Was dem Playboy-Bunny das Puschelschwänzchen, das dem Chippendale seine Manschetten … Die US-Tänzer mit den Adoniskörpern und anzüglichen Bewegungen sind wohl weltweit die berühmtesten Männer, die sich (seit 1979!) gegen Bezahlung ausziehen und dabei eine große Show liefern.
Bis Ende November sind ebenjene Kult-Halbnackideis nun zu Besuch in Deutschland auf ihrer "The Welcome to Chippendales" -Tour 2024, um kreischtauglich die Hüllen fallenzulassen.
Angesichts dieser günstigen Gelegenheit haben wir uns einen ihrer Tänzer geschnappt und mit Shyllon Melatti über cringy Sexiness, seinen Single-Status und Briefwahlen geredet.
watson: Was sind die Chippendales eigentlich? Stripper? Tänzer? Entertainer?
Shyllon Melatti: Wir werden nicht gerne Stripper genannt und sehen uns auch nicht als solche. Ein Witz darüber ist okay, aber wir bezeichnen uns lieber als Tänzer oder Performer. Ich finde, letzteres trifft es am besten. Das spiegelt wider, wie bunt wir zusammengesetzt sind.
Wie meinst du das?
Einige von uns sind Schauspieler, andere Models, Tänzer sind natürlich auch dabei, manchmal auch Sänger. In unserer Show ist eine wilde Mischung vertreten – aber wir alle performen.
Wie kommt man in den Chippendale-Cast?
Einige Kollegen haben einen professionellen Background, zum Beispiel als Tänzer. Andere wurden über Instagram entdeckt oder ein Kumpel von einem Kumpel war schon Chippendale und vermittelt. Ich selbst komme eigentlich aus dem Kampfsport, aber mit 18 Jahren habe ich auch angefangen zu tanzen. Das Einzige, was jeder durchmachen muss, ist ein Casting und ein Vortanzen vor dem Management und dem Vorstand.
Wonach entscheiden die, wer als Chippendale passt?
Sie schauen, ob du die richtige Größe und das richtige Aussehen hast, ob du bereit bist, dich reinzuhängen und ob du bei der Choreografie mithalten kannst. Es ist okay, wenn noch nicht alles sitzt, solange der Vibe stimmt. Bei uns stehen Kollegen mit jahrelanger Bühnenerfahrung neben Leuten, die zum ersten Mal live auftreten, weil sie vorher eher im Internet bekannt waren.
Online probieren viele vergeblich, sexy auszusehen. Warum ist es oft so cringe, wenn jemand auf Tiktok und Co versucht, heiß zu tanzen und zu posen?
Ich weiß genau, was du meinst. Viele, die auf Tiktok oder Insta sexy aussehen wollen, übertreiben völlig. Unauthentisches Verhalten erkennt man sofort, dann wird es ganz schnell peinlich. Viel Anstrengung ist niemals verführerisch. Ein attraktiver Auftritt ist simpel und selbstbewusst.
Aber es gibt doch sicher irgendeinen Trick, um sexy auszusehen?
Nein. Es ist eine Frage des Selbstbewusstseins. Das Wichtigste ist, Spaß zu haben, nicht zu grübeln. Viele Menschen nehmen sich selbst viel zu ernst und das wirkt krampfig und cringy. Das Geheimnis ist wirklich, keine Angst zu haben, sich authentisch zu zeigen. Gerade Männer unterschätzen oft, wie sexy es ist, fröhlich und verspielt zu sein.
Du zeigst dich online auch von der häuslichen Seite, mit einem Haus voller Pflanzen und Katzen. Fehlt dir das, wenn du auf Tour bist?
Total! Ich bin ein stolzer Katzen- und Pflanzen-Papa und vermisse meine Babys jeden Tag. Besonders meine zwei Stubentiger sind das Beste, was mir je passiert ist. Wenn ich auf Tour bin, passt mein Cousin auf sie auf, aber ich vermisse sie schrecklich. Schon als Kind hatte ich einen Dschungel in meinem Zimmer: Hasen, Vögel, Fische, Hunde. Zu Hause begleiten mich meine Katzen jede Nacht ins Bett und wecken mich morgens.
Klingt, als ob du Single bist.
Yep, aber ich hoffe, dass die richtige Person bald vorbeikommt. Ich wäre so langsam bereit.
Ist es bei der Partnersuche hilfreich oder hinderlich, ein Chippendale zu sein?
Das kommt darauf an, wie selbstbewusst das Gegenüber ist. Ein Chippendale zu sein ist ein unkonventioneller Job, klar. Ich bin kein Arzt oder Anwalt. Ich stehe jeden Abend vor Tausenden von Menschen auf der Bühne, die schreien und mich anfassen, wenn ich für sie tanze. Gerade weil das schwierig sein kann, habe ich Beziehungen immer mit zur Show genommen, den Cast vorgestellt, sie in den Job integriert. Diese Transparenz hilft enorm.
Wenn man den ganzen Abend angefeuert und angefasst wird, wie schwierig ist es dann, wieder herunterzukommen?
Gar nicht. Schon komisch, aber ich kann sofort umschalten. Manchmal gehen wir nach den Shows noch aus und wenn Leute mit mir tanzen wollen, sag’ ich nur: "Nee, vielen Dank. Ich habe Feierabend." Ich trenne das völlig.
Wie reagieren die Leute in einer x-beliebigen Bar denn, wenn sie erfahren, dass sie gerade mit einem Chippendale sprechen?
Die meisten wollen wissen, wie es ist, in Las Vegas aufzutreten und wo wir schon überall waren. Lustigerweise denken Fremde auch oft, dass unser Job sehr anstrengend ist, weil wir natürlich fit bleiben müssen und von Stadt zu Stadt tingeln.
Ein Chippendale zu sein, ist aber kein harter Job?
Es ist ziemlich leicht, vor allem weil es wahnsinnig viel Spaß macht! Die meisten von uns sind wirklich gute Freunde, deshalb fühlt es sich nicht wie Arbeit an. Wir reisen um die Welt wie eine große Big Band und amüsieren uns köstlich. Ich liebe es.
Ihr werdet auch unterwegs sein, wenn am 5. November in den USA gewählt wird. Ist das ein Thema unter euch Amerikanern?
Klar, wir werden die Wahl dieses Jahr von Europa aus verfolgen, das wird sicher interessant. Mir ist es wichtig, meine Stimme abzugeben, deshalb habe ich mich auch schon für die Briefwahl registriert. Wobei – das sollte ich noch mal überprüfen. Gut, dass wir darüber gesprochen haben (lacht).