Eine weitere Berufsgruppe reiht sich in die deutsche Streikwelle ein: Wegen eines Warnstreiks des Praxispersonals müssen Patient:innen am 8. Februar mehr Zeit für den Arztbesuch einplanen. Der Verband medizinischer Fachberufe (vmf) rief bundesweit rund 330.000 Medizinische Fachangestellte und Arzthelfer:innen zur Arbeitsniederlegung auf. Dadurch kann es zu Verzögerungen und einzelnen Praxisschließungen kommen.
Patient:innen, die das Pech haben, genau an diesem Tag einen Arzttermin zu haben, sollen "wenn möglich vorab ihre Hausarztpraxis kontaktieren", um gegebenenfalls den Termin zu verschieben, sagte die Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands, Nicola Buhlinger-Göpfarth der Nachrichtenagentur AFP. Die Akutversorgung werde aber gewährleistet.
Vertreter:innen der Ärzteschaft zeigten Verständnis für den Warnstreik des Personals, das vielfach unter hoher Arbeitsbelastung leide. Der Berufsverband vmf will mit dem Warnstreik grundlegende Verbesserungen beim Gehalt durchsetzen.
Doch wie viel verdient ein:e Arzthelfer:in, die professionell als Medizinische Fachangestellte bezeichnet wird, eigentlich? Die Ausbildung für diesen Beruf dauert in der Regel drei Jahre. Die Vergütung variiert dabei je nach Ausbildungsbetrieb, doch im Durchschnitt beträgt das Gehalt laut dem Portal "medi-karriere.de":
Nach dem Abschluss der Lehre liegt das Einstiegsgehalt im Schnitt bei circa 2000 Euro bis 2800 Euro. Der Verdienst hängt auch davon ab, wie groß die Praxis ist, in welchem Bundesland sie liegt und ob sie tarifgebunden ist. Private Praxen sind nämlich oft nicht tarifgebunden und können daher die Gehälter selbst festlegen, welche deshalb oft niedriger ausfallen. Bei einer staatlichen oder kirchlichen Einrichtung wird nach Tarifvertrag vergütet, deshalb fällt der Lohn oft besser aus als bei privaten Praxen.
Die Tarifverhandlungen laufen bereits seit November. Laut Branchenverband wurde ein Paket vorgelegt, das eine prozentuale Gehaltssteigerung von durchschnittlich 14,6 Prozent über alle Berufsjahr- und Tätigkeitsgruppen forderte. Das Angebot der Arbeitgeberseite würde den Angaben zufolge nur eine durchschnittliche Erhöhung von 5,5 Prozent bewirken. Dies ist ein Unterschied von circa neun Prozent und den Arzthelfer:innen zu wenig.
Buhlinger-Göpfarth, die Vorsitzende des Hausärzteverbands, findet die Forderungen des medizinischen Fachpersonals "nur nachvollziehbar". Sie forderte Politik und Krankenkassen deshalb zu einer besseren Entlohnung der Praxen auf, so dass diese ihr Personal besser bezahlen können. Zur Lage der Praxisbeschäftigten sagte die Verbandsvorsitzende zu AFP: "Durch ihren unermüdlichen Einsatz halten sie unsere Praxen nicht nur am Laufen, sie spielen auch in der Patientenversorgung eine immer zentralere Rolle".
Auch der Virchowbund, der die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte vertritt, unterstützt den Streik. "Die Praxen sind chronisch unterfinanziert, das bekommen auch unsere MFA täglich zu spüren", erklärte Dirk Heinrich, der Bundesvorsitzende des Virchowbundes zur Lage der Medizinischen Fachangestellten.
Heinrich wies darauf hin, dass sich inzwischen bei den Praxisangestellten "Stress und Arbeitsbelastung ins Unerträgliche" steigerten. "Viele orientieren sich trotz Liebe zu ihrem Beruf um und verlassen die ambulante Versorgung." Der Virchowbund rief alle Praxisinhaber:innen auf, den Streik "so weit wie möglich" zu unterstützen.
(mit Material der AFP)