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HIV, Krebs, Alzheimer: Warum viele Menschen medizinische Infos meiden

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Die Ungewissheit über den eigenen Gesundheitszustand kann sehr belastend sein.Bild: Getty Images / Marjan_Apostolovic
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Schwere Krankheiten wie HIV: Studie zeigt gefährlichen Risikofaktor auf

Wer krank ist, möchte das natürlich sofort wissen. Oder nicht? Eine neue internationale Auswertung von über 92 Studien hat ergeben: Viele wollen es lieber doch nicht wissen. Und das kann fatale Folgen haben.
28.08.2025, 15:1728.08.2025, 15:17

Krebs, Alzheimer, HIV: lieber gar nicht wissen, ob man betroffen ist? Klingt absurd, ist aber Realität: Rund ein Drittel der Menschen meidet medizinische Informationen ganz bewusst, und das selbst dann, wenn sie sich potenziell infiziert haben könnten. Das zeigt eine neue Meta-Analyse des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und wirft damit Licht auf ein ziemlich stilles Problem.

Kurios an der ganzen Sache: Es geht nicht um zu wenig Aufklärung oder zu hohe Kosten. Die Studie zeigt, dass viele Menschen einfach nicht wissen wollen, ob sie krank sein könnten, auch wenn die Information potenziell lebensrettend wäre.

"Eine Möglichkeit ist, dass Menschen sich ganz bewusst zu gewolltem Nichtwissen entscheiden. Das ist ein Phänomen, das wir bereits aus anderen Lebenskontexten kennen und das ganz vielfältige Gründe haben kann", sagt Ralph Hertwig, Direktor des Forschungsbereichs Adaptive Realität am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin und einer der Mitautoren der Studie.

Vermeidung von Informationen zu schweren Krankheiten normal

Die Studie zeigt auch auf, dass Informationsvermeidung keine Frage von Herkunft, Geschlecht oder Bildung ist, sondern oft emotional oder sozial motiviert. Viele Menschen fühlen sich zum Beispiel kognitiv überfordert, wenn sie mit komplexen Diagnosen wie Krebs oder Alzheimer konfrontiert werden. Andere fürchten eine Stigmatisierung, etwa im Fall einer HIV-Infektion.

Auch das Gefühl, nichts an der eigenen Gesundheit ändern zu können, spielt eine Rolle. Wer glaubt, ohnehin keinen Einfluss auf seine Situation zu haben, sieht oft keinen Sinn darin, sich mit potenziell belastenden Informationen auseinanderzusetzen. Hinzu kommt ein mangelndes Vertrauen ins Gesundheitssystem, das dazu führt, dass viele lieber wegsehen, statt Hilfe zu suchen.

Die Forscher:innen haben 92 Studien mit insgesamt über 560.000 Teilnehmenden aus 25 Ländern ausgewertet.

Das Ergebnis: Informationsvermeidung ist keine Ausnahme, sondern ein weitverbreitetes Verhalten. Aufgrund der Datenlage konnten die Forschenden nicht untersuchen, in welchem Ausmaß die Vermeidung den Gesundheitszustand der Bevölkerung beeinflusst. Vergleiche zwischen einzelnen Ländern konnten ebenfalls nicht gezogen werden.

Besonders hoch war das Vermeidungsverhalten bei unheilbaren Krankheiten:

  • Alzheimer: 41 Prozent
  • Huntington: 40 Prozent
  • HIV: 32 Prozent
  • Krebs: 29 Prozent
  • Diabetes: 24 Prozent

"Die Vermeidung ist nicht irrational", sagen die Forschenden. Sie ist vielmehr eine verständliche Reaktion auf ein System, das oft überfordert, verunsichert und abschreckt.

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Vor allem bei übertragbaren Krankheiten wie HIV kann die bewusste Vermeidung von Informationen schwerwiegende Folgen haben – nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für ihre Mitmenschen. Und das in Zeiten, in denen eine frühe Diagnose lebensrettend und eine Ansteckung mit Medikamenten gut vermeidbar ist.

Die Forschenden fordern deshalb: Mehr Vertrauen in die Gesundheitspolitik schaffen, das bringt weniger Schuldgefühle und weniger Überforderung bei den Betroffenen. Nur so lassen sich mehr Menschen dazu bringen, sich mit ihrer Gesundheit auseinanderzusetzen. Und das schützt auch weitere vor einer möglichen Ansteckung.

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