Haartransplantation bei Frauen: Betroffene berichtet von Fehldiagnose
Gibt man in der Google-Bildersuche das Wort "Haartransplantation" ein, kommen beinahe ausschließlich Bilder von der männlichen Version einer Kopfhaut. Fast jede:r kennt wohl auch einen männlichen Bekannten, der sich nichts sehnlicher wünscht als einen Flug in die Türkei nur für eine entsprechende Behandlung.
Dabei ist diese Geschlechterdominanz rational betrachtet gar nicht so leicht zu erklären. Googelt man den Begriff "Haarausfall", erhält man schließlich auch Dutzende Berichte, die nur dem Haarausfall von Frauen gewidmet sind. Laut CNN sind Haartransplantationen dennoch der einzige kosmetische Eingriff, bei dem Männer deutlich häufiger behandelt werden als Frauen. Aber warum ist das so?
"Ich habe mich mit Chirurgen beraten, und die sagten, Haartransplantationen seien nur für Männer", berichtet die 38-jährige Tracy Kiss. Nach der Geburt ihrer beiden Kinder hatte sie mit heftigem Haarausfall zu kämpfen, nach einiger Zeit war ihre Kopfhaut an vielen Stellen deutlich sichtbar.
Arzt warnt Frauen vor Haartransplantation
Doch an Kiss' Beispiel lässt sich auch das größte Problem ausmachen, das die männliche von der weiblichen Haartransplantation unterscheidet. Denn der Haarausfall bei cis-Frauen ist in den meisten Fällen abhängig von Hormonen, Stress und Ernährung und unterliegt damit heftigen Schwankungen.
"Wir verstehen den weiblichen Haarausfall noch nicht vollständig", erklärt der plastische Chirurg Dr. Greg Williams gegenüber CNN. Er rät Patientinnen daher häufig eher dazu, die oben genannten Auslöser so klein wie möglich zu halten. Denn eine Transplantation kann den Haarausfall bei Frauen mit genetisch bedingtem Haarausfall oder Erkrankungen wie dem polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) sogar verschlimmern.
Der Spezialist für Haartransplantationen weiß, dass dennoch viele Kliniken Profit aus den Frauen schlagen, die verzweifelt nach Lösungen für ihren Haarausfall suchen. "Man spart möglicherweise an der Qualität und operiert Patientinnen, von denen man weiß, dass es besser wäre, die Operation zu verschieben, bis sie Medikamente einnehmen, um ihren Haarausfall zu stabilisieren", sagt er.
Betroffene teilt Schock-Erlebnis nach Haartransplantation
Die 40-jährige Samantha Evans berichtet im Gespräch mit CNN, dass ihre Haare nach der zehnstündigen Transplantation sogar "schlimmer" aussahen als vorher. Heute ist sie sich relativ sicher, dass sie sich die gut 8000 US-Dollar wahrscheinlich hätte sparen können: Durch ihre genetische Veranlagung gibt es auf ihrer Kopfhaut womöglich gar keine Stelle, die sich gut für eine Transplantation eignen würde. Heute bedeckt Evans ihre kahlen Stellen mit Perücken.
Expert:innen gehen davon aus, dass mindestens ein Drittel der Frauen im Laufe ihres Lebens unter Haarausfall leidet. Williams empfiehlt in diesem Zusammenhang, sich ausreichend und von mehreren Spezialist:innen beraten zu lassen. Gerade bei Privatkliniken sollten Frauen demnach noch wachsamer sein als Männer.
