Wer in der Natur unterwegs ist, sich durch Grünflächen, Wälder und Wiesen bewegt, sollte sich vor Zecken ausreichend schützen. Denn: Zecken übertragen Krankheiten. Am bekanntesten dürften etwa die Lyme-Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) sein, die potenziell gefährlich werden können. Doch die Milben-Tierchen übertragen auch andere Erreger. Offenbar sogar mehr, als bisher vermutet wurde.
Dies haben Forschende herausgefunden, die sich mit Zecken in der Schweiz näher beschäftigt haben. Dabei kam heraus: Zecken in der Schweiz sind gefährlicher als angenommen. Auch das vor sechs Jahren entdeckte Alongshan-Virus wurde vielfach in den Tieren festgestellt.
Im Rahmen einer Studie haben Forschende jetzt in fast jeder Zecke Bakterien oder Viren nachgewiesen. "Fast jede Zecke kann einen also potenziell krank machen", sagte der Virologe Cornel Fraefel von der Universität Zürich, der auch an der besagten Studie beteiligt gewesen ist. "In vielen Zecken haben wir mehrere Krankheitserreger gleichzeitig gefunden", berichtet er.
Darunter ist auch das Alongshan-Virus. Es wurde in fast doppelt so vielen Zecken (7,6 Prozent) nachgewiesen als das von Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus (FSME). Zum Vergleich: Das FSME-Virus wurde in 4,2 Prozent der untersuchten Zecken nachgewiesen.
Neben Viren wurden auch Bakterien in den Zecken festgestellt. "Wir waren überrascht davon, in wie vielen Zecken wir Bakterien gefunden haben", sagte Fraefel. 77,2 Prozent der untersuchten Zecken wurden positiv auf mindestens einen nicht-viralen Krankheitserreger getestet. Bei Zecken, die in Stadtgebieten gesammelt wurden, waren es sogar 83,9 Prozent. Die Resultate der Studie wurden am Montag im Fachblatt "Plos One" veröffentlicht.
Wie gefährlich das festgestellte Alongshan-Virus ist, ist noch unklar. "Die Entdeckung von ALSV ist so neu, dass man noch nicht sagen kann, ob es für die öffentliche Gesundheit in der Schweiz relevant ist", betont Fraefel. Das dürfte nicht nur für die Schweiz gelten.
Das Alongshan-Virus (ALSV) wurde erst vor wenigen Jahren entdeckt: 2017 in China. Dort hatten sich Menschen mit dem Virus infiziert, wegen Zecken. Auch in mehreren europäischen Ländern ist das Alongshan-Virus bereits in den kleinen Tierchen nachgewiesen worden.
Das Virus kann Symptome wie Kopfschmerzen oder Fieber auslösen. Schwere Erkrankungen wurden im Zusammenhang mit einer Infektion noch nicht festgestellt. Auch in Deutschland gibt es bereits erste Nachweise über ALSV. Forscher:innen der Tierärztlichen Hochschule (TiHo) Hannover konnten Hinweise darauf finden, dass ALSV in Niedersachsen von Zecken auf Wildtiere übertragen wurde.