Es scheint wie eine surreale Szene aus einem Actionfilm, doch in vielen Orten ist die Straftat der Geldautomaten-Sprengung in den vergangenen Monaten zur beunruhigenden Realität geworden. Nach Angaben des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbands (RSGV) wurden 2023 allein in Nordrhein-Westfalen mehr als 150 Automaten gesprengt.
Im Raum Düsseldorf trifft die Sparkasse in diesem Zusammenhang nun drastische Maßnahmen.
Selbst bei für die Täter:innen erfolglosen Sprengungen verursachten in der Vergangenheit allein die Versuche heftige Schäden und enorme Gefahren für Anwohner:innen im Umfeld der Automaten. Um dieses Risiko einzudämmen, nimmt die Stadtsparkasse Düsseldorf nun insgesamt zwölf Geldautomaten vom Netz.
Vor knapp drei Wochen hatten Kriminelle einen Angriff auf einen Geldautomaten in der Zentralbibliothek der Heine-Uni in Düsseldorf gestartet. Teile des Gebäudes wurden derart beschädigt, dass die Einrichtung noch bis Anfang April geschlossen bleibt.
Im Anschluss an diese Tat habe man bei der Sparkasse "die Sicherheitslage neu bewertet und Risiko-Standorte definiert", erklärt ein Sprecher gegenüber der "Rheinischen Post". Dies gelte vor allem für Automaten, die sich in Gebäudekomplexen mit angrenzenden Wohnungen befänden.
Die Stilllegung der Automaten bedeutet für viele Stadtteile in Düsseldorf auch eine schlechtere Bargeldversorgung. Insgesamt gehen in den kommenden Wochen acht Prozent der Sparkassen-Automaten vom Netz.
Der Vorstand der Bank kündigte in der "Rheinischen Post" in diesem Zusammenhang den Bau neuer Automaten an Alternativ-Standorten an. Mithilfe moderner Sicherheitstechnologien, die an den alten Standorten oft nicht möglich wären, wolle man den Bürger:innen hier mehr Schutz bieten.
Als gängige Technologie hat sich der Einsatz von Tintenpatronen durchgesetzt, in Schweden, Belgien und Frankreich ist dieser sogar schon gesetzlich verpflichtend. Konkrete Zahlen zur Abschreckung durch die Patronen gibt es allerdings nicht, vermutet wird zudem ein bestehender Schwarzmarkt für eingefärbtes Geld.
Möglicherweise auch aus diesem Grund verfolgen andere Banken in Düsseldorf zunächst keinerlei Umstrukturierungspläne. Laut dem Bericht der "Rheinischen Post" planen weder die Deutsche Bank noch die Volksbank Automaten stillzulegen.
Nordrhein-Westfalen gilt laut Expert:innen vor allem durch die Nähe zu den Niederlanden als beliebtes Angriffsziel, da viele kriminelle Banden dort ihre Basis haben sollen. Gut 50 Prozent der in der Vergangenheit durch das Bundeskriminalamt festgenommenen Tatverdächtigen hatten die niederländische Staatsangehörigkeit.
Im Schnitt soll die Sprengung von Geldautomaten den kriminellen Banden eine Beute von knapp 100.000 Euro einbringen. Genaue Zahlen vermeidet die Polizei, um nachahmende Taten zu unterbinden.