In der Arbeitswelt kommt der Generationenkonflikt so sehr zum Tragen wie ansonsten wohl nirgendwo. Die Älteren werfen den Jüngeren gerne vor, zu wenig Arbeitsethos mitzubringen, die Gen Z sieht sich unterdessen durch die Vorgaben der Boomer-Generation ihrer Kreativität beraubt.
Auch wenn es um Krankmeldungen geht, wird jüngeren Arbeitnehmenden häufig vorgeworfen, sich zu schnell aus dem Job herauszunehmen. Die Erläuterung eines Gesundheitsexperten liefert nun allerdings einen einfachen Grund für die vermehrten Krankmeldungen innerhalb der Gen Z.
Auch Studien verschiedener Krankenkassen hatten zuletzt herausgestellt, dass die jüngere Generation vergleichsweise viele Krankentage in Anspruch nimmt. Laut dem Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse zum Jahr 2023 etwa war die Anzahl der Krankmeldungen unter den Versicherten unter 25 Jahren etwa doppelt so hoch wie bei anderen Altersgruppen.
Betroffen ist also vor allem die Gen Z, womit je nach Kategorisierung alle Arbeitnehmenden gemeint sind, die nach 1997 geboren sind. Für Thomas Grobe, der für das aQua-Institut in Göttingen regelmäßig entsprechende Gesundheitsdaten auswertet, sind die Krankentage allerdings kein Indikator für ein vermeintliches "Generationenproblem".
"Ich wäre zurückhaltend damit, aus den Daten Trends mit Blick auf Generationen abzuleiten", erklärt Grobe gegenüber der "Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen" (HNA). Vielmehr seien die Daten auf ein pandemiebedingtes Problem zurückzuführen.
Die Fehlzeiten stünden seinen Analysen zufolge größtenteils im Zusammenhang mit einem Anstieg der Atemwegserkrankungen in Deutschland seit der Corona-Pandemie. Der TK-Gesundheitsreport bestätigt: Gut ein Viertel aller Krankentage entfiel 2023 auf diese Kategorie, zu der auch Erkältungen gerechnet werden.
Da die Jüngeren allerdings während der Pandemie deutlich weniger Erregern ausgesetzt waren, fehle deren Immunsystem nun das Training, um bei entsprechenden Infektionen zu reagieren. Infektionen fallen deutlich heftiger aus.
Wirtschaftspsychologin Patrizia Thamm führt in diesem Zusammenhang ein weiteres Phänomen an, das zu vermehrten Krankmeldungen in der Gen Z führe. Es zeichne sich ihr zufolge ab, dass jüngere Arbeitnehmende ihren Job "nicht um jeden Preis" durchziehen würden und in Krankheitsfällen lieber einen Gang herunterschalteten.
"Es ist erkennbar, dass sich die junge Generation durch ein sensibleres Frühwarnsystem für die eigenen Bedürfnisse auszeichnet, was aus meiner Sicht sehr wertvoll ist", resümiert die Expertin im Zuge einer Befragung der Krankenkasse Pronova BKK.
Insgesamt zeigt die Befragung allerdings, dass alle Altersgruppen mittlerweile mehr auf die Symptomatiken des eigenen Körpers achten würden. Die Fälle von Präsentismus, also dem kranken Erscheinen auf der Arbeit, sind im Vergleich zu 2018 laut Pronova um 16 Prozent gesunken.
Trotzdem hält sich unter den Älteren offenbar die Annahme, dass die Gen Z einfach "öfter mal blaumacht". 75 Prozent der Befragten aus der Pronova-Studie bestätigten eine solche Beobachtung.
Tatsächlich dürfte allerdings ein Muster in Bezug auf Krankmeldungen in der älteren Generation deutlich mehr Einfluss auf das gesamte Büro haben: Der angeführte TK-Gesundheitsreport zeigt, dass Krankschreibungen in jüngeren Altersklassen durchschnittlich fünf Tage dauern, nach dem 60. Lebensjahr dauert eine einzelne Krankheitsphase im Mittel hingegen mehr als 22 Tage.
Für ein funktionierendes Arbeitsklima raten Expert:innen entsprechend zu Verständnis gegenüber den individuellen Bedürfnissen jedes Arbeitnehmenden.