Frauen verdienen im Laufe ihres Arbeitslebens häufig weniger, arbeiten öfter in Teilzeit und übernehmen oft die Hauptlast der unbezahlten Care-Arbeit. Diese Ungleichheiten ziehen sich bis ins Alter und führen dazu, dass viele Frauen im Ruhestand mit deutlich geringeren Renten auskommen müssen. Doch wie groß ist der Unterschied wirklich, und was kann dagegen unternommen werden? Watson klärt dich auf.
Der Gender Pension Gap bezeichnet den Unterschied in den Rentenansprüchen von Frauen und Männern, wobei Frauen in der Regel eine deutlich geringere Rente erhalten. Diese Ungleichheiten führen zu geringeren Rentenbeiträgen und einer schlechteren Altersvorsorge. Der Gender Pension Gap trägt damit wesentlich zur Altersarmut von Frauen bei und ist ein bedeutendes Thema der sozialen Gerechtigkeit, das auf die ungleichen Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen hinweist.
Eine Studie des Statistischen Bundesamts zeigt, dass der Gender Pension Gap in Deutschland bei 27 Prozent liegt. Das bedeutet, dass Frauen ab 65 Jahren im Durchschnitt Alterseinkünfte von rund 18.700 Euro brutto jährlich erhalten, während Männer in derselben Altersgruppe etwa 25.600 Euro erhalten. Wenn man Hinterbliebenenrenten ausschließt, steigt der Gap sogar auf 39 Prozent.
Altersarmut betrifft vor allem Frauen, weil sie oft mit strukturellen Ungleichheiten konfrontiert sind, die ihre finanzielle Absicherung im Alter beeinträchtigen. Frauen verdienen im Durchschnitt weniger als Männer, arbeiten häufiger in Teilzeit oder in befristeten Arbeitsverhältnissen und unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit für die Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen.
Diese Faktoren führen zu geringeren Rentenbeiträgen und weniger Altersvorsorge. Zudem übernehmen Frauen einen größeren Teil der unbezahlten Care-Arbeit und haben häufig weniger private Ersparnisse oder Vermögen. All diese Elemente tragen dazu bei, dass Frauen im Alter häufiger von Altersarmut betroffen sind.
Altersarmut beginnt dort, wo das Einkommen im Rentenalter nicht ausreicht, um die grundlegenden Lebenshaltungskosten zu decken. In Deutschland wird ein Einkommen von weniger als 1.250 Euro netto im Monat oft als Schwelle zur Altersarmut betrachtet. Diese Grenze orientiert sich am Existenzminimum und berücksichtigt die sozialen Mindeststandards, die notwendig sind, um ein Leben in Würde zu führen.
Menschen, die weniger als diese Summe erhalten, haben oft Schwierigkeiten, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, was zu einer starken Einschränkung ihrer Lebensqualität führen kann. Die genaue Definition von Altersarmut variiert jedoch je nach Land und den spezifischen Lebenshaltungskosten. In vielen Ländern ist sie durch das Fehlen eines ausreichenden Einkommens im Ruhestand gekennzeichnet, um grundlegende Bedürfnisse wie Wohnen, Ernährung, Gesundheit und soziale Teilhabe zu sichern.
Die Hinterbliebenenrente hilft, den finanziellen Verlust nach dem Tod eines Ehepartners oder eingetragenen Lebenspartners abzumildern, indem sie dem oder der überlebenden Partner:in eine monatliche Rentenzahlung gewährt, die sich an den Rentenansprüchen der verstorbenen Person orientiert.
Besonders für Frauen, die oft geringere eigene Rentenansprüche haben, weil sie in Teilzeit arbeiten oder Erwerbsunterbrechungen für Care-Arbeit hatten, ist diese Rente eine wichtige Absicherung im Alter. Deswegen wird sie umgangssprachlich als Witwenrente bezeichnet. Sie reicht in vielen Fällen nicht aus, um den vollständigen Lebensunterhalt zu decken, wodurch das Risiko von Altersarmut weiterhin bestehen bleibt.
Wie die "Tagesschau" berichtet, betrug das geschlechtsspezifische Gefälle bei den Alterseinkünften rund 27 Prozent, was bedeutet, dass die Alterseinkünfte von Frauen im Durchschnitt mehr als ein Viertel niedriger waren als die der Männer. Wenn man jedoch die Hinterbliebenenrenten in diese Berechnung einbezieht, steigt die geschlechtsspezifische Lücke sogar auf rund 39 Prozent, da Frauen deutlich häufiger als Männer eine Hinterbliebenenrente ihres Partners erhalten.
Eine wichtige Maßnahme gegen Altersarmut ist der Aufbau einer privaten Altersvorsorge. Durch regelmäßige Einzahlungen in private Rentenversicherungen oder andere Sparformen kann man die gesetzliche Rente ergänzen und so die finanzielle Sicherheit im Alter erhöhen.
Auch berufliche Weiterbildung und die Nutzung von Karrierechancen spielen eine entscheidende Rolle. Eine frühzeitige Planung und das Setzen von Sparzielen sind ebenfalls wichtig, um im Rentenalter eine ausreichende Absicherung zu haben, selbst wenn die Einkünfte im Erwerbsleben niedriger sind.
Aber auch der Staat kann durch verschiedene Maßnahmen die Altersvorsorge verbessern und Altersarmut entgegenwirken. Dazu gehört vor allem die Förderung der Gleichberechtigung auf dem Arbeitsmarkt, indem der Gender Pay Gap geschlossen und gleiche Arbeitsbedingungen für Frauen und Männer geschaffen werden. Eine Reform des Rentensystems könnte dazu beitragen, dass Menschen mit Teilzeitjobs oder Erwerbsunterbrechungen besser abgesichert sind.
Darüber hinaus könnte der Staat familienfreundliche Arbeitsmodelle weiter ausbauen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern, was wiederum die Rentenansprüche von Frauen stärkt. Schließlich könnte eine Erhöhung der Grundrente oder eine bessere Mindestversorgung für Rentner:innen helfen, Altersarmut zu verringern und eine gerechtere soziale Absicherung zu gewährleisten.
Durch gezielte Maßnahmen sowohl auf individueller als auch auf politischer Ebene lässt sich Altersarmut entgegenwirken. Eine gerechtere Verteilung von Ressourcen, bessere Arbeitsbedingungen und eine stärkere soziale Absicherung können dazu beitragen, dass alle Menschen – unabhängig von Geschlecht oder Lebenssituation – im Alter ein würdevolles Leben führen können.