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Geldherrin Larajenny erklärt, wie die Findom-Szene funktioniert

Larajenny Geldherrin Findom
Als "Königin" herrscht Larajenny streng über "Zahlschweine", die es erregt, ihr Geld zu überweisen. Bild: privat / larajennycroft
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Teurer Fetisch: Geldherrin Larajenny lässt Sklaven ihre Rechnungen zahlen

12.01.2025, 12:56
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Wäre Mr. Grey aus "Fifty Shades of Grey" nicht nur Teil der BDSM-, sondern auch der Findom-Szene gewesen, wäre das Machtverhältnis zwischen ihm und Anastasia sehr viel origineller gewesen...

Findom, Financial Domination, nennt man nämlich einen Ableger-Fetisch des BDSM, bei dem sich "Sklaven" einer Geldherrin unterwerfen und ihr materielle Wünsche erfüllen. Finanziell ausgenommen zu werden, ohne ein Wort der Dankbarkeit, das ist der Reiz der sogenannten Geldsklaverei.

Weil das so abgefahren ist, wie es klingt, hat watson sich mit BestFans-Creatorin larajennycroft darüber unterhalten. Die Deutsche ist Geldherrin und lässt devote "Zahlschweine" für die Ausgaben ihres Alltags aufkommen.

watson: Ich hatte ein bisschen Angst vor diesem Gespräch.

Larajenny: Warum?

Ich weiß, wie streng du mit deiner Community bist und war besorgt, dass du mich als "Loser" und "Lappen" beschimpfst.

Das mache ich nur mit Geldsklaven, die stehen ja drauf.

Was kaufen diese "Geldsklaven"?

Die überweisen einfach Geld auf mein Konto. Aber wenn es Sachgeschenke sind, dann meist Unterwäsche oder Lederklamotten. Ich habe eine Wishlist bei Amazon für meine Zahlschweine.

"Das Teuerste, was ich bekommen habe, war mal ein neuer Bildschirm, weil ich Gamerin bin, der kostete so um die 450 Euro."

Über welche Summen sprechen wir? Neue Handys oder eher eine Leggings?

Das Teuerste, was ich bekommen habe, war mal ein neuer Bildschirm, weil ich Gamerin bin, der kostete so um die 450 Euro. Ansonsten sind es eher kleine Beträge, mal hier 30 Euro, mal da 50 Euro.

Was reizt die Leute daran, Geld zu verschenken?

Es geht um Dominanz. Sie wollen sich schlecht fühlen in dem Moment, wo sie die finanzielle Kontrolle verlieren. Oft bereuen sie es im Nachhinein und blocken mich, nachdem sie zu viel Geld gelassen haben. Aber dann, nach zwei, drei Monaten sind die Sklaven wieder da, um ausgenommen zu werden.

Das klingt nach Sucht.

Ich glaube auch, dass es eine Sucht ist. Es gibt zwar einige, die sich wirklich nie wieder melden, aber die meisten kommen zurückgekrochen. Sie können nicht anders.

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Empfinden diese Menschen echt sexuelle Lust dabei, Geld zahlen zu müssen?

Das ist eindeutig sexuell. Viele wollen Sprachnachrichten haben, in denen man sie beleidigt, um zu onanieren oder sie stehen darauf, dass ich die Unterwäsche trage, für die sie hart arbeiten mussten. Sie wollen sich unterwerfen und finden es geil, ausgenommen zu werden.

Woran merkt man die devote Art noch?

Sie nennen mich Königin oder Herrin. Natürlich werde ich auch gesiezt, weil ich ja über ihnen stehe, unnahbar bin. Wer mich duzt, ist kein richtiger Sklave und hat keine Ahnung. Es gibt auch Leute, die nur reden und nicht zahlen. Es ist eine Kunst, herauszufinden, wer nur quatscht.

Dafür gibt es den Starttribut.

Ja. Bevor ich nicht 25 Euro überwiesen bekomme, rede ich gar nicht mit Interessenten.

Was macht dir am Dominieren Spaß?

Ich finde es nicht sexuell anziehend, aber doch schön, wenn ich diese Menschen beleidigen kann. Das klingt so mies, aber ich fühle mich ihnen dann überlegen und es ist ein krasses Gefühl zu wissen, dass die mir ihren letzten Cent geben. Obwohl ich eigentlich nicht will, dass die Männer auf der Straße landen oder kein Essen kaufen können. Es gibt Frauen, die sagen: "Mir doch egal. Dann frisst der halt die Woche nur Reis." So bin ich nicht.

Wo ist deine ethische Grenze? Könnte ja sein, dass deine "Sklaven" Schulden haben, eine Frau und drei Kinder.

Mit diesem Risiko muss ich leben. Aber wenn mir jemand direkt sagt: "Dann kann ich meiner Tochter nichts mehr zu Weihnachten schenken", würde ich intervenieren. Das geht für mich gar nicht. Allerdings weiß man auch nie, ob solche Sprüche ernst gemeint sind.

Weil das Teil der Fantasie sein könnte?

