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Mutter-Kolumne: Welche Tage der Woche mit Kindern die schlimmsten sind

Annoyed young parents sit on couch in kitchen tired from loud two little children running playing, anxious mom and dad relax on sofa at home exhausted from active ill-behaved small preschooler kids
Wochenenden mit Kindern sind für unsere Autorin aus vielen Gründen anstrengend. Bild: iStockphoto / fizkes
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Warum Wochenenden mit Kindern die schlimmsten Wochentage geworden sind

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"Schonungslos ehrlich" – die Mama-Kolumne ohne Insta-Filter
18.10.2022, 15:0609.01.2023, 12:01

Mein Sohn fiebert bereits montags dem Wochenende entgegen, weil er dann ein paar Folgen seiner aktuellen Lieblingsserie schauen darf. Als ich noch kinderlos war, freute ich mich ebenfalls darauf, weil Wochenende ein Mix aus Entspannung und Genuss bedeutete. Seit ich zwei kleine Kinder habe, ist aus "Hoch die Hände, Wochenende" eher "Höllen-Wochenende voraus!" geworden. Hinter uns liegt gerade ein extralanger Höllenritt, inklusive Feiertag. Bereits Samstagabend sehnten wir uns nach dem fremdbestimmten, geregelten Wochenbeginn.

"Mein Mann und ich kämpfen ununterbrochen darum, unsere jeweiligen Prioritäten-To-Dos zu erledigen, indem wir die Kinder dem anderen zuschieben."

In die normalerweise zwei freien Tage pressen wir alles, was unter der Woche liegen bleibt: Erledigungen, Einkäufe, Bürokratisches, Gartenarbeit, viel Wäsche, kleinere Reparaturen, Texte oder diverse andere offenen Punkte meiner Liste. Problem: Parallel dazu müssen ganztägig zwei Kinder betreut und eine warme, möglichst nahrhafte Mahlzeit gekocht werden. Das Ergebnis? Mein Mann und ich kämpfen ununterbrochen darum, unsere jeweiligen Prioritäten-To-Dos zu erledigen, indem wir die Kinder dem anderen zuschieben.

In dem Moment, in dem uns samstagmorgens eines der Kinder viel zu früh weckt, beginnt der Kampf um die Zeit. Jeder stellt sich so lange schlafend, bis das Krabbelbaby kurz davor ist, sich von unserem Boxspringbett zu stürzen. Ohne den Kindergarten im Nacken zögern wir das Aufstehen und Anziehen viel zu lange hinaus. Der gelangweilte Fünfjährige wird übermütig, dann aufmüpfig und nicht selten endet das Theater mit einer Heultirade.

Unsere Autorin berichtet über die unschönen Seiten des Mutterdaseins – schonunglos ehrlich.
Unsere Autorin berichtet über die unschönen Seiten des Mutterdaseins – schonunglos ehrlich.bild: emmy lupin studios

Unsere Autorin...

...wurde mit Anfang 30 Mutter. Und kommt noch immer nicht damit klar, dass ihr altes, schönes Leben seitdem vorbei ist. Sie ist wütend, dass Eltern nie den Mut hatten, zu erzählen, was es wirklich bedeutet, ein Kind zu haben. Aus diesem Grund legt sie alle zwei Wochen den Finger in die Wunde – und berichtet schonungslos. Und weil sie weiß, dass Mütter sehr giftig werden können, wenn es um ihr Heiligstes geht, bleibt sie lieber anonym. Die täglichen Entrüstungsstürme ihres Sohnes reichen ihr völlig aus.

Ein ungemütlicher Start ins Wochenende

Wer Brötchen holen darf, hat Glück, weil das ein paar Minuten Auszeit bedeutet. Musik hören, Sprachnachrichten beantworten oder einfach nur durch Instagram scrollen. Der andere muss zwei hungrige Kinder betreuen und parallel das Frühstück vorbereiten. Also Kaffee aufbrühen, Babygetreidebrei zubereiten, Eier kochen und Tisch decken, während das Baby quengelnd am Bein hängt und der Große nach einem ersten Müsli schreit.

Wo warst du denn so lange? Eine Frage, die ich beim Zurückkommen schon häufiger gefaucht habe. Der andere könnte sich schließlich ein paar zusätzliche Minuten Me-Time gegönnt haben, während man selbst im Chaos versinkt.

Während des Frühstücks wirft der Große den Kakaobecher um. Aufspringen, aufputzen. Das Baby isst drei Löffel Brei, schleudert den vierten durch die Gegend und möchte anschließend gestillt werden. Ich versuche mit einer Hand ein Brötchen zu schmieren, woraufhin die Marmelade auf meinen Pulli tropft. Ich bin genervt, dass mein Mann die Problematik nicht frühzeitig erkennt und mir hilft. Stattdessen schlägt er die Zeitung auf. Ernsthaft? Ich fordere ihn auf, mir ein feuchtes Küchentuch zu holen.

"Sind Wochenenden nicht für ausgiebiges Frühstücken, für gemütliches Zusammensitzen, fürs Ausprobieren neuer Rezepte, für schöne Unternehmungen da?"

Anschließend das Essens-Chaos beseitigen, das Baby muss dringend schlafen. Wer läuft mit dem Kinderwagen? Ich müsste noch einen Text schreiben. Er müsste dringend die Regenrinne reparieren, sonst wird die Hauswand feucht. Was essen wir heute? Wer kauft ein? Kannst du die Kinder mitnehmen? Wie jetzt, beide? Die Zeit rast, die To-Do-Liste ist noch zu lang, die Kinder wollen Programm.

Schöne Unternehmungen? Dann bleibt keine Zeit für den Haushalt

Sind Wochenenden nicht für ausgiebiges Frühstücken, für gemütliches Zusammensitzen ohne Zeitdruck, fürs Ausprobieren neuer Rezepte, für schöne Unternehmungen da? Wäre jetzt nicht die Chance für Vater-Sohn-Aktivitäten, die unter der Woche nie klappen? Ich kann nicht verstehen, wie Familien ihr Leben managen, wenn sie am Wochenende in die Berge fahren. Oder an den See. Oder stundenlang Kastanien im Wald sammeln, um sie anschließend zu einem kreativen Tierpark zu verarbeiten.

Wir fordern ständig Zeit vom anderen, um Dinge zu erledigen, die wir erledigen müssen. Wir wechseln uns ab, wir drücken uns die Kinder gegenseitig in die Hand. So lange, bis der Fünfjährige eskaliert, weil er unausgelastet ist. Spätestens dann kommt der verhasste Satz meines Mannes: Wir müssen alle dringend mal raus.

"Und so geht ein anstrengender und noch dazu unspektakulärer Tag zu Ende, der uns beide Nerven gekostet hat."

Rausgehen heißt, wir laufen und fahren mit Kinderwagen und Fahrrad eine Runde durch den angrenzenden Wald, bis genügend Energie verpufft ist. Nach diesem Mini-Ausflug, der mir weder Inspiration geliefert noch mich bespaßt hat, geht es zurück ins Haus. Jetzt Abendbrot, dann Kinder in die Badewanne. Wäsche abhängen, Wäsche aufhängen. Kinder ins Bett bringen und mich zum Stillbaby gesellen.

Und so geht ein anstrengender und noch dazu unspektakulärer Tag zu Ende, der uns beide Nerven gekostet hat. Warum sind die Wochenenden ein solcher Killer geworden? Warum können wir an Tagen ohne feste Zeitfenster und durchgetaktete Termine nicht mehr aufatmen?

Das zermürbende Warten auf mehr Freizeit

Wie gerne würde ich mein neu gekauftes Buch zu lesen beginnen. Wie gerne würde ich mich für 20 Minuten in unsere Infrarot-Kabine setