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DIHK-Präsident in der Kritik: Frauen sollen zwei Stunden länger arbeiten

Gruendungsvollversammlung der DIHK im Haus der Deutschen Wirtschaft in Berlin Aktuell, 24.01.2023, Berlin, Peter Adrian, Praesident der DIHK beim Festakt nach Gruendungsvollversammlung der DIHK im Hau ...
Peter Adrian ist Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer. Bild: IMAGO imago images/Political-Moments
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DIHK-Präsident in der Kritik: Frauen sollen zwei Stunden länger arbeiten

13.02.2023, 19:24
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In Deutschland herrscht Fachkräftemangel. Während in der Politik darüber diskutiert wird, inwiefern daher Personen aus dem Ausland herangezogen werden sollten, kann es laut manchem jedoch auch andere Lösungen geben.

Einige Expert:innen fordern etwa schon lange höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und vereinfachte Einstiegsmöglichkeiten in die betroffenen Branchen. Der Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Peter Adrian, sieht die Zukunft des Fachkräftemangels allerdings auch in der Hand von Frauen.

Forderung: Vollzeit-Mütter und Kita bis 21 Uhr

So betonte er gegenüber der "Bild am Sonntag", dass jedes Jahr knapp 400.000 Fachkräfte aufgrund des Renteneintritts ersetzt werden müssten. In Teilzeit arbeitende Frauen könnten dem jedoch entgegenwirken:

"Wenn alle Frauen, die aktuell in Teilzeit beschäftigt sind, durchschnittlich zwei Stunden am Tag länger arbeiten würden, würde das so viel bringen, wie 500.000 Arbeitskräfte."

Da diese Frauen jedoch in der Regel Mütter seien, müsse ein weiteres Problem – die Betreuung – gelöst werden. Hier setzt Adrian jedoch nicht auf Expertise und pädagogische Kompetenz, sondern auf Rentner:innen und geflüchtete ukrainische Frauen. Mit diesen neuen Helfer:innen könne dann eine Betreuung von 6.30 bis 21 Uhr bereitgestellt werden, um Müttern den Vollzeitjob zu ermöglichen.

DIHK-Chef in der Kritik: "Lebensfremd" und "frauenfeindlich"

Das stieß auf große Kritik: Auf Twitter zeigten sich Hunderte Nutzer:innen entsetzt. Eine Nutzerin bezeichnete Adrians Sichtweise etwa als "lebensfremd", während andere anprangerten, wie wenig Wert er auf soziale Arbeitsverhältnisse und Qualität in der Kinderbetreuung lege. Außerdem erklärte ein Nutzer, dass die meisten nicht länger arbeiten können und wollen würden.

Jemand anderes warf dem DIHK-Präsidenten hingegen Frauenfeindlichkeit vor, da dieser die sogenannte Care-Arbeit von Müttern nicht als Arbeit einstufte. In Teilzeit zu arbeiten, den Haushalt zu führen und die Kinder zu betreuen sei jedoch "mehr als genug".

Experte verweist auf niedrige Löhne

Auch Simon Jäger, Arbeitsökonom und Leiter des Institutes zur Zukunft der Arbeit in Bonn, sieht bessere Bedingungen für Teilzeitbeschäftigte sowie Kinderbetreuungsmöglichkeiten als mögliche Maßnahme für mehr Beschäftigung.

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Gegenüber der "Deutschen Welle" betonte er jedoch auch, dass man ebenso bei denjenigen, die gerne arbeiten würden, aber sich auf dem Markt nicht einfinden, ansetzen könne.

Außerdem biete das Ehegattensplitting steuerliche Anreize, in Teilzeit oder sogar gar nicht zu arbeiten. Darüber hinaus sei nachgewiesen worden, dass über 200.000 ehemalige Pfleger:innen, die den Job verließen, bei besseren Arbeitsbedingungen und höheren Löhnen zurückkehren würden.

Andererseits zweifle er den Fachkräftemangel jedoch auch prinzipiell aufgrund der derzeitigen Rekordbeschäftigung in Deutschland an. Jüngere Menschen seien tendenziell besser ausgebildet als Personen im Rentenalter. Allerdings seien die Löhne stark gefallen und der Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt habe zugenommen. Sobald Fachkräfte fehlen, müsse man daher bei den Arbeitsbedingungen und der Entlohnung ansetzen.

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