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Femizide: KI-App Lizzy zeigt Erfolg im Kampf gegen Gewalt gegen Frauen

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Eine App soll Frauen besser vor häuslicher Gewalt schützen. Bild: imago stock&people / Westend61
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Femizide: App Lizzy zeigt Erfolg im Kampf gegen Gewalt gegen Frauen

Fast jeden Tag wird in Deutschland eine Frau durch Gewalt in der Partnerschaft getötet. Das Start-up Frontline will mit einer lernenden Software gegensteuern.
05.08.2025, 14:4205.08.2025, 14:42

In Deutschland stirbt fast jeden Tag eine Frau durch die Gewalt ihres Partners oder Ex-Partners. Alle drei Minuten erlebt eine Frau oder ein Mädchen häusliche Gewalt. Die Zahlen sind kein plötzlicher Ausschlag, sie sind Ausdruck einer kontinuierlichen Entwicklung. Und sie steigen.

Belegt werden diese Zahlen durch das Lagebild "Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten", das das Bundeskriminalamt 2024 für das Berichtsjahr 2023 vorgelegt hat. Demnach wurden 104 vollendete Femizide erfasst, insgesamt 180.715 Frauen und Mädchen waren Opfer häuslicher Gewalt. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen.

Lizzy: KI-Tool erfasst Formen von Gewalt

Dort, wo diese Gewalt sichtbar wird – in Beratungsstellen, Frauenhäusern, Notunterkünften – entscheidet sich oft innerhalb weniger Stunden, welche Art von Schutz möglich ist. Wer gefährdet ist, braucht schnelle Hilfe.

Doch wie erkennt man, ob das Risiko für weitere Gewalt besonders hoch ist? Wo menschliche Intuition an ihre Grenzen stößt, soll nun ein technisches Hilfsmittel unterstützen: Lizzy, ein KI-gestütztes Risikobewertungstool, das in acht Bundesländern bereits im Einsatz ist.

Entwickelt wurde Lizzy vom Berliner Unternehmen Frontline, das aus einem interdisziplinären Team hervorgegangen ist. Das Tool basiert auf einem standardisierten Fragenkatalog, der über eine digitale Umfrage ausgefüllt wird, je nach Bedarf in einer Kurz- oder Langfassung.

Erfasst werden dabei unterschiedliche Formen von Gewalt: körperliche, sexualisierte, emotionale, digitale und ökonomische. Die Einschätzung erfolgt nicht binär, sondern entlang differenzierter Antwortoptionen, die komplexe Abhängigkeitsverhältnisse sichtbar machen sollen.

Die Risikobewertung wird über ein Dashboard in Echtzeit ausgegeben. Grundlage ist ein statistisches Modell, das laut Frontline auf einem Datenfundament beruht, das bis zu 6000 Prozent größer ist als das vergleichbarer Instrumente.

Ein Kernelement des Konzepts ist die Skalierbarkeit: Die Software funktioniert modular, passt sich an die jeweilige Einrichtung an und ist für Sozialarbeit und Frauenhilfe kostenlos.

"Gefährdungsanalysen können keine Glaskugel sein"

Einhaltung von Datenschutz, individuelle Server, kein Zugriff auf identifizierbare Antworten – Frontline betont die technische Trennung zwischen Trainingsdaten und Einzelfallauswertung. Auch bei Mehrsprachigkeit und Barrierefreiheit sei Lizzy weiter als viele staatliche Systeme.

Doch wie verlässlich ist ein algorithmisches Urteil in so sensiblen Situationen? Ba-Linh Le, Datenwissenschaftlerin und Entwicklerin der App, formuliert es gegenüber dem "Freitag" mit Vorsicht: "Gefährdungsanalysen können keine Glaskugel sein."

Die bisherigen Ergebnisse seien dennoch vielversprechend. Während klassische Verfahren wie Odara eine Risikoreduktion von etwa 50 bis 57 Prozent erreichten, habe Lizzy in Tests eine Treffsicherheit von 80 Prozent gezeigt.

Ganz unproblematisch sei das nicht: Denn mit jeder Erhöhung der Treffsicherheit steige auch die Fallhöhe bei Fehlprognosen. Zugleich könne die KI aber Fälle sichtbar machen, die bislang übersehen wurden. Le berichtet von einer Frau, die erst durch das Ausfüllen des Fragebogens erkannte, dass sie sich in einer Gewaltbeziehung befand – und sich daraufhin Hilfe suchte.

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