Bei einer Frage wird das stille Örtchen schnell zum Ort lauter Diskussion: Drucklufthandtrockner, Papier oder Warmlufttrockner? Letztere blasen meist mit so wenig Kraft, dass das Händetrocknen zur Lebensaufgabe wird. Papier ist oft aus oder es meldet sich das Öko-Gewissen.
Und Drucklufthandtrockner, die sind unhygienisch und eklig. Das hast du zumindest mal irgendwo gelesen oder gehört.
Doch stimmt es wirklich, dass der Drucklufthandtrockner eine Keimschleuder ist, von dem du besser die Finger lassen solltest?
Die Antwort: Ja. Aber es gibt noch ein größeres Problem auf dem stillen Örtchen als die Art des Händetrocknens.
In den letzten Jahren haben sich zahlreiche Studien mit Drucklufthandtrocknern und ihren Konkurrenten befasst, um herauszufinden, welche Form des Händetrocknens am hygienischten ist. Die Ergebnisse fallen je nach Studie unterschiedlich aus.
Das Problem ist, dass diese nicht rein wissenschaftliche, sondern vor allem auch wirtschaftliche Interessen verfolgten. An fast allen Studien waren Hersteller von Papierhandtüchern oder elektrischen Handtrocknern beteiligt.
In den folgenden Jahren erschien eine Vielzahl an weiteren Studien, deren Ergebnisse für Handlufttrockner negativ ausfielen.
Der Tenor: Durch den Luftstrom elektrischer Handtrockner werden Bakterien und Viren großflächig in die Luft geblasen und über den Raum verteilt. Somit erhöhen sie Infektionsrisiken.
Eine Studien aus 2015, durchgeführt an der University of Westminster von Mikrobiologe Keith Redway, zeigte: Besonders viele Keime werden durch Hochgeschwindigkeitsgeräte (Jetstreams) verteilt. Sie erzeugen einen Luftstrom von über 600 Kilometern pro Stunde.
In Räumen mit diesen Jetstreams befanden sich 1300 Mal so viele Viruspartikel wie in Räumen mit Papiertüchern und über 60 Mal so viele wie in Toilettenräumen mit Warmluft-Händetrocknern. Gerade für Kinder, deren Gesicht sich häufig auf Höhe der elektrischen Trockner befindet, seien die Geräte ein Gesundheitsrisiko.
Auf öffentlichen Toiletten begegnen einem auch immer wieder Menschen, für die sich die Frage "Papier oder Handtrockner?" gar nicht erst stellt. Sie wischen ihre Hände kurz an der Hose ab oder verzichten aufs Abtrocknen.
Dabei ist das gründliche Abtrocknen nach dem Händewaschen wichtig, um sich restlos von feuchtigkeitsliebenden Keimen zu befreien. Außerdem sorgt die Reibung für zusätzliche Sauberkeit. Deshalb ist das sorgfältige Trocknen laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) "fester Bestandteil zum wirksamen Händewaschen". Sie empfiehlt auf ihrer Website, dabei Papiertücher zu nutzen.
Während die Diskussionen um Drucklufthandtrocknern nicht abreißen und wahrscheinlich weiter Geld in Studien fließen wird, stellt sich eine Frage: Warum reden wir nicht über's Händewaschen? Denn hier liegt das eigentliche Problem.
Laut Untersuchungen der SRH Hochschule Heidelberg waschen sich nur acht Prozent der Menschen die Hände richtig. Richtig heißt: So, wie es die BZgA empfiehlt, um Krankheitserreger loszuwerden. Wären hier alle etwas gründlicher, wäre die Keimbelastung auf öffentlichen Toiletten deutlich geringer – Drucklufthandtrocknern hin oder her.