In Deutschland kursiert derzeit eine Droge, die besonders gefährlich ist. Sie heißt "Blue Punisher". In Altentreptow im Osten Mecklenburg-Vorpommerns nimmt am Montag, dem 26. Juni, eine 13-Jährige die blaue Ecstasy-Pille und stirbt danach. Sie scheint nicht die einzige zu sein, deren Tod vermutlich mit der Droge zu tun hat.
Eine 14-Jährige und eine 15-Jährige liegen derzeit ebenfalls mit kritischem Zustand im Krankenhaus. Sie alle haben mutmaßlich die "Blue Punisher" geschluckt.
Watson erklärt, warum genau diese Ecstasy-Pille so gefährlich ist, wie sie wirkt und wie du dich vor einer Überdosis schützen kannst. Außerdem haben wir wichtige Informationen, wie du dich verhalten solltest, wenn du oder jemand anderes die "Blue Punisher" geschluckt hat.
Bei der Punisher handelt es sich um sehr hoch dosiertes Ecstasy. Der typische Inhaltsstoff MDMA-Hydrochlorid wird laut Information des Drogenprüflabors Drugchecking Berlin zumeist gerade noch vertragen, wenn maximal 1,3 mg/kg Körpergewicht für Frauen oder 1,5 mg/kg Körpergewicht bei Männern konsumiert wurden.
Das bedeutet bei einer 60 Kilogramm schweren Frau zum Beispiel 80 Milligramm MDMA. Bei einem 75 Kilogramm schweren Mann etwa 110 Milligramm. Bei den bislang analysierten Punisher-Pillen befand sich allein in einer Tablette bis zu 165,9 Milligramm MDMA-Hydrochlorid. Das heißt: Die Dosierung ist doppelt bis dreifach so hoch wie gängig. Genau das macht sie so gefährlich.
Auch in Berlin ist bekannt, dass die hoch dosierten Punisher-Pillen im Umlauf sind. Vor ihrer Einnahme warnt das dortige Drogen-Check-Labor – neben den ebenfalls stark konzentrierten Ecstasy-Pillen Rolls Royce, Redbull und Fortnite – explizit. Warnungen dieser Art werden nur ausgesprochen, wenn die Substanzen, "mit besonderen, über das übliche Maß hinausgehenden, Risiken einhergehen".
MDMA setzt die "Glückshormone" Serotonin, Noradrenalin und Dopamin frei. Wann und wie die Wirkung einsetzt, hängt davon ab, wie (sniefen, schlucken), wie viel, wie oft und in welchem allgemeinen Zustand (körperliche und mentale Verfassung, Setting) konsumiert wird.
Grundsätzlich tritt die erste Wirkung etwa 20 Minuten nach dem Schlucken ein: Kribbeln, trockener Mund und starkes Herzklopfen sind typisch. Auch Übelkeit und negative Gefühle können auftreten. Nach etwa einer Stunde kommt der Gefühlsrausch, der sowohl gute als auch schlechte Emotionen verstärkt. Hemmungen schwinden, die Nähe zu anderen Menschen wird gesucht. Gleichzeitig werden Sinneseindrücke von Konsument:innen stärker wahrgenommen.
Körperlich wird der Kreislauf aktiviert. Im harmlosen Fall erleben Konsument:innen Kribbeln, Herzklopfen, trockene Schleimhäute, Blutdruckanstieg, weite Pupillen, Appetitstörungen. Je nach Konsum, körperlicher Verfassung und Vorbelastung kann diese Herz-Kreislauf-Aktivierung aber auch viel gefährlichere, in Einzelfällen tödliche, Auswirkungen haben.
Wie schon erklärt, ist die MDMA-Dosis in der Punisher extrem hoch, was für die Konsument:innen unkontrollierbar werden kann. Das Herz-Kreislauf-System wird enorm belastet, kommt noch Flüssigkeitsverlust (Schwitzen) und Bewegung (exzessives Tanzen) dazu, ist man schnell dem Kollaps nahe.