Genau. Trotzdem: Allein die Vorstellung, dass ich mit einem neuen iPhone herumliefe, während seine Tochter nur eine Nektarine bekommt, das ginge zu weit. Ich würde solche Tragödien hinter dem Fetisch aber wohl nie erfahren, wenn man ehrlich ist.

Gibt es kein Safeword, um zu sagen: "Nicht mehr lustig jetzt, das kann ich mir nicht leisten"?

Die können sich ja ausloggen. Ich hatte das schon, dass einer beim Telefonieren aufgelegt hat und später schrieb: "Das ging mir zu nahe, das war zu heftig." Die Freiwilligkeit ersetzt das Safeword.

Keiner will jemals sein Geld zurück?

Sowas habe ich noch nie erlebt. Wirklich noch nie!

"Man sollte sich nie unter Wert verkaufen. Das gilt für Geldherrinnen genauso wie für jede andere Frau."

Hast du Stammkunden?

Ich hatte bis vor kurzem einen Sklaven, der regelmäßig meinen Vertrag im Fitnessstudio bezahlt hat. Gerade ist er weg, aber der kommt sicher wieder.

Einige Geldsklaven reizt es, laufende Verträge zu zahlen, aus denen sie nicht herauskommen. Nutzt du das?

So was mache ich nicht gerne, weil zum Beispiel Streaming-Dienste über meinen Klarnamen laufen würden und den gebe ich nicht raus. Ich möchte lieber die entsprechende Summe auf mein Konto haben.

Weiß das Finanzamt eigentlich von deinen "Sklaven"?

Oh ja! Ich muss jedes einzelne ihrer Geschenke versteuern. Das sollte auch jede wissen, die sich denkt, "Das mache ich jetzt auch mal". Jeder Schlüpfer, jeder spendierte Kaffee ist eine Einnahme, die ich beim Finanzamt angeben muss.

Wie aufwendig ist eine Geldherrin-Steuererklärung mit Klecker-Beträgen?

Das macht meine Steuerberaterin. Ich überschlage aber meine Ausgaben und Einnahmen nebenbei, schließlich bin ich hauptberuflich Buchhalterin.

Content verwalten, Einkäufe dokumentieren und alles von der Steuer absetzen. Lohnt sich der Aufwand?

Definitiv. Ich arbeite im Büro mehr für weniger Geld, dafür bin ich als Angestellte natürlich abgesichert. Wäre das Geldherrinnen-Leben mein Hauptberuf, müsste ich mich anstrengen, um mein Leben damit zu finanzieren, darauf hätte ich keine Lust. Manchmal denke ich abends auf der Couch nur: "Boah, ich will meine Nachrichten nicht checken, nichts Heißes posten, keine Werbung mehr machen." Ich brauche dann eine Pause.

Aber zu lange darf die nicht sein, sonst sind die Abonnenten bei der Nächsten.

Daher bin ich froh, dass ich nicht auf die Erotikbranche angewiesen bin. Viele Websites zahlen den Frauen gerade mal 30 Prozent der Einnahmen aus, dabei machen die sich – im wahrsten Sinne – vollkommen nackt. Das sehe ich nicht ein. Man sollte sich nie unter Wert verkaufen. Das gilt für Geldherrinnen genauso wie für jede andere Frau.

"Ich diskutiere nicht mit Zahlschweinen."

Wie verträgt sich dein Nebenjob mit Beziehungen?

Ich bin Single, aber ich treffe natürlich ab und an Männer. Einige sagen, "Geht gar nicht. Ich will nicht, dass der Nachbar weiß, wie du nackt aussiehst", aber solche Typen sind vermutlich auch sonst kontrollierend. Andere sagen: "Mach doch. Das sind eh nur irgendwelche Fremden."

Stimmt das denn?

Ich weiß nicht, wer meine Sklaven sind und ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht. Da geht es um den reinen finanziellen Vorteil. Ich habe nicht das Bedürfnis, diese Menschen kennenzulernen.

Ist für ein Autoritätsverhältnis auch nicht nötig.

Genau. Auf OnlyFans spreche ich schon mit den Leuten, aber ich diskutiere nicht mit Zahlschweinen. Wenn, dann müssten die extra berappen, um mein Leben zu stören.

Hast du eine Ahnung, wer deine "Sklaven" sind? Das Klischee ist ja der erfolgreiche Manager, der sich gern demütigen lässt.

Im Gegenteil. Manchmal sehe ich die Leute kurz durch die Kamera, wenn sie beim Shoppen dabei sein dürfen, zum Beispiel. Das sind keine Geschäftsführer, das sind eher Männer, die gar keinen Job haben.

Das macht es ja noch heftiger!

Ja, aber das ist eben der Kick: Die wollen wirklich ihr letztes Hemd verlieren.

Sparkassen-Kunden aufgepasst: Fiese Betrugsmasche aufgedeckt

Phishing-Mails werden en masse versendet, kaum ein:e Verbraucher:in wird den fiesen Betrugsversuchen nicht schon auf irgendeine Weise begegnet sein. Bei der Kundschaft von Banken wittern Kriminelle offensichtlich hohe Erfolgschancen oder eine potenziell hohe Beute, so geben sie sich sehr gerne als Commerzbank, Volksbank und Co. aus – auch in dieser Woche.

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