Psychologie: Warum zur Hölle kann ich diese eine Person nicht vergessen?
Wir kennen sie alle. Diese eine Person, die einfach nicht aus dem Kopf geht. Obwohl längst Schluss ist, obwohl man alles analysiert, hundertmal drüber gesprochen, geträumt, geheult und Spotify kaputtgehört hat. Trotzdem bleibt sie da.
Wie ein emotionaler Kaugummi, der sich im Gehirn festgesetzt hat. Warum passiert das – und vor allem: Was macht das mit uns?
Dein Gehirn ist süchtig nach der Person
Fangen wir vorn an: Unser Gehirn liebt Muster. Es liebt Vorhersehbarkeit, Routinen und emotionale Investitionen. Und genau deshalb kann ein Mensch so schwer losgelassen werden, wenn diese Dinge auf ihn zutreffen.
Die Kombination aus emotionaler Tiefe, körperlicher Nähe und gemeinsamen Erlebnissen erzeugt ein regelrechtes Belohnungssystem im Gehirn.
Ja, richtig gelesen: Liebe wirkt in unserem Hirn wie ein harter Stoff – mit Dopamin, Oxytocin und der süßen Illusion von "für immer". Wird diese Verbindung plötzlich gekappt – durch Trennung, Ghosting oder weil die Person sich als völlig unbrauchbarer Mensch entpuppt hat – reagiert unser Gehirn mit Entzugserscheinungen. Ähnlich wie bei einer Sucht.
Unerledigte Gefühle sind wie offene Browser-Tabs
Ein weiterer Grund, warum du diese Person nicht vergessen kannst: Die Geschichte ist noch nicht "zu Ende". Wenn es nie eine echte Aussprache gab, wenn Fragen offen bleiben oder man das Gefühl hat, nicht genug gewesen zu sein, dann bleibt die emotionale Tür offen.
Psycholog:innen nennen das den Zeigarnik-Effekt: Unser Gehirn speichert unerledigte Dinge besser ab als abgeschlossene. Das Resultat: ständiges Grübeln, Rückblicke, "Was wäre wenn"-Szenarien.
Vermisst du die Person – oder das Gefühl dabei?
Das tut weh, aber muss gesagt werden: Manchmal vermissen wir nicht den Menschen selbst, sondern das, was wir mit ihm verbunden haben. Vielleicht hat die Person dich zum Lachen gebracht, dir ein Gefühl von Geborgenheit gegeben oder dich auf eine aufregende Art verunsichert.
Vielleicht war es das Drama, das dich lebendig fühlen ließ – oder einfach das Gefühl, jemandem wichtig zu sein. In solchen Fällen geht es beim "Nicht-Vergessen-Können" weniger um eine reale Person, sondern mehr um ein emotionales Konzept, das sich in unserem Kopf festgesetzt hat.
Dein Gehirn liebt Fake News – besonders in der Liebe
Achtung, Idealisierung! Im Rückblick wird vieles verklärt. Plötzlich war die Person doch romantisch, doch tiefgründig, doch irgendwie der "richtige Mensch zur falschen Zeit". Aber das ist oft Quatsch mit Soße.
Dein Gedächtnis ist kein objektiver Film – es ist mehr wie ein Tiktok-Filter: emotional gefärbt, manchmal verzerrt und oft viel hübscher als die Realität. Wenn du jemanden nicht vergessen kannst, hat das manchmal mehr mit deiner Fantasie zu tun als mit den echten Erlebnissen.
Transparenzhinweis
Dieser Artikel wurde von unserer Redaktion erstellt und überprüft. Dabei kamen auch KI-Tools zum Einsatz. Mehr Infos zu unserem Umgang mit KI gibt es hier. Fragen oder Hinweise gerne an redaktion@watson.de.
Was du jetzt tun kannst
Okay, genug Psychologie – hier ein paar konkrete Strategien, um den Knoten langsam zu lösen:
- Radikale Ehrlichkeit: Schreib auf, wie die Beziehung wirklich war. Ohne Schönfärberei.
- Kontaktabbruch: Kein "Nur mal schauen", kein Stalking auf Social Media. Du brauchst Abstand.
- Gefühle zulassen: Unterdrückung verlängert den Schmerz. Weinen? Voll okay.
- Neu fokussieren: Erlebe Dinge, die nichts mit der Person zu tun haben.
- Realitätscheck: Mach dir bewusst, was dich auch genervt hat – du weißt genau, was.
Die Wahrheit ist: Manche Menschen gehen nie ganz aus dem Herzen. Aber sie verlieren mit der Zeit ihre Macht. Und das ist es, was zählt. Du musst sie nicht löschen wie eine Datei – du musst nur aufhören, ständig draufzuklicken.
Wichtig ist, dass du wieder Hauptdarsteller:in in deinem eigenen Leben wirst. Und dass die Bühne nicht mehr für jemanden reserviert ist, der längst gegangen ist.
