Wie das mit gehypten Ernährungsformen so ist, kommen nach einem positiven Effekt binnen kurzer Zeit gleich zehn neue dazu. Als Diätform ist Intervallfasten entsprechend populär und, so ehrlich müssen wir sein, auch deutlich besser als schräge Kapp-Offensiven, wie sie in Hochglanzzeitschriften nach wie vor beworben werden.
16:8, 5:2, 1:1, ja, bis zu einem gewissen Grad setzt Intervallfasten Zahlenverliebtheit voraus – und viel organisatorische Planung. Hinsichtlich Wirkung gilt es dafür als Heilsbringer. Es soll vor Typ-2-Diabetes schützen, Alterungsprozesse verlangsamen, den Stoffwechsel anregen.
Die heilsamen Wirkungen, die das Intervallfasten bieten soll, entfalten sich aber nicht bei allen. Für eine Altersgruppe birgt der Ernährungsstil sogar Gefahren.
Während das Intervallfasten nachweislich Blut- und Cholesterinspiegel positiv beeinflusst, außerdem die Abfallentsorgung der Zellen unterstützt, kann sie bei jüngeren Menschen die Insulinproduktion verschlechtern.
In einer Studie des Helmholtz-Zentrums München haben Wissenschaftler:innen zunächst an Mäusen unterschiedlicher Altersgruppen untersucht, wie sich Intervallfasten auf die Insulinproduktion auswirkt. Die Tiere fütterten sie zehn Wochen lang zunächst zwei Tage lang normal, am dritten bekamen sie nichts.
Bei allen Gruppen gab es positive gesundheitliche Effekte. Jedoch verschlechterte sich die Insulinproduktion und damit auch der Blutzuckerspiegel bei den jüngeren Artgenossen. Es zeigte sich: Die Betazellen der Bauchspeicheldrüse arbeiteten bei den Tieren nur eingeschränkt.
"Das hat uns überrascht", schreibt einer der Autor:innen. Die verminderte Insulinausschüttung kann auf Dauer eine Diabetes-Erkrankung nach sich ziehen. Offenbar habe die Ernährungsweise die Entwicklung der Beta-Zellen gestört.
In einer weiteren Untersuchung schauten sich die Forscher:innen Gewebeproben von gesunden und an Diabetes erkrankten Menschen an. Bei Letzteren waren die Betazellen ebenfalls unreif und in ihrer Entwicklung beeinträchtigt. Auch bei der Genaktivität gab es Parallelen zwischen Mäusen und Menschen.
Die Wissenschaftler:innen schließen daraus, dass auch menschliche Betazellen anfällig für Störungen ihrer Reifung sind, zum Beispiel durchs Fasten. Nun wollen sie den molekularen Mechanismen weiter auf den Grund gehen.