Leben
Job & Uni

Arbeit: Unternehmer findet Angestellte zu langsam und hat fiese Klo-Idee

Wenn deine Chefin kontrolliert, wann und wie oft du die Toilette aufsuchst, geht etwas schief im Unternehmen.
Wenn deine Chefin kontrolliert, wann und wie oft du die Toilette aufsuchst, geht etwas schief im Unternehmen.Bild: Getty Images
Job & Uni

Mit dieser Toilette sollen Chefs ihre Mitarbeiter dazu bringen, mehr zu arbeiten

23.12.2019, 09:4724.02.2020, 07:16
Mehr «Leben»

Während der Arbeitszeit auf Toilette zu gehen, sollte selbstverständlich sein. Solange du nicht gerade in der Gehaltsverhandlung aufspringst und aufs Örtchen rennst oder eine OP am offenen Herzen unterbrichst, ist die Klo-Pause auch kein Vorfall, der weiter diskutiert werden sollte.

Dennoch kommt es immer wieder zu Vorfällen, bei denen sich Arbeitgeber über ausgiebige Toiletten-Pausen ihrer Mitarbeiter beschweren. Schließlich werden die Gänge während der Arbeitszeit vorgenommen und gelten offiziell nicht als Pause.

Eine unbequeme Toilette im Job soll für kürzere Pausen sorgen

Ein britischer Unternehmer will mit seinem Produkt nun die Lösung dafür gefunden haben, wenn der Kollege zu viel Zeit auf dem Lokus verbringt: eine unbequeme Toilette, auf der Arbeitnehmer nur wenige Minuten sitzen können. "StandardToilet" heißt das Klo, dessen Schüssel 13 Grad abgeneigt ist – damit es sich so gemütlich sitzt wie auf einer abschüssigen Skipiste.

Arbeitnehmer machen zu lange Pausen, meint der Erfinder von "StandardToilet"

Auf der Website des Herstellers heißt es, die Industrie in Großbritannien verliere jedes Jahr 4 Milliarden Pfund (etwa 4,7 Milliarden Euro), weil Arbeitnehmer so lange Pausen machen würden. Ob der Schaden speziell durch Klo-Pausen zustande käme, steht nicht mit dabei.

Der britischen Online-Plattform "Wired" gegenüber sagt der Erfinder von "StandardToilet", Mahabir Gill, dass er in seiner Arbeit als Berater ständig schlafende Mitarbeiter auf Toiletten angetroffen habe. Auch in seiner Freizeit sei er genervt gewesen. Wenn er unterwegs mal musste, wäre die Schlange an öffentlichen Toiletten immer so lang gewesen, weil die Leute zu viel Zeit auf dem Pott verbrachten.

So entstand die Idee zu "StandardToilet": Die leicht abgeneigte Sitzfläche sei gesundheitlich unbedenklich, aber gerade unbequem genug, um nicht drauf einzuschlafen oder sich eine halbe Stunde lang in Insta-Storys zu vertiefen. Denn das würde ganz schön in die Oberschenkel gehen.

Zudem soll "StandardToilet" Hämorrhoiden vorbeugen und die Beckenbodenmuskulatur unterstützen. Vor allem aber geht es darum, Arbeitgeber zu unterstützen. Daraus macht Gill kein Geheimnis – bei "Wired" sagt er:

"Nicht der Arbeitnehmer, sondern der Arbeitgeber profitiert. Denn er spart Geld."

Dein Chef darf dir nicht vorschreiben, wie lange und oft du auf Toilette gehst

Dass ein Arbeitgeber mithilfe von Produkten wie "StandardToilet" den Toilettengang seiner Mitarbeiter nahezu kontrolliert, ist grenzwertig. Wie oft und wie lange du ums Eck gehst, darf dein Vorgesetzter nicht festlegen, denn das würde das Persönlichkeitsrecht verletzten.

Außerdem ist ein Gang ins Bad in der Regel nur eine kurze Unterbrechung der Arbeitszeit und gilt nicht als Pause. Ähnlich, wie wenn du kurz deine Augen entspannst und mal zwei Minuten nicht auf den Bildschirm starrst. So heißt es auf der Website der Kanzlei Hasselbach:

"Es ist allerdings nicht möglich, solche kurzen Unterbrechungen grundsätzlich zu untersagen oder von vornherein auf eine maximale Dauer oder Frequenz zu begrenzen, da hierdurch das allgemeine Persönlichkeitsrecht des Arbeitnehmers verletzt würde (ArbG Köln, 21.01.2010, 6 Ca 3846 / 09)."

Solltest du allerdings sehr lange in der Toilette bleiben, zum Beispiel um zu telefonieren oder tatsächlich um ein Nickerchen zu halten, könnte das Stress mit dem Chef geben. Lohnkürzung oder im schlimmsten Fall Kündigung könnten drohen. Das passiert allerdings nur im Extremfall. Auf der Seite der Rechtsanwälte Hasselbach heißt es dazu:

"Das AG Köln urteilte in diesem Zusammenhang, dass tägliche Toilettenaufenthalte von über 30 Minuten noch keine Lohnkürzung rechtfertigen (Urteil vom 21. Januar 2010, Az. 6 Ca 3846/09)."

Wenn dein Chef deinen Klo-Gang überwacht, solltest du über einen Job-Wechsel nachdenken

Auch muss dein Arbeitgeber nachweisen können, dass du zu viel Zeit im Bad verbringst. Grundlos rund um die Uhr überwachen, gar noch mit Chip-Karten oder Videokamera, ist nicht zulässig. Stichproben in Form von Protokollen sind allerdings möglich, schreibt die Kanzlei Hasselbach.

Aber mal ehrlich: Wenn dein Chef misst, wie lange du auf dem Klo bist, oder geschweige denn eine "StandardToilet" anbringt, willst du dir womöglich eh überlegen, ob du da noch arbeiten willst. Wessen Mitarbeiter eine unbequeme Toilettenschüssel im Büro brauchen, um sich nicht vor der Arbeit drücken zu können: Der sollte vielleicht die Arbeitsweise im Unternehmen ändern.

(ak)

Hartz 4 oder Arbeitslosengeld: Was nach dem Jobverlust kommt
Video: watson
Vier Jahre Lockdown: Hat Corona meine unbeschwerte Jugend zerstört?

Die Welt steht still, die Straßen sind leer und im Supermarkt ist das Klopapier ausverkauft. Vier Jahre sind seit dem Start des ersten Lockdowns bereits vergangen. Schulen, Restaurants, Cafés und Clubs mussten schließen, sämtliche Veranstaltungen wurden abgesagt und das soziale Leben wurde auf null heruntergefahren. Gerade Jugendliche haben in dieser Zeit gelitten und einen prägenden Abschnitt ihres Lebens verpasst. Auch unsere Autorin gehört zu dieser Generation. Zum Lockdown-Jahrestag blickt sie zurück und fragt sich: Hat Corona wirklich meine unbeschwerte Jugend zerstört?

Zur Story