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Karriere: Dein Chef oder deine Chefin ist inkompetent? Was du unternehmen kannst

Informationen des Chefs können gut und gerne den Kontakt erschweren. Die Sprache ist immer noch eines der besten Werkzeuge die Beziehung zu retten.
Ansonsten wird es im Alltag schwierig Zeit von der U ...
Bei manchen Entscheidungen des Chefs kann man sich nur noch an den Kopf fassen (Symbolbild).Bild: getty images
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Dein Chef hat keine Ahnung? So gehst du mit inkompetenten Vorgesetzten um

27.01.2020, 09:06
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Bestimmt hat dir dein Chef schon mal Aufgaben aufgedrückt, obwohl du bereits mehr als genug zu tun hast. Oder versucht, eine Maßnahme durchzusetzen, die du für unsinnig hältst. Oder Strukturen geändert, die doch immer gut funktioniert haben.

Im schlimmsten Fall reagiert dein Vorgesetzter auch noch emotional, wenn du versuchst mitzuteilen, was dir nicht passt – oder er verschanzt sich gleich in seinem Büro und ist für niemanden mehr ansprechbar.

In diesen Momenten denkst nicht nur du: "Mein Chef hat doch keine Ahnung, was er da tut!"

Schlechte Führung kennt viele Gesichter – sei es, dass du den Eindruck hast, dein Chef weist große fachliche Lücken auf oder ist sozial inkompetent. Und das lässt nicht nur deine Laune in der Arbeit sinken, sondern auch deine Leistung. Laut einer Studie des Beratungshauses Gallup von 2018 meint gerade einmal jeder fünfte Arbeitnehmer (22 Prozent), dass er sich von seinem Arbeitgeber motiviert fühle, "hervorragende Arbeit" zu leisten.

Was macht eine kompetente Führungskraft überhaupt aus?

Dass dein Chef dich nicht zu Höchstform auflaufen lässt, liegt möglicherweise daran, dass Vorgesetzte in Deutschland immer noch häufig aus den falschen Gründen besetzt werden. Häufig werden die Mitarbeiter mit dem besten Expertenwissen zur Führungskraft befördert – nicht die mit der besten Führungskompetenz.

Ein weiterer häufiger Fehler ist, dass Führen mit Kontrollieren gleichgesetzt wird. Ein ständiges auf die Finger gucken ist im stressigen Arbeitsleben allerdings meist nicht nur unmöglich, sondern auch belastend.

Gallup-Berater Marco Nink sagte dem "Tagesspiegel" dazu: "Wenn Mitarbeiter mehr Eigeninitiative zeigen und größere Verantwortung übernehmen sollen, brauchen wir ein Umdenken auf allen Führungsebenen." Dazu gehört auch: Der Vorgesetzte solle nicht mehr der strenge "Leistungskontrolleur" sein, sondern ein Coach, der berät, begeistert, anspornt.

Inkompetent ist nicht gleich inkompetent

Welche Eigenschaften machen nun einen inkompetenten Chef aus? Fachliche Inkompetenz ist streng genommen nicht schlimm – dafür gibt es schließlich Mitarbeiter. Wichtiger ist, dass dein Chef das Beste aus dir herausholen kann und dir in deinen Kompetenzen vertraut.

Wenn dein Vorgesetzter allerdings nicht dazu beiträgt, dass die Arbeitsatmosphäre fruchtbar ist oder du sogar Angst hast, zur Arbeit zu gehen, sind das möglicherweise Anzeichen dafür, dass er in seiner Position fehlbesetzt ist.

Frag dich selbst: Kannst du deinen Chef fair bewerten?

Bevor du dich allerdings darauf versteifst, dass dein Vorgesetzter nichts drauf hat, solltest du auch dich selbst hinterfragen. Was genau gibt dir das Gefühl, dass dein Chef inkompetent ist? Sind es Probleme, die du im Gespräch lösen könntest, indem ihr zum Beispiel versucht gemeinsam neue Abläufe zu kreieren? Oder magst du die Art deines Vorgesetzten einfach nicht – und schließt daraus auf seine Unfähigkeit?

