
Die Außengastronomie hat bereits vielerorts wieder geöffnet. Doch Maske muss weitgehend immer noch getragen werden.Bild: IMAGO / Ralph Peters
Gesundheit & Psyche
29.05.2021, 14:0029.05.2021, 14:12
Die Neuinfektionen gehen zurück, die Inzidenz sinkt: Deutschland
öffnet sich wieder. Doch wie kommen wir mit den zurückgewonnenen
Freiheiten zurecht? Und welche Corona-Maßnahmen könnten uns auch in
Zukunft nützen?
Rückkehr zur Normalität? Wann und wie?
Dicht gedrängt im Club tanzen, ohne Maske
Bahn fahren: Aus Sicht von Experten werden sich viele Menschen nach
den Lockerungen der Corona-Maßnahmen an ihre zurückgewonnenen
Freiheiten erst wieder gewöhnen müssen. "Sich von den neuen
Gewohnheiten und Regeln jetzt wieder zu lösen, fällt vielen schwer",
sagt Simone Dohle, Gesundheits- und Sozialpsychologin an der Uni
Köln. Abstand halten, Maske tragen und zu Hause arbeiten – diese
Routinen seien für die Menschen eine Art Anker gewesen, der geholfen
habe, durch die Unsicherheiten der Pandemie zu kommen.
Einen Cappuccino im Café trinken, in der Innenstadt shoppen gehen – jeder Mensch habe ein anderes Tempo bei der Rückkehr zur Normalität,
sagt Martin Grunwald, experimenteller Psychologe und Leiter des
Haptik Labors an der Uni Leipzig. Es werde nun eine Übergangszeit
brauchen, um sich an die Lockerungen zu gewöhnen. "Die jungen Leute
werden die Eisbrecher sein."
Dauerhaft auf Händeschütteln, Umarmungen und Küsschen zu verzichten,
sei aber undenkbar. Die Nähe zu anderen sei in der Natur des Menschen
verankert, so der Experte. "Für unsere Spezies ist es ziemlich
dramatisch, wenn wir uns nicht unbefangen berühren können."
Bereits zu Beginn der Pandemie sei es den Menschen schwer gefallen,
sich an die neuen Maßnahmen und die fehlende Nähe zu gewöhnen, sagt
Dohle. Beim Einkaufen an die Maske denken, bei der Begrüßung nicht
die Hand, sondern den Ellbogen reichen: Verhalten, das erst nach
vielen Wiederholungen zur Routine werde. Gewohnheiten zu ändern, sei
ein großer kognitiver Aufwand. "Am Anfang haben sich Masketragen und
Abstandhalten komisch angefühlt, jetzt ist es der neue Status quo."
Wie wird es, wieder in großen Gruppen zusammenzustehen?
Deshalb sei es derzeit auch ein komisches Gefühl, im Fernsehen
Menschenmassen zu sehen, die eng beieinander stünden oder feierten.
"Menschliche Nähe ist aber ein Grundbedürfnis", sagt Dohle. "Es gibt
Leute, die sehnen sich danach, wieder in Menschenmassen zu stehen.
Die werden dann auch schnell wieder in Clubs wollen." Andere, die
sich dabei unwohl fühlten, würden damit noch warten.
Früher oder später seien Küsschen, Umarmungen und Nähe aber wieder
Teil unseres Alltags, sagt Grunwald. "Ich denke nicht, dass es
langfristig Veränderungen in unserem sozialen Körperkontakt geben
wird. In ein bis zwei Jahren wird das quasi vergessen sein."
Können wir nach der Pandemie Maske, Abstand und Co. also aus unserem
Leben verbannen? Lieber nicht, sagt Jörg Timm, Direktor des Instituts
der Virologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. "Wenn man selbst
Zeichen einer Erkältung hat, ist es durchaus sinnvoll, auch in
Zukunft eine Maske aufzuziehen, um andere zu schützen". Vor allem mit
Blick auf die Grippesaison.
"Wir hatten eine gewisse Sorglosigkeit bei der Ansteckungsgefahr für
das Umfeld, wenn man selbst krank ist", sagt Timm. "Das Bewusstsein,
das während Corona entstanden ist, dass ich mit meiner persönlichen
Erkrankung auch andere Menschen gefährden kann, ist wichtig." Auch
regelmäßiges Händewaschen und das Einhalten der Husten-Etikette
hätten während der Krise Wirkung gezeigt, die Grippesaison sei
vollständig ausgefallen. "Gründliches Händewaschen und deutlich
weniger Händeschütteln wirken."
(vdv/dpa)
Verbraucher:innen bekommen mehr und mehr die Möglichkeit, ihren Einkauf im Self-Checkout zu bezahlen. Die Automaten, an denen sie die Produkte selbst scannen und kontaktlos bezahlen können, gibt es mittlerweile in zahlreichen Läden, auch in Supermärkten und Discountern.