Viele Corona-Erkrankungen verlaufen symptomlos. Unter Umständen hast du also bereits Corona bekommen und es nicht einmal gemerkt. Klar, dass sich viele Menschen daher gerne testen lassen würden, um Gewissheit zu haben.
Bei Deutschlands Spitzen-Politikern, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel, werden die Tests im regelmäßigen Abstand durchgeführt. Für die Masse gilt: Um auf Corona getestet zu werden, muss man Krankheitssymptome aufweisen und aus einem Risikogebiet kommen beziehungsweise mit einer positiv getesteten Person zu tun gehabt haben. (Mehr Informationen hier.)
Aber wäre es nicht sinnvoll, alle daran Interessierten zu testen – ob nun Symptome oder nicht? Im MDR-Podcast "Kekulés Corona-Kompass" beantwortet Virologe Alexander Kekulé diese Frage.
"Da muss man ein bisschen unterscheiden zwischen der Situation jetzt und was wir hoffentlich bald haben", erklärt der Wissenschaftler. "Was wir jetzt haben, ist, dass die Tests relativ knapp sind und da ist es vernünftig, dass man diese Tests für die medizinisch relevanten Fälle aufhebt." So empfiehlt es auch das Robert-Koch-Institut.
Laut Angaben des Bundesgesundheitsministeriums soll die Kapazität derzeit bei 300.000-500.000 Tests pro Woche liegen, der Berufsverband Deutscher Laborärzte meldet allerdings, dass schon jetzt die Testmaterialien knapp werden.
Sich zur Sicherheit testen zu lassen, ist aber auch aus einem anderen Grund momentan Unsinn, so Kekulé weiter: Der derzeitige Test zeigt nämlich erst positiv an, wenn sich das Coronavirus bereits voll im Körper entfaltet hat.
Bedeutet: Der Test zeigt zwar kein Corona, das Virus ist jedoch schon im Körper. "Da testet man in der Inkubationszeit, man ist negativ – und ein, zwei Tage später scheidet man doch Viren aus", so der Wissenschaftler weiter. Man müsse den Test also ständig wiederholen, um eine valide Aussage zu haben.
Und das würde nicht nur teuer, sondern auch anstrengend. Denn wer symptomfrei ist, aber auf einen Test besteht, muss die 170 Euro dafür aus eigener Tasche zahlen. Noch dazu wird sofort nach dem Test eine 2-wöchige Quarantäne verordnet, bis die Ergebnisse da sind. Eine strenge Maßnahme, die laut dem Virologen zu hart ist. "Weil viele Leute sich einfach aus einer übergroßen Sorge testen lassen."
Sein Rat: Lass den Test lieber sein. Zumindest vorläufig!
"Wenn wir aber bald in der Situation sind, dass wir wesentlich mehr testen als bisher, vielleicht auch mit einem neuen Verfahren", so Kekulé weiter, "dann kommt es so, dass quasi jeder Bundeskanzler sein darf."
Er hofft auf eine Liberalisierung, wenn Corona so schnell getestet werden könnte wie eine Schwangerschaft. Seine Idealvorstellung? "Jeder darf sich testen wie er will, ohne irgendwelche Formalie." Das könnte den Umgang der Bevölkerung mit der Krankheit erleichtern – und Besuche bei den Großeltern wieder einen Schritt näher bringen.
(jd)