Aktionstage wie der "Equal Pay Day" und neue Studien zum Thema machen immer wieder auf den sogenannten Gender Pay Gap aufmerksam. Aber was ist das eigentlich? Und wo liegen die Unterschiede zwischen dem bereinigten und dem unbereinigten Gender Pay Gap? Watson hat die Antworten.
Falls du mit dem Begriff nichts anfangen kannst, bist du nicht allein: Eine repräsentative Studie der Arbeitgeber-Vergleichsplattform "kununu" ergab, dass 64 Prozent der Befragten noch nie davon gehört haben.
Der Gender Pay Gap beschreibt den Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern. Dabei wird der Bruttostundenverdienst der Männer mit dem der Frauen verglichen. Der Gender Pay Gap wird vom Statistischen Bundesamt erhoben und berechnet.
Hierbei wird zwischen dem bereinigten und dem unbereinigten Gender Pay Gap unterschieden. Beide sind relevant, beleuchten aber unterschiedliche Themen.
Im unbereinigten Gender Pay Gap wird das Durchschnittsgehalt von Männern und Frauen in allen Branchen und Positionen zusammen ermittelt. Unterschiede zwischen den Berufen werden hierbei nicht berücksichtigt. Branche, Beruf, Position, Qualifikation, Berufserfahrung, Karrierestufe und Arbeitszeitmodell spielen keine Rolle.
Dass beim unbereinigten Gender Pay Gap keine unterschiedlichen Berufsgruppen und Positionen berücksichtigt werden, bedeutet nicht, dass er keine Relevanz hat. Er repräsentiert die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern in Deutschland. Aus dem unterschiedlichen Durchschnittsverdienst lässt sich beispielsweise ableiten, dass Frauen seltener in Führungspositionen zu finden sind und häufiger in Berufen arbeiten, die nicht so hoch bezahlt werden.
Die Höhe des unbereinigten Gender Pay Gaps weist außerdem darauf hin, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten, weil sie beispielsweise unbezahlten familiären Aufgaben nachgehen. Der unbereinigte Gender Pay Gap liegt in Deutschland aktuell bei 16 Prozent.
Der bereinigte Gender Pay Gap hat einen anderen Fokus. Hier werden die Gehälter unter anderem branchenspezifisch miteinander verglichen. Unterschiede der Berufe, Anzahl der Wochenstunden oder der Bildungsstand werden mit einberechnet. Der bereinigte Gender Pay Gap liegt in Deutschland aktuell bei sechs Prozent.
Der bereinigte Gender Pay Gap ermöglicht, bei vergleichbaren Eigenschaften über ein geschlechterspezifisches Lohngefälle zu sprechen. Er belegt, dass Frauen auch dann, wenn Qualifikation und Tätigkeit sehr ähnlich oder gleich sind, weniger verdienen als Männer.
Auf EU-Ebene liegen Daten zum unbereinigten Gender Pay Gap aus dem Jahr 2022 vor. Deutschland hatte damals einen unbereinigten Gender Pay Gap von 18 Prozent und belegte damit einen der letzten Plätze. Ein noch stärkeres Gefälle hatten nur Tschechien, Österreich und Estland.
Auf den vorderen Plätzen waren Belgien (5 Prozent), Rumänien (4,5 Prozent) und Italien (4,3 Prozent). Den ersten Platz belegte Luxemburg mit -0,7 Prozent. Hier verdienen Frauen mehr als Männer.