Lange vorbei sind die Zeiten, da Fußball nur für Jungs war und Mädchen mit ihren Puppen spielen sollten, während auf dem Bolzplatz nebenan gekickt wurde. Bei den olympischen Spielen gebührt die größere Bühne, wegen der Sonderregelung für Männer-Teams, sogar den Kickerinnen. Die Entwicklung des Frauenfußballs hat im letzten Jahrzehnt Quantensprünge gemacht.
Trotz aller Professionalisierung klafft noch eine gewaltige Lücke zu den männlichen Kollegen. Der Gender-Pay-Gap dürfte hier sogar deutlich größer ausfallen als in der restlichen Gesellschaft. Und auch in anderen Aspekten haben es Frauen deutlich schwerer im Fußball. Eine ganz große Leerstelle herrscht beim Thema Schwangerschaft. Ein italienischer Fußballgigant könnte nun zum Trendsetter für mehr Frauenrechte werden.
Kein Geringerer als das italienische Schwergewicht AC Mailand hat große Neuigkeiten verkündet. Künftig soll die Schwangerschaft beim italienischen Erstligistinnen nicht mehr gleichbedeutend mit einem Karriereknick sein.
Wie die Klubführung am Freitag verkündete, sollen die Verträge von schwangeren Spielerinnen automatisch verlängert werden. Diese Regelung gilt, wenn die Schwangerschaft auf ein Jahr fällt, in dem die Vertragslaufzeit per se enden würde.
Im Männerfußball mit sieben Triumphen in der Champions League und dessen Vorgängerwettbewerb gehört der AC Mailand zu den größten Klubs der Welt. Im Frauenfußball liegt der letzte Meistertitel bereits 25 Jahre zurück. Hier mausern sich die Norditaliener dennoch zu einem Vorreiter.
Wie die Klubleitung bekannt gab, handelt es sich mit der Neuerung in der Kaderpolitik um "eine Premiere im europäischen Fußball". Man wolle als Verein dazu beitragen, "dass die Welt des Fußballs zunehmend zu einem Umfeld wird, in dem sich jeder frei fühlen kann, wichtige persönliche Entscheidungen zu treffen", erklärte Geschäftsführer Giorgio Furlani.
Auch für die Zeit nach der Geburt sollen die Spielerinnen nach Ansicht der Klubführung Unterstützung erfahren. Demnach stelle der AC Mailand Förderung bei der Kinderbetreuung zur Verfügung. Zudem soll die Wiedereingliederung in den Sport aktiv gefördert werden.
Bisher war die Familiengründung eine kaum überwindbare Hürde in der Karriere einer Profi-Fußballerin. In einer Umfrage der Welt-Profi-Vereinigung FifPro gaben 2017 nur zwei Prozent der Spielerinnen an, Mutter zu sein. 47 Prozent dagegen wären damals bereit gewesen, ihre Karriere zugunsten der Familienplanung zu beenden.
Bisher gelten für Profi-Fußballerinnen die Arbeitsschutzgesetze des Bundes sowie eine im Dezember 2020 von der Fifa verabschiedetes Regelwerk zum Mutterschutz. Gemäß der aktuellen Rechtslage gilt ein Anspruch auf 14 Wochen Mutterschaftsurlaub. Währenddessen müssen die Vereine Lohnfortsatz in Höhe von zwei Dritteln des vereinbarten Gehalts zahlen.
Arbeitsrechtliche Regelungen zwingen die Vereine zudem, "dass ihre Tätigkeit die Frau und ihr Kind nicht unverantwortlich gefährdet". Ergo dürfen Spielerinnen nicht mehr eingesetzt werden, sobald die Ausübung des Sports gesundheitliche Risiken birgt.