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Nordsee-Urlaub: Ostfriesische Insel Juist entscheidet sich gegen Autos

ARCHIV - 14.08.2020, Niedersachsen, Juist: Der Leuchtturm Memmertfeuer auf der Nordseeinsel Juist. (zu dpa:
Kein Motorenbrummen auf Juist. Bild: dpa / Sina Schuldt
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Nordsee-Urlaub: Juist entscheidet sich gegen motorisierten Verkehr

In einem Bürgerentscheid hat die Mehrheit der Insulaner:innen gesprochen: Die Menschen auf Juist wollen keine Bimmelbahn. Dafür weiter Kutschen, Rikschas und Stille.
04.08.2025, 14:5204.08.2025, 14:52
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Wer über den Deich kommt, hört nichts. Kein Brummen, kein Hupen, kein rhythmisches Rattern von Verbrennungsmotoren. Die Geräuschkulisse auf Juist besteht aus Wind, Möwen und Hufschlägen. Selbst das Rollen eines Koffers wirkt hier fremder als anderswo. Man geht zu Fuß, fährt Kutsche oder Fahrrad. Wer sich fortbewegt, tut es bewusst. Und langsam.

Auf vielen Ostfriesischen Inseln gehört Autofreiheit seit Langem zur Tradition. Auf Spiekeroog wird auch das Fahrrad misstrauisch beäugt, auf Baltrum zieht der Heizungsbauer seine Ersatzteile im Anhänger hinterher. Selbst Langeoog, Wangerooge und Norderney haben strenge Verkehrsbeschränkungen. Doch auf Juist hat dieses Prinzip nun eine neue, geradezu demokratische Qualität bekommen.

Bürgerentscheid auf Juist: Nordseeinsel bleibt autofrei

Bei einem Bürgerentscheid am Sonntag hat sich die Mehrheit der Juister Bevölkerung gegen die Einführung eines motorbetriebenen Personentransports ausgesprochen. Laut dem vorläufigen Ergebnis stimmten 368 Wahlberechtigte mit "Ja", also dafür, dass auf Juist weiterhin keinem Antrag auf Kfz-betriebenen Personentransport, einschließlich Wegebahn oder Elektrofahrzeug, zugestimmt werden soll.

209 Wahlberechtigte votierten mit "Nein". Damit gilt der Antrag der Bürgerinitiative als angenommen. Voraussetzung war, dass mindestens 20 Prozent der Wahlberechtigten mit Ja stimmen (also 276 Personen) und diese zugleich die Mehrheit bilden.

Die Wahlbeteiligung lag laut NDR bei 46,3 Prozent. Von den insgesamt 1.245 Wahlberechtigten gaben 577 ihre Stimme ab. Inselbürgermeister Tjark Goerges (parteilos) erklärte vor der Abstimmung, das Ergebnis entspreche einem Ratsbeschluss und sei zwei Jahre gültig. Nach der Entscheidung wolle er "mit allen Beteiligten die Lage sondieren und mögliche Lösungen abstimmen".

Auslöser der Abstimmung war ein Ratsbeschluss vom April. Damals hatte sich die Gemeinde Juist für den Einsatz einer dieselbetriebenen Bimmelbahn ausgesprochen, die Fahrgäste zwischen dem vier Kilometer außerhalb des Ortskerns gelegenen Flugplatz und dem Dorf transportieren sollte.

Die Besonderheit ostfriesischer Inseln

Die Pferdekutsche, die bislang für den Transfer zuständig war, hatte ihren Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen Ende Februar eingestellt. Seitdem werden Fluggäste nur noch per Fahrrad-Rikscha ins Dorf gebracht.

Geplant war ein stufenweiser Umstieg: von Diesel auf Elektromotor. Ursprünglich sei laut Gemeinde die Anschaffung einer E-Bimmelbahn vorgesehen gewesen, aufgrund langer Lieferzeiten habe man sich jedoch zunächst für eine dieselbetriebene Variante entschieden.

Die Entscheidung auf Juist reiht sich ein in eine lange Tradition ostfriesischer Verkehrspolitik und ist doch besonders. Während Norderney beispielsweise saisonale Verkehrsbeschränkungen kennt und auf Borkum Zonenregelungen greifen, lehnt Juist Kraftfahrzeuge grundsätzlich ab.

"Alle motorbetriebenen Fahrzeuge, die von alleine fahren, sind verboten", heißt es von der Inselgemeinde. E-Roller, E-Skateboards oder Autos zählen dazu. Ausnahmen gelten nur für Rettungsfahrzeuge.

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