Kaum neigt sich das Jahr dem Ende zu, beginnen die Menschen auch schon wie verrückt ihr Glück zu jagen. Schnell wird Blei in einem Löffel geschmolzen und in kaltes Wasser gekippt, um darauf die entstandenen Brocken irgendwelchen Formen zuzuordnen. Wer kein Hufeisen oder Kleeblatt erkennt, zerschlägt etwas Glas an einer Hauswand – Scherben bringen ja bekanntlich Glück.
Doch bevor ihr eure guten Sektgläser ins Jenseits befördert, könnt ihr auch auf die Bräuche anderer Länder zurückgreifen. Schließlich führen viele Wege in ein erfolgreiches Jahr. Welche Wege es neben Bleigießen und Scherben noch gibt, lest ihr im Überblick.
In Brasilien spielt die Kleidung eine wichtige Rolle. So wird dort traditionell Weiß getragen. Die Farbe Weiß steht für Reinheit und Frieden, was sich wiederum aufs neue Jahr übertragen soll. Das gilt allerdings nicht für die Unterwäsche. Hier stimmen die Einwohner die Farbe ihrer Boxershorts oder Schlüpfer auf persönliche Wünsche ab: Rot steht für Liebe, Grün für Hoffnung und Gelb für Glück. Ob es funktioniert, alle Farben gleichzeitig zu tragen, ist allerdings unklar.
Ein weiterer brasilianischer Weg zum Glück ist das Wellenhüpfen. Dabei begibt man sich ans Meer und springt über sieben anrollende Wellen.
Trauben bringen Glück – zumindest in Spanien. Sobald die Glocken dort Mitternacht läuten, essen die Spanierinnen und Spanier zu jedem Glockenschlag eine Weintraube. Dadurch sollen Wünsche erfüllt werden. Doch Obacht: Wer zum zwölften Glockenschlag nicht die gleiche Anzahl Weintrauben verspeist hat, wird im kommenden Jahr kein Glück haben.
In Schottland gibt es zu Silvester viele Traditionen, um erfolgreich ins neue Jahr zu starten. Eine ist das First Fooding. Dabei besuchen die Schottinnen und Schotten ihre Freunde gleich nach Mitternacht. Ziel ist es, das Wunschhaus als Erster zu betreten, um im folgenden Jahr zum Glücksbringer zu werden.
In einigen kleinen Dörfern gibt es auch noch das Saining. Dabei werden Häuser von ihren Einwohnern mit Weihwasser bespritzt. Danach wird bei verschlossenen Fenstern und Türen Wacholder angezündet. Sobald auch der letzte Einwohner niest und hustet, werden Türen und Fenster wieder geöffnet und das neue Jahr ins Haus gelassen.
Glücksspiele gehören in Griechenland zu Silvester dazu. Wer bei den Karten- oder Würfelspielen gewinnt, wird im kommenden Jahr besonders glücklich sein. Da die Beteiligten häufig mit echtem Geld spielen, ist das allerdings wenig überraschend.
Wer alles verliert, bekommt nach Mitternacht eine zweite Chance: Dann wird der traditionelle Kuchen Vassilopitta angeschnitten und verteilt. Im Kuchen wird ein Geldstück eingebacken. Der Finder gilt als Glückspilz des Jahres; sofern er sich keinen Zahn abbricht.
In Argentinien herrschen im Dezember in der Regel sommerliche Temperaturen. Trotzdem lassen es die Einwohner dort schneien. Dafür verstreuen sie Papierschnitzel auf den Straßen. Diese stehen symbolisch für die Altlasten des vergangenen Jahres. Entsprechend wird in den Büros fleißig geschreddert. Wie wohl die Straßenreinigung zu dem Brauch steht?
Was in Deutschland das Bleigießen ist, sind in Tschechien die Apfelorakel. Dabei wird aus dem Kerngehäuse eines halbierten Apfels abgelesen, wie es um das Schicksal eines Menschen steht. Liegen die Kerne kreuzförmig, steht Unheil für das kommende Jahr an; sind sie hingegen sternförmig angeordnet, bedeutet das Glück.
In den Staaten gibt es zu Silvester traditionell Linsen, da sie einen Geldsegen verheißen sollen. Außerdem wird das Essen dort häufig ringförmig serviert – das soll Glück bringen. In einigen Staaten gilt zudem die "Nothing goes out"-Regel. Dabei darf niemand das Haus verlassen, da derjenige das Glück mit sich nehmen kann.
Wenn du beim Bleigießen nur graue, undefinierbare Klumpen bekommst, dir aber dennoch ein wenig Glück für das neue Jahr wünschst, kannst du ja eine der genannten Traditionen ausprobieren. Schließlich wird es Fortuna wohl kaum interessieren, wo du dich befindest. Viel Glück und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
(tkr)