Möglicherweise hast du nicht alle notwendigen Informationen, um das Verhalten deines Chefs genau bewerten zu können. Schließlich kann es sein, dass er dir brenzlige Infos vorenthält, um keinen Druck an dich weiterzugeben. Und dann wirken, paradoxerweise, einige seiner Entscheidungen unfair.

Manchmal gibt dein Chef dir bewusst nicht alle Informationen weiter

Auf seiner Website beschreibt Geschäftsführercoach Bernd Geropp einen Beispiel-Fall: Darin verhängte die Leiterin einer Niederlassung ihren Mitarbeitern eine vierwöchige Urlaubssperre und verlängerte die Bereitschaftsarbeitszeit am Samstag.

Die Abteilungsleiter glauben, ihre Chefin verlange zu viel und verstehe nicht, wie viel die Mitarbeiter geleistet haben. Sie wird als inkompetent wahrgenommen. In Wahrheit hat sie allerdings erfahren, dass die Zentrale droht, ihre Niederlassung zu schließen – das will die Leiterin um jeden Preis verhindern.

Dass der Chefin Inkompetenz vorgeworfen wird, passiert nur, weil die Mitarbeiter nicht genügend informiert sind, um den Fall korrekt bewerten zu können. Und dass nicht alle sensiblen Infos ans ganze Unternehmen weitergegeben werden können – sei es auch nur, um Panik zu vermeiden – kennt wohl jeder.

Liegt es vielleicht an dir? Teilen deine Kollegen deine Sicht?

Frag auch dich selbst, ob du gerade vielleicht verunsichert bist wegen eines Projekts und dir deswegen mehr Eingreifen von deinem Chef wünscht. Manchmal weisen wir anderen Menschen die Schuld zu, wenn wir selbst nicht ein und aus wissen. Es ist allerdings vollkommen in Ordnung, nach Hilfe zu fragen - ein guter Chef wird das verstehen.

Wenn du deinen Vorgesetzten als inkompetent erlebst, kannst du auch vorsichtig bei Kollegen nachfragen, ob sie das ähnlich empfinden. Mach das allerdings lieber in einem ruhigen Moment und nicht vor versammelter Mannschaft. Du willst nicht die Person sein, die eine Fehde gegen den Chef im Büro startet.

Das kannst du tun, wenn dein Chef inkompetent ist

Wenn all dein Hinterfragen und der Austausch mit den Kollegen deines Vertrauens dich zu dem Schluss kommen lassen: "Mein Chef ist komplett fehlbesetzt", hast du im Prinzip drei Möglichkeiten:

  • Akzeptieren: Du findest dich mit der Situation ab, weil andere Vorteile überwiegen. Vielleicht findest du deinen Vorgesetzten nicht so toll, hast aber super Kollegen, liebst deine Aufgaben und verdienst gut. Unter solchen Umständen kannst du es möglicherweise hinnehmen, dass dein Chef nicht der beste ist. Schließlich ist kein Job perfekt.
  • Verändern: Du kannst versuchen, deine Arbeitssituation zu ändern, indem du das Gespräch mit deinem Chef suchst. Wenn euer Verhältnis allerdings schon angespannt ist, solltest du dir vorher gut überlegen, wie du deine Schwierigkeiten ansprichst. Geh nicht spontan und emotional aufgeladen in so eine Konversation. Wenn kein Gespräch mehr möglich ist, kannst du versuchen, dich an den nächsthöheren Vorgesetzten zu wenden.
  • Verlassen: Wenn gar nichts mehr geht und du dich nicht mehr wohlfühlst, ist klar: Dir bleibt nur noch, das Unternehmen zu verlassen.

Auch im Arbeitsleben gilt: Niemand hat die Weisheit mit Löffeln gefressen, auch dein Vorgesetzter nicht. Wäge also gut ab, wann deine Kritik berechtigt ist – und wann ein Grund, deine Arbeitssituation grundlegend zu ändern.

(ak)

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