Der Alltag in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen ist für das dortige Personal mit hohen körperlichen Belastungen verbunden, die in vielen Fällen auch zu einem frühen Ausscheiden aus dem Beruf führen. Ein großer Teil dieser Belastungen besteht im Heben von Patient:innen.
Um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und das Personal zu entlasten, werden in der Berliner Charité aktuell sogenannte Exoskelette getestet. Konkret geht es dabei um Assistenzsysteme, die direkt am Körper getragen werden. Diese entlasten den Tragenden durch eine Kraftunterstützung und werden bislang vor allem in Lagerhallen verwendet.
Nun finden die Kraftanzüge erstmals auch direkt im Gesundheitswesen Verwendung. So könnte in Zukunft auch der Pflegeberuf an sich wieder attraktiver werden.
Die in der Charité verwendeten Exoskelette wurden vom Start-up "German Bionic" entwickelt, das Forschende aus Berlin und Augsburg zusammenbringt. Im vergangenen Jahr erhielt das Konzept auf der weltgrößten Elektronikmesse CES in Las Vegas bereits den Preis "Best of Innovation".
Zunächst wurden die Roboteranzüge vor allem zum Bewegen von schweren Gegenständen in der Industrie, im Handwerk, bei Logistik-Unternehmen oder bei der Gepäcksortierung auf Flughäfen eingesetzt.
Auch die Bundeswehr testet derzeit den Einsatz von Roboteranzügen bei der Betankung von Flugzeugen auf dem Fliegerhorst im niedersächsischen Wunstorf.
Bei Exoskeletten unterscheidet man allgemein passive und aktive Systeme. Systeme im Industrieumfeld etwa arbeiten zumeist passiv. Sie haben Federn oder Expander, die unter mechanischer Spannung stehen und bei bestimmten Körperhaltungen ihre Energie wieder freisetzen.
Bei der Version für Pflegekräfte handelt es sich hingegen um ein aktives System, das elektrisch betrieben wird.
Laut einem Bericht der Deutschen Welle werden die Roboteranzüge schon seit 2021 an der Charité getestet. Das Modell "Apogee+" ist nun ganz neu und wurde konkret an die Verwendung in der Pflege angepasst.
So lassen sich die Exoskelette unter anderem leichter desinfizieren und sind mit Griffen für Patient:innen ausgestattet. Das Gewicht wird dabei weg vom Rücken auf Schultern und Beine verteilt.
Für das Pflegepersonal stellt das Konzept eine echte Entlastung im Alltag dar. Pflegerin Sara Vas Contreiraz sagte gegenüber der Deutschen Welle:
Die Wirkung des Pflegeexoskeletts soll jetzt in einer Studie weiter untersucht werden. Die Leiterin der Pflegeforschung an der Charité hofft, mit der Innovation auch ein Mittel gegen den Fachkräftemangel gefunden zu haben. Bei "German Bionic" ist man ebenfalls überzeugt, dass die Exoskelette schon bald zum Alltag gehören werden.