Verbraucher:innen mussten bei Lebensmitteln schon viele Preissteigerungen in Kauf nehmen. Nun müssen sie sich auf die nächste Preiserhöhung einstellen, und das ausgerechnet bei der Lieblingssüßigkeit Nummer eins: Schokolade. Für die Herstellung von Schokolade braucht man – natürlich – Kakao. Doch in kurzer Zeit sind die Preise für den wichtigsten Rohstoff für Schokolade explodiert.
Knapp 5500 Euro kostet eine Tonne Rohkakao momentan. Ein Rekordhoch. Anfang Januar lag der Preis unter 4000 Euro. Vor einem Jahr noch unter 2500 Euro. Eine Preisexplosion mit Folgen. Verbraucher:innen müssen beim Schokoladen-Kauf bald womöglich tiefer in die Tasche greifen. Solveig Schneider, die stellvertretende Geschäftsführerin des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI), sagt:
Die Entwicklung geht auch an den Schokoladenherstellern nicht vorbei. Der bekannte Hersteller Ritter Sport will sich zu möglichen Preiserhöhungen jedoch nicht konkret äußern. Kartellrechtliche Gründe, heißt es.
Ein Sprecher erklärt aber: "Ein Kilo Kakao ist knapp drei Euro teurer als noch vor einem Jahr. Was das für die Herstellungskosten einer 100-Gramm-Schokoladentafel bedeutet, die zwischen 35 und 70 Prozent Kakao enthält, kann sich jeder selbst ausrechnen, aber wir bewerten aktuell gesamthaft die Situation."
Michele Buck ist Chefin des US-Unternehmens Hershey. Sie schließt eine Preiserhöhung zumindest nicht aus. "Angesichts der aktuellen Lage bei den Kakaopreisen werden wir jedes Instrument in unserem Werkzeugkasten nutzen, einschließlich der Preisgestaltung, um das Geschäft zu steuern", sagte sie Mitte Februar. Das Unternehmen Nestlé hatte sich in eine ähnliche Richtung geäußert.
Eine klare Aussage zu möglichen Preissteierungen bleibt auch beim Handel aus. Man äußert sich zurückhaltend. Ein Sprecher von Rewe berichtet aber, dass die weltweite Nachfrage deutlich größer sei als das Angebot.
Dennoch lasse sich "nicht per se ableiten, dass Schokolade oder kakaohaltige Produkte" teurer werden. Gründe dafür seien der intensive Preiswettbewerb, laufende Verträge, Bevorratungen der Hersteller sowie der tatsächliche Kakaoanteil.
Die Ursache für den enormen Preisanstieg bei Rohkakao sehen Expert:innen in der fortschreitenden Verknappung des Angebots in Anbauländern wie Ghana oder der Elfenbeinküste. Das Klima und die Extremwetterbedingungen macht den Ländern beim Anbau von Kakao zu schaffen. Durch längere Dürreperioden, Starkregen, Überflutungen und Pflanzenkrankheiten gab es zuletzt deutlich geringere Erträge. Teilweise wurden die Ernten sogar komplett zerstört.
Verbraucherschützer:innen beobachten die Preisentwicklung bei Schokolade schon lange. Schokolade sei auch ohne den Anstieg der Rohstoffpreise regelmäßig teurer geworden, sagt Armin Valet, Lebensmittel-Experte bei der Verbraucherzentrale. Hersteller und Händler wüssten, dass Kund:innen bei Genussmitteln, also auch bei Schokolade, weniger auf den Preis gucken würden. "Deshalb erhöhen sie besonders gern die Preise", sagt er.
Valet geht ebenfalls davon aus, dass Schokolade teurer wird. Er kann sich aber auch etwas anderes vorstellen: dass die klassische Tafel kleiner wird.
(Mit Material von dpa)