Wir wissen, dass im Moment vor allem ältere Menschen und diejenigen, die Vorerkrankungen haben, vor dem Corona-Virus geschützt werden müssen. Und dass wir versuchen müssen, die Verbreitung des Virus so gut wie möglich einzuschränken. Aus diesem Grund sind Maßnahmen wie Kontaktverbot oder Selbstisolation richtig und wichtig.
Allerdings kann es für einige durch diese Maßnahmen zu längerfristigen psychischen Folgen kommen. Im Podcast "Corona Psychologie" von MDR Sputnik spricht Psychologin Annegret Wolf über diese Risiken und erklärt, welche Menschen von den psychischen Auswirkungen besonders betroffen sein könnten: junge sowie ältere Menschen.
Es geht wahrscheinlich gerade vielen von uns so, dass die Isolation von anderen Menschen negative Gefühle auslöst. Wir sind gereizt, vielleicht verärgert, machen uns Sorgen oder haben Angst – laut Wolf sind das alles normale Reaktionen in einer akuten Stresssituation, wie die, in der wir uns gerade befinden.
Die gute Nachricht zuerst: Die meisten werden diese Krise unbeschadet überstehen, meint Wolf:
Dennoch gibt es bestimmte Risikogruppen, die schwere Folgen, wie Depressionen, posttraumatische Belastungsstörungen oder Süchte wie beispielsweise Alkoholsucht entwickeln können.
Vor allem Menschen, die bereits psychisch vorbelastet sind, haben ein höheres Risiko, dass sich ihre Symptome noch weiter verschlechtern, erklärt die Psychologin. Auch diejenigen, die generell wenige soziale Kontakte haben, könnten jetzt darunter leiden, dass sie nun in der Krise niemanden mehr haben:
Allerdings sind psychische Folgen auch für junge Menschen, insbesondere Teenager, nicht zu unterschätzen. Gerade in diesem Alter identifizieren sich viele über ihre Freunde und Cliquen, meint Wolf, und das plötzliche Wegfallen dieser Kontakte kann zu Verunsicherungen führen. Außerdem stehen viele junge Menschen an einem Punkt, an dem sie große Pläne für ihre direkte Zukunft gemacht haben, wie die Schule zu beenden oder ein Jahr im Ausland zu verbringen und zu reisen. Träume, die wegen Corona auf Eis gelegt werden müssen.
Wir alle erinnern uns auch noch daran, wie schwer es war, damals mitten in der Pubertät Zeit mit der Familie verbringen zu müssen. Nun müssen viele Teenager zu Hause bleiben und quasi non-stop Zeit mit ihren Eltern verbringen. Was für die meisten zwar nervig, aber nicht weiter schlimm ist, ist für einige andere ein Albtraum.
Außerdem: Viele Opfer von häuslicher Gewalt, Missbrauch durch Familie oder Partner oder Ähnlichem sind gerade gezwungen, mit den Tätern auf engstem Raum zusammen zu sein. Ohne Kontakt zu anderen oder die Möglichkeit, zumindest zeitweise an einen anderen Ort zu entkommen.
Auch, wenn viele von uns diese psychischen Folgen nur in geringem Maß erleben: MDR Sputnik und Wolf rufen dazu auf, andere, die mehr Schwierigkeiten erleben könnten, zu unterstützen und besonders auf sie zu achten. Das bedeutet, beispielsweise auf Kontakt via Handy oder Internet umzusteigen und besonders sensibel für Sorgen und Ängste der anderen zu sein.
(ks)