Mit Cher, Andrew Garfield, Ryan Reynolds und Charlie xcx ein paar Nuggets essen, sie zu allen möglichen Themen löchern und dafür bezahlt werden: Genau das ist der Job von Amelia Dimoldenberg. Die Britin hat mit ihrem Format "Chicken Shop Date" eine intime, lustige und teilweise sehr chemistry aufgeladene Interview-Situation geschaffen.
Dafür lädt sie die Stars in kleine Chicken Shops – das sind für England typische Imbissbuden, die Pommes und Hühnchen auf verschiedene Art anbieten – auf ein simples Menü ein und stellt ihnen Fragen. Manchmal geht es um Unverfängliches, etwa englische Süßigkeiten in der Folge mit Rosalia. Oft stellt Dimoldenberg den Stars aber auch Fragen, die sie so wohl auch noch nie gehört haben. Von Andrew Garfield wollte sie wissen, was seine liebste Uhrzeit sei, von Joe Jonas, ob er eine Idee habe, wie das Jahr 3000 wird.
Manchmal wird es aber auch absichtlich flirty, wie mit Billie Eilish. Der Sängerin stellte Dimoldenberg folgende Frage: "Wenn du ein Eis wärst, würdest du es bevorzugen, wenn man dich ableckt oder von dir abbeißt?" Worauf Billie sich kichernd vergewisserte, ob hier wirklich die Rede von Eis ist. Ed Sheeran fragte sie, wie er das mit dem Sexting mache, da er kein Handy hat.
Die Folgen des Formates beinhalten so gut wie alle Situationen, in denen die Interviewpartner:innen durch die Fragen aus dem Konzept gebracht werden und somit eine Verlegenheit im Gespräch entsteht. Und man merkt: Egal wer ihr gegenübersitzt, es verschlägt Amelia Dimoldenberg nie die Sprache und sie schafft es, die Interviews mit viel Witz und beinahe einer Gleichgültigkeit über den Bekanntheitsgrad ihres Gegenübers zu führen.
Dabei schafft Dimoldenberg durch ihre seltsamen Fragen sowie eine sarkastische Rolle mit äußerst trockenem Humor, die sie für die Interviews annimmt, dass man als Zuschauer:in wirklich das Gefühl bekommt, gerade zwei Menschen bei einem etwas unbeholfenen ersten Date zu beobachten. Teilweise fühlt es sich an, als würde man einem intimen Gespräch lauschen, als wäre es fast schon unhöflich, das ganze Date zu verfolgen.
Aber wie macht man das eigentlich: Flirten mit Jack Harlow? Charmant sein gegenüber Cher? Nicht nervös werden, wenn Sabrina Carpenter einem gegenüber sitzt? Dazu hat Amelia Dimoldenberg im Podcast "Modern Love" der "New York Times" gesprochen.
Im Podcast wurde Dimoldenberg gefragt, wie sie es schafft, mit so gut wie jedem der Gäste in ihrer Show eine flirty Stimmung zu kreieren. Die Moderatorin des Podcasts möchte wissen: Woher kommt diese Chemie zwischen Dimoldenberg und den Stars?
Eine konkrete Antwort darauf kann Amelia Dimoldenberg auch nicht geben – aber sie vermutet, es liege an der Persona, die sie während der Interviews spielt:
Selbstvertrauen ist laut Amelia Dimoldenberg also der Schlüssel. Das hatte sie nicht immer – und das hat sie auch heute nicht immer. Deswegen würde sie diesen Teil oft auch einfach spielen. Wichtiger Flirttip also: Selbstbewusst sein oder fake it 'till you make it. Darüber hinaus scheut sich Dimoldenberg nicht davor, den ersten Annäherungsversuch zu machen. Weder in ihrer Show, noch im echten Leben.
Ganz generell sagt sie über das Thema Dating, dass sie es mit Spaß angehe. Jedes Date könnte potenziell eine neue lustige Geschichte für den Gruppenchat mit Freund:innen sein. Und man darf es auch nicht zu ernst nehmen: "Es ist eine neue Person mit einem interessanten Leben, mit der man sich unterhalten kann. Dating ist etwas, das man tun kann, anstatt nur auf seinem Handy zu scrollen. Betrachte es als Spaß und mehr Spaß wird daraus entstehen."
Das Format der Show ist nun mal die Inszenierung eines ersten Dates. Deswegen ist Dimoldenberg froh, wenn ihre Gäste das Konzept verstehen und auch zurück flirten und sie "in ihrem eigenen Spiel schlagen", wie sie im Gespräch mit den Youtubern Colin und Samir sagt.
Wann ihr das Flirten schwerer fällt, erzählt Dimoldenberg im BBC Podcast At Your Service mit Dua Lipa. Am nervösesten sei sie bei der Folge mit Maya Jamas gewesen. Denn das war das erste Mal, dass sie eine Frau in der Sendung hatte. Und sie wusste nicht, wie sich das entwickeln würde:
In einem anderen Interview mit talkeasypod sagt Dimoldenberg über den Erfolg der Show, dass das Format vermutlich auch deswegen so gut funktioniere, weil sie single ist und die Leute wissen würden, dass sie auf der Suche nach Liebe sei. Das würde die Gespräche, auch wenn sie natürlich inszeniert sind, auf gewisse Weise authentisch machen. Auch legt sie Wert darauf, mit den Interview-Gästen vorab nicht allzu viel in Kontakt zu sein, sodass das "Date" noch mehr Date-Charakter bekommt, da sich zwei Unbekannte gegenübersitzen.
Und Amelia Dimoldenberg trägt einen bestimmten Optimismus in die Interviews hinein: "Ich denke auch manchmal, dass es doch sehr gut passieren kann, dass ich jemanden durch die Show kennenlerne: Das Interview läuft toll, man versteht sich prächtig und fängt danach an, sich zu daten."
Dahinter könnt das Erfolgsrezept für "Chicken Shop Date" liegen. Denn man ist sich beim Sehen der Folgen nie ganz sicher: Flirten die beiden nun wirklich, oder nicht? Verliebt sich da gerade jemand vor laufender Kamera oder hören die nie wieder etwas voneinander?
Das dürfte auch der Grund sein, warum die Folge mit Andrew Garfield viel Aufmerksamkeit bekommt. Denn zum einen ist es die längste "Chicken Shop Date"-Folge bisher. Zum anderen fragt Garfield immer wieder, ob die beiden nicht mal auf ein richtiges Date ohne Kameras gehen könnten und die flirty vibes gehen durch die Decke.
Seitdem die Folge online ist, wird auch wild spekuliert, ob zwischen Host und Gast nicht wirklich etwas laufen könnte – oder ob das alles oscarverdächtig gut gespielt ist.