellt er klar. Der Metzger verstehe dennoch die Vorwürfe der Tierquälerei, weist sie jedoch zurück und betont die Bedeutung seiner Arbeit für die lokale Gemeinschaft.

Tiktok-Video beeinflussen Geschäft – mal so und mal so

Forsters Videos haben nicht nur Einfluss auf die Online-Reichweite, sondern beeinflussen ihm zufolge auch das Geschäft seiner Metzgerei. Die Verkaufszahlen im Online-Shop steigen demnach an Tagen, an denen harmlosere Inhalte wie die Herstellung von Leberkäse geteilt werden. Spannend: An Tagen mit veröffentlichten Schlachtvideos gehen sie zurück. "Vielleicht wirkt das dann in dem Moment zu abschreckend", sagt er.

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