Viagogo droht das Aus: Regierung geht gegen überteuerte Tickets vor
Die britische Regierung will den Ticket-Weiterverkauf zu überhöhten Preisen stoppen. Künftig soll der Weiterverkauf von Tickets nur noch zum Originalpreis erlaubt sein. Plattformen wie Viagogo und StubHub könnten dadurch massiv unter Druck geraten.
Die Entscheidung, die am Mittwoch offiziell bekannt gegeben werden soll, folgt auf einen offenen Brief von Künstler:innen wie Radiohead, Dua Lipa und Coldplay. Sie fordern ein Ende des Ticket-Wuchers und appellierten an Labour-Chef Keir Starmer, sein Wahlversprechen einzulösen.
Der Plan sieht laut dem "Guardian" vor, dass niemand ein Ticket teurer weiterverkaufen darf, als er es selbst gekauft hat. Auch die Gebühren, die Wiederverkaufsplattformen wie Viagogo oder StubHub erheben, sollen gedeckelt werden. Ziel ist es, überhöhte Preise und künstlich in die Höhe getriebene Gebühren zu verhindern.
Schwarzhändler im Visier der Regierung
Das Verbot soll auch für Social-Media-Plattformen gelten, die oft unregulierte und potenziell betrügerische Tickets anbieten. Wer Tickets weiterverkauft, darf zudem nicht mehr Karten anbieten, als er ursprünglich kaufen durfte. Ein Lizenzsystem für Wiederverkaufsplattformen wird es jedoch nicht geben. Stattdessen sollen die Plattformen rechtlich haften, wenn Verkäufer:innen gegen die neuen Regeln verstoßen.
Künstler wie Ed Sheeran und die Pixies haben in der Vergangenheit immer wieder gegen Schwarzhändler gewettert, die ihre Fans ausnutzen. Eine Untersuchung des "Guardian" zeigte, dass professionelle Ticket-Händler bei der diesjährigen Oasis-Reunion-Tour massiv abkassierten.
Millionenverluste für Fans durch Wucherpreise
Die Verbraucherorganisation "Which?" veröffentlichte kürzlich Details zu den extremen Preisen, die Schwarzhändler auf Plattformen wie Viagogo und StubHub verlangen. So wurden Oasis-Tickets für Konzerte im Wembley-Stadion für bis zu 4442 Pfund (etwa 5108 Euro) angeboten.
Die geplanten Maßnahmen stoßen bei den betroffenen Plattformen auf heftigen Widerstand. Ein Sprecher von Viagogo warnte, dass Preisobergrenzen die Fans auf unregulierte Schwarzmarkt-Plattformen treiben könnten. Ähnliche Regelungen in Irland und Australien hätten zu einer höheren Betrugsrate geführt. Auch StubHub äußerte Bedenken und sprach von einem erhöhten Risiko für Fans.
Situation in Deutschland: BDKV warnt vor Ticket-Wucher
Auch in Deutschland ist der gewerbliche Weiterverkauf von Tickets ein großes Problem. Der Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV) hat in den letzten Jahren umfassende Maßnahmen ergriffen, um den ausufernden Handel einzudämmen. Dieser schädigt nicht nur Künstler:innen und Veranstalter:innen, sondern auch die Fans.
Häufig erkennen Käufer:innen erst später, dass sie Tickets mit hohem Preisaufschlag über eine Zweitmarkt-Plattform erworben haben. Besonders ärgerlich wird es, wenn sich am Veranstaltungstag herausstellt, dass das Ticket entweder verbotenerweise weiterverkauft wurde oder sogar eine Fälschung ist – und der Zutritt zur Veranstaltung verweigert wird.
Der BDKV rät daher, beim Ticketkauf genau zu prüfen, ob der Preis dem Nominalwert entspricht oder ob ein Aufschlag verlangt wird. Ein Vergleich mit Angeboten auf etablierten Verkaufsportalen kann helfen, überhöhte Preise zu vermeiden.
In den letzten Jahren sind Plattformen wie Twickets oder das interne Umtauschsystem von Ticketmaster entstanden, die Tickets zum Originalpreis weiterverkaufen. Diese könnten durch die neuen Regelungen an Bedeutung gewinnen.
Die britische Regierung will mit den Maßnahmen den Ticket-Wucher eindämmen und den Fans den Zugang zu Live-Events erleichtern. Ob die geplanten Gesetze tatsächlich den gewünschten Effekt haben, bleibt abzuwarten.
