Dating im Jahr 2024 kann ganz schön anstrengend sein. Nutzt man dafür Apps, muss man sich durch Unmengen an Profilen swipen und hat buchstäblich die Qual der Wahl. Wer ist die richtige Person für mich? Wer meint es ernst? Und von wem werde ich nicht direkt nach dem ersten Date geghosted?
Gleichzeitig setzen sich gerade viele junge Menschen unter Druck, die "beste Version" von sich selbst zu präsentieren. Manche haben das Gefühl, in Sachen Fitness, Karriere, Hobbys und sozialem Umfeld ein bestimmtes Idealbild erfüllen zu müssen, um attraktiv zu wirken.
Dabei spielt natürlich Social Media eine nicht ganz unbedeutende Rolle. Auf Tiktok oder Instagram tummeln sich schließlich nicht wenige Selbstoptimierungsfans, die schon um 6 Uhr morgens im Gym stehen, dann zu ihrem gut bezahlten Job fahren und nach Feierabend ihre minimalistisch eingerichtete Wohnung durchputzen, anschließend fünf Mahlzeiten für die nächsten Tage vorbereiten und noch ein Video zu ihrer Skincare-Routine drehen.
Das ist natürlich eine zugespitzte Darstellung, aber den Druck, sich beim Dating nach außen hin als perfekt zu präsentieren, verspüren wohl viele junge Singles. Das zeigt sich auch am "Throning"-Trend der Gen Z, über den aktuell diskutiert wird.
Der Begriff "Throning" geht auf das englische Wort für Thron zurück und beschreibt im Dating-Kontext, dass man sich eine:n Partner:in sucht, die man für "besser" als sich selbst hält. Romantisches Interesse ist erst einmal zweitrangig.
Denn wer "Throning" betreibt, will nicht nur zeigen, wie toll der oder die eigene Partner:in ist, sondern auch selbst von der Attraktivität der Person profitieren. Es geht also darum, das eigene Image aufzupolieren und sich über die andere Person selbst auf einen Thron zu hieven.
Dabei können das Aussehen des Gegenübers, der soziale Status oder die finanzielle Ausstattung eine Rolle spielen. Anfang des Jahres ging etwa ein Tiktok einer jungen Frau viral, die – nicht ganz unironisch – nach einem "man in finance, trust fund, 6'5, blue eyes" suchte. Daraus entstand ein eigener Song, den viele Dating-müde Singles in eigenen Videos aufgriffen.
Wer ernsthaft "Throning" betreibt, dem sollte allerdings klar sein, dass das auf Dauer wohl nicht gut ausgehen wird. Wer will schon mit einer Person zusammen sein, der es nur um Selbstbereicherung geht und am Ende mehr auf die Zahl ihrer Instagram-Follower:innen schaut als auf die Gefühle der Partnerin oder des Partners?
Ganz neu ist das Phänomen allerdings nicht. In der Fachzeitschrift "Science Advances" ist bereits 2018 ein Beitrag erschienen, der sich der Suche nach idealisierten Partner:innen auf dem Dating-Markt widmete.
Demnach würden sowohl Männer als auch Frauen nach Partner:innen streben, die um 25 Prozent begehrenswerter seien als sie selbst. Wer als begehrenswert gilt, ist natürlich eine sehr subjektive Frage. In der erwähnten Studie war ein Faktor etwa die Anzahl an Nachrichten, die eine Person auf Dating-Plattformen erhielt.
Solche Bewertungskriterien kann man natürlich ebenso hinterfragen. Am Ende steht aber wohl fest: Den Wunsch, jemand zu daten, der finanziell, sozial oder anderweitig besser dasteht als man selbst, hatten Menschen wohl schon lange vor Tinder, Bumble und Hinge. Man denke nur an strategische Hochzeiten in der Antike oder im Mittelalter. Da ging es dann mitunter auch wirklich um einen Thron, ganz ohne Metapher.