Im Warnhinweis zu den Punisher-Pillen bei Drugchecking Berlin wird dazu erklärt:
Auch Menschen, die Mischkonsum betreiben, also zum Beispiel Alkohol trinken, Cannabis oder Kokain konsumieren, oder erblich vorbelastet sind, ohne es zu wissen, setzen sich zusätzlicher Gefahr durch solche psychoaktive Substanzen aus. Besonders gefährdet sind Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychischen Problemen, Schilddrüsenüberfunktion, Epilepsie, Diabetes und Asthma.
Übrigens: Selbst wenn unmittelbar nach dem Konsum nichts Wildes passiert – die regelmäßige Einnahme von hochdosiertem MDMA kann die Nervenzellen schädigen.
Die aktuell in die Schlagzeilen geratene Droge "Blue Punisher" ist eine Tablette, die blau eingefärbt ist. Punisher-Pillen sind aber auch in den Farben Orange, Pink oder Lila im Umlauf. Zudem scheinen die derzeit verbreiteten Punisher vorrangig in Edelsteinform ausgegeben zu werden, zum Teil mit darauf gestanztem Totenkopf-Motiv.
Das muss aber nichts heißen. Wie das Drogenprüflabor Drugchecking Berlin auf ihrer Website deutlich erklärt, kann das Aussehen je nach Pille stark variieren:
Wenn du es mit einer Tablette in farbiger Edelsteinform zu tun hattest, kann das also sehr wohl eine Punisher sein, muss aber nicht. Gleichzeitig kann dieselbe, gefährliche Ecstasy-Konzentration aus der Punisher auch in anderer Optik daherkommen. Daher gilt: Lieber nicht einfach ausprobieren.
Das Drugchecking Labor rät im Falle eines Konsums: immer zuerst prüfen zu lassen, welche Inhaltsstoffe in der Pille sind. Weiterhin führen sie aus:
Teilmengen einer Tablette sind zumindest weniger gefährlich, als eine ganze Pille zu schlucken, deren genaue Zusammensetzung man nicht erahnen kann. Sollte die Wirkung nicht wie erwünscht eintreten, warnt das Labor davor, nachzulegen, um eine lebensgefährliche Überdosierung zu vermeiden. Mindestens zwei Stunden müsse abgewartet werden, welche Stoffe sich noch im Körper entfalten.
Um Überhitzung zu vermeiden ist es wichtig, viel (circa 0,5 Liter pro Stunde) zu trinken – und zwar keinen Alkohol. Regelmäßige Tanz-Pausen helfen, nicht zu kollabieren. Weitere Drogen wie Cannabis oder auch einige Medikamente (zum Beispiel Viagra) sollten nicht obendrauf konsumiert werden, da gefährliche Wechselwirkungen nicht ausgeschlossen werden können. Zudem gilt es, sich selbst und andere nicht anderweitig zu gefährden, heißt: Nicht am Straßenverkehr teilnehmen, keinen unsafen Sex riskieren.
Solltest du Zeug:in einer Überdosierung sein, gilt es natürlich, die 112 zu rufen. Wichtig ist, die Symptome möglichst konkret zu schildern und Gefahrenquellen zu beseitigen (zum Beispiel Scherben, Höhen). Ist der Rettungswagen vor Ort, teile ehrlich mit, welche Drogen und Medikamente der oder die Betroffene konsumiert hat, sofern du das weißt.
Für das medizinische Personal gilt die Schweigepflicht, du musst dich also nicht um Strafrechtlichkeit sorgen. Für die schnelle Behandlung können diese Informationen für Ärzt:innen und Sanitäter:innen aber entscheidend sein.
Typische Notfälle nach Drogenkonsum können sein: Kreislaufschock, Bewusstlosigkeit, Atemstillstand, Herzstillstand, Bad Trips, akuter psychotischer Zustand, Krampfanfälle, Hitzschlag. Womit du es zu tun hast und wie du am besten in diesem Einzelfall hilfst, kannst du hier nachlesen.