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Geschlechtskrankheiten nehmen zu: Forscher äußert klaren Verdacht

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Geschlechtskrankheiten sind auf dem Vormarsch: Immer mehr Menschen infizieren sich mit sexuell übertragbaren Krankheiten.Bild: imago images / Pond5 Images
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Geschlechtskrankheiten nehmen zu: Forscher äußert klaren Verdacht

19.11.2023, 15:25
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Geht es um Erkältungen oder Magen-Darm-Erkrankungen, reagieren die meisten Menschen schnell. Wenn der Hals wieder kratzt, Hustenanfälle zuschlagen oder man wegen Durchfall mehr Zeit als üblich auf dem Klo sitzen muss, wird mehrheitlich schnell gehandelt. Ein Gang zum Arzt ist wegen solchen Beschwerden üblich. Geht es aber um unangenehme Symptome im Intimbereich, sind immer noch viele Menschen zurückhaltend: Sie hüllen sich in unangenehmes Schweigen und sitzen den Juckreiz oder andere Beschwerden lieber aus.

Dabei sind Geschlechtskrankheiten auf dem Vormarsch. Die Deutsche STI-Gesellschaft berichtet von zunehmenden Fällen sexuell übertragbarer Infektionen (STIs) in Deutschland. Besonders das nachlässige Handeln und die Vermeidung von Arztbesuchen fördert nicht nur die Verbreitung ebenjener, sondern kann auch gefährlich werden. Ein Forscher nennt eine klare Vermutung dafür, woran das liegen könnte.

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Beim Sex lauert eine unsichtbare Gefahr: Geschlechtskrankheiten.Bild: dpa / Christin Klose

Syphilis-Fälle nehmen deutlich zu, auch bei Neugeborenen

Während das Robert-Koch-Institut (RKI) im Jahr 2013 noch 5330 Fälle von Syphilis verzeichnet hatte, waren es im Jahr 2022 bereits 8309 – Tendenz steigend. Norbert Brockmeyer, Präsident der STI-Gesellschaft, sagt hierzu gegenüber der dpa: "Insgesamt kann man sagen, dass Syphilis seit dem Jahr 2000 zunimmt. Damals waren es noch 800 Fälle, heute sind es über 8000."

Ein ähnliches Bild zeichnet sich in den USA ab. Dort sind nicht nur erwachsene und sexuell aktive Menschen betroffen: Die Gesundheitsbehörde CDC meldete vor Kurzem einen starken Anstieg der Fälle bei Neugeborenen. Über 3700 Babys waren 2022 betroffen, das sind mehr als zehnmal so viele wie vor zehn Jahren – und 32 Prozent mehr als 2021.

Geschlechtskrankheiten breiten sich aus: Forscher äußert klaren Verdacht

Die immer mehr werdenden Fälle von sexuell übertragbaren Krankheiten führt der Forscher auf das veränderte Dating-Verhalten zurück: Die Knüpfung von Sex-Kontakten, die immer häufiger über die digitalen Medien vonstattengeht. "Man kann Sexkontakte über den digitalen Weg erreichen. Dadurch ist die Möglichkeit geschaffen worden, schneller Sexualkontakte zu knüpfen", sagt Brockmeyer. Die Nutzungszahlen von Kondomen seien stabil, trotzdem steige die Anzahl der an Syphilis-Infizierten an, unabhängig von der sexuellen Orientierung. Die STI-Rate steigt sowohl bei hetero-, als auch bei homo- und bisexuellen Menschen an.

ILLUSTRATION - Mit dem «Tinder Matchmaker» können Freunde und Familienmitglieder jetzt Profile von potentiellen Kandidaten oder Kandidatinnen anschauen und weiterempfehlen. Foto: Marijan Murat/dpa/dpa ...
Dating-Apps wie Tinder und Co sind für die Ausbreitung von Erregern von STIs ein perfekter Beschleuniger.Bild: dpa / Marijan Murat

Wohl aber beeinflussen das Sexualverhalten, die Partnerzahl und Testhäufigkeit bestimmter Gruppen die Zahlen, wie Silke Klumb von der Deutschen Aidshilfe anmerkt. Die HIV-Diagnosen in Deutschland, besonders unter schwulen und bisexuellen Männern, sind demnach etwa seit 2007 rückläufig.

So schützt du dich beim Sex vor Geschlechtskrankheiten

Wer eine Infektion vermeiden will, sollte auf das bewährteste Mittel zurückgreifen: Kondome. Zudem gibt es gegen einige STIs Impfungen, etwa gegen Hepatitis B und HPV.

Davon abgesehen gilt: Wer einen Verdacht hat, sollte sich untersuchen und testen lassen. Ansonsten läuft man Gefahr, seiner Gesundheit weiter zu schaden und den Erreger weiterzuverbreiten. Es gibt außerdem antibiotische Medikamente zur Prävention gegen Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien und Syphilis. Allerdings sollten diese nur Personen einnehmen, die häufig mit wechselnden Partner:innen ungeschützten Sex haben. Das ist jedoch sowieso nicht angeraten. Das Kondom bleibt das A und O in Sachen Safer Sex.

03.02.2023, D�sseldorf: Ein Mann �ffnet ein Kondom �ber einem Bett. Aus einvernehmlichem Sex kann ein Verbrechen werden, wenn das Kondom gegen den Willen des Partners heimlich weggelassen oder abgezog ...
Kondome schützen vor Geschlechtskrankheiten.Bild: dpa / Ann-Marie Utz

Fehlende Aufklärung: Menschen schätzen Syphilis-Risiko oft zu gering ein

Laut Brockmeyer fehlt es an Aufklärung in allen Altersschichten: "Auch bei den Älteren haben wir Luft nach oben." Zwar seien die höchsten Raten bei sexuell übertragbaren Krankheiten wie bei Chlamydien immer noch bei jüngeren Menschen zu verzeichnen. Dennoch sei auch bei den über 55-Jährigen der Prozentsatz hoch.

Ein Problem: Die allermeisten Geschlechtskrankheiten "machen zu 80 Prozent keine Symptome", sagt er. Dadurch verbreiten Betroffene die Krankheiten unbemerkt weiter, suchen keine Arztpraxis auf. Er empfiehlt deshalb Lösungen wie Home-Tests für HIV oder Kits zur Selbstentnahme von Proben, die über Online-Shops und Gesundheitsämter zugänglich gemacht werden sollten. Und: "Im Swingerbereich, sowohl im schwulen als auch im heterosexuellen Bereich, muss mehr an Aufklärung laufen."

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Zudem sei die Enttabuisierung von großer Bedeutung im Kampf gegen Geschlechtskrankheiten, wie Johannes Breuer von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) verlauten lässt:

"Alle Menschen sollen das Wissen und die Möglichkeit haben, gut für sich und ihre sexuelle Gesundheit zu sorgen. Dazu gehören unterstützende Angebote zur Gesundheitsförderung und Prävention."

Denn: Viele Menschen schätzen ihr persönliches Risiko, sich mit einer Geschlechtskrankheit laut Umfragen, deutlich geringer ein, als es tatsächlich ist. "Obwohl die Chlamydien-Infektion die häufigste bakterielle STI in der Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist, schätzen nur acht Prozent der Befragten ihr Risiko als (absolut) wahrscheinlich ein", warnt Breuer.

(Mit Material von dpa)

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