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Frauen und Finanzen: Finanzexpertin Margarethe Honisch gibt Tipps

Margarethe Honisch ist Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, Speakerin, Spiegel-Bestsellerautorin und Finanzkolumnistin.
Margarethe Honisch ist Gründerin der Finanzplattform "Fortunalista", Speakerin und Autorin.Bild: Fortunalista / Marcus Witte
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Kümmert euch um euer Geld! Finanzexpertin Margarethe Honisch gibt Frauen Tipps

Sie hatte Phasen, in denen sie sich nur von Toastbrot mit Käse ernährte, weil sie kaum Geld hatte. Heute ist sie eine von Deutschlands bekanntesten Finanzexpertinnen.
15.04.2025, 20:0530.04.2025, 09:58
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Margarethe Honisch hat 2017 die Finanzplattform "Fortunalista" gegründet, um auch andere Frauen zu motivieren, sich mit Finanzen zu befassen. Im watson-Interview erklärt sie, wie das gelingen kann.

watson: Welches Vorurteil über Frauen und Finanzen nervt dich am meisten?


Margarethe Honisch: Dass Frauen sich nicht für Finanzen interessieren oder kein Händchen dafür haben. Dabei zeigen Studien längst, dass sie oft die überlegteren Entscheidungen treffen – wenn man sie lässt. Und dass sie sogar erfolgreicher beim Investieren sind, aber dafür muss man sich auch trauen.

Ist etwas dran an der Behauptung, Frauen hätten keine Ahnung von Finanzen?

Nein. Vielen Frauen fehlt nicht das Können, sondern der Zugang und die Ermutigung. Sobald sie sich mit dem Thema beschäftigen, holen sie schnell auf. Nichtsdestotrotz muss man sagen, dass dazu auch ein eigener Antrieb gehört: Wenn ich mich nicht um meine Finanzen kümmere, macht es niemand.

Du bist eine der wenigen Frauen, die Expertin ist, wenn es um Finanzen geht. Hattest du auch mal eine Zeit, in der du gedacht hast: Finanzen sind nichts für mich?

Komischerweise nicht. Ich hatte immer das Vertrauen, dass ich lernen kann, was ich verstehen will – auch beim Thema Finanzen. Ich dachte mir: Wenn so viele Menschen in Deutschland investieren, warum sollte ich das nicht auch können? Am Anfang war ich selbst überrascht, wie viel ich verstanden habe und wie schnell es mir leichtfiel. Ich habe Bücher gelesen, Seminare besucht – oft als einzige Frau im Raum – und hatte einfach Lust, tiefer einzusteigen. Der Wissensdurst war größer als jede Unsicherheit.

Was war dein Aha-Moment für die Gründung deiner Finanzplattform Fortunalista?

Ich war auf all diesen Finanzveranstaltungen oft die einzige Frau. In meinem Umfeld haben vor allem Männer über Geld gesprochen, während viele Frauen sich nicht getraut haben oder dachten, das sei nichts für sie. Bei einem Seminar sagte der Referent dann tatsächlich: "Erzählen Sie zu Hause lieber nicht Ihrer Frau, was Sie hier lernen – sie wird es nicht verstehen und nur Angst bekommen." In dem Moment dachte ich: Das kann doch nicht sein. Wenn ich mich als Frau für Finanzen interessiere, muss ich mich nicht nur ins Thema einarbeiten, sondern auch noch gegen solche Vorurteile ankämpfen? Das wollte ich so nicht stehen lassen.

Was bedeutet finanzielle Freiheit für dich?

Entscheidungen aus Überzeugung zu treffen – nicht aus finanziellen Zwängen. Es geht um Selbstbestimmung, nicht um Luxus. Früher gab es Phasen, in denen ich mich von Toastbrot mit Käse ernährt und mir selbst die Haare geschnitten habe. Mein erstes Gefühl von finanzieller Sicherheit kam, als ich im Supermarkt stand und zum ersten Mal nicht wusste, was die Lebensmittel im Korb kosten – weil ich nicht mehr auf jeden Cent achten musste. Heute bedeutet finanzielle Freiheit für mich, Jobs anzunehmen, die ich wirklich will – und auch mal Nein zu sagen. Oder meine Eltern auf eine Gondelfahrt nach Venedig einzuladen, einfach weil ich kann.

"Ich wünschte, kluge Frauen hätten das gleiche Selbstbewusstsein wie durchschnittlich informierte Männer."

Welche Geldfehler hast du gemacht – und was hast du gelernt?


Da gab es einige. Zum Beispiel habe ich mal einen Ratenkredit für eine Nepalreise aufgenommen – die Erholung war schnell vorbei, aber der Kredit lief noch Monate weiter. Oder ich habe den Dispo wie einen kleinen Puffer genutzt, statt wirklich Rücklagen zu bilden. Ich habe auch in eine Aktie investiert, die ich nicht verstanden habe – einfach, weil sie jemand empfohlen hat. Was ich daraus gelernt habe: Schulden bringen mehr schlaflose Nächte als ein schlechtes Investment. Und echtes Sicherheitsgefühl kommt nicht durchs Ausgeben, sondern durchs Durchblicken.

Was hält Frauen davon ab, sich um ihre Finanzen zu kümmern?

Oft ist es die eigene Unsicherheit. Viele Frauen unterschätzen sich – dabei sind sie bestens in der Lage, kluge finanzielle Entscheidungen zu treffen. Ich sage manchmal: Ich wünschte, kluge Frauen hätten das gleiche Selbstbewusstsein wie durchschnittlich informierte Männer. Studien zeigen: Frauen lesen oft noch das 20. Buch, bevor sie loslegen – Männer machen einfach. Aber genau darum gehts: Nicht nur lesen, sondern handeln.

Gibt es typische Muster, die du beobachtest?


Ja, definitiv. Frauen sind oft sehr sicherheitsorientiert, während Männer eher bereit sind, Risiken einzugehen. Aber genau hier können beide Seiten voneinander lernen: Frauen dürfen sich trauen, Risiken einzugehen, sie abzuwägen und bewusst zu kalkulieren. Männer dagegen könnten manchmal davon profitieren, auch die langfristige Absicherung und mögliche Folgen stärker im Blick zu behalten.

Welchen Finanz-Tipp kann man ignorieren?

Dass man viel Geld braucht, um überhaupt anfangen zu können. Dass man sich an alte, überholte Versicherungen klammern muss, weil man "das halt so macht". Und dass Finanzen nur etwas für Leute sind, die sich ständig damit beschäftigen. Dabei geht es nicht um Perfektion oder riesige Summen, sondern darum, Verantwortung zu übernehmen und sich Schritt für Schritt einen Überblick zu verschaffen.

Was rätst du jungen Menschen, die anfangen wollen?

In jungen Jahren darfst du noch Fehler machen – dein langer Anlagehorizont fängt das in der Regel auf. Du kannst größere Risiken eingehen und gleichzeitig viel lernen. Deshalb: Starte mit einer kleinen Summe, probier dich aus und hab keine Angst, nicht alles perfekt zu machen.

Wie gefährlich ist "Buy now, pay later"?

Es verleitet dazu, mehr zu kaufen, als man wirklich braucht und oft mehr auszugeben, als man sich leisten kann. Was heute noch Spaß macht, ist morgen vielleicht schon vergessen, aber die Raten laufen weiter. Aus finanzieller Sicht ist das für mich eines der größten Risiken: Schulden können schnell zur Belastung werden und sind oft der erste Stolperstein auf dem Weg zur finanziellen Unabhängigkeit.

Was hältst du von "Werde reich in 30 Tagen"-Versprechen?

Solche Versprechen sprechen viele an, weil sie schnelle Lösungen in Aussicht stellen. Aber Geldanlage ist kein Sprint, sondern ein Marathon – wer versucht, schnell reich zu werden, riskiert oft das Gegenteil. Der beste Weg, schnell arm zu werden, ist der Versuch, schnell reich zu werden. Am Ende sollte es gar nicht darum gehen, möglichst viel Geld zu haben, sondern ein Leben zu führen, das zu den eigenen Werten und Bedürfnissen passt.

Verändert sich der Umgang von Frauen mit Geld?

Ja, definitiv. Immer mehr Frauen erkennen, dass Geld ein Werkzeug ist – auch für ihre eigene Unabhängigkeit. Viele von uns wurden so sozialisiert, zuerst für andere da zu sein und sich selbst hinten anzustellen. Aber es ist genauso wichtig, sich selbst abzusichern und sich zu erlauben, auch an die eigenen Bedürfnisse zu denken – finanziell und persönlich.

In aller Kürze. Was sind deine wichtigsten Tipps an Frauen?

  • Informiere dich – Wissen schafft Sicherheit.
  • Hinterfrage alte Glaubenssätze.
  • Falls du bisher Angst vor Geld hattest, hat es einen Grund – versuche, ihn zu finden.
  • Setz dir finanzielle Ziele, die dir wichtig sind und dich motivieren.
  • Starte früh, auch mit kleinen Beträgen. Denn Zeit zählt, nicht Geld.
  • Sprich mit Freunden offen über Geld – und in der Partnerschaft.
  • Lege Rücklagen an, zum Beispiel in Form eines Notgroschens.
  • Investiere langfristig und lass dich von kurzfristigen Schwankungen nicht ablenken oder verunsichern.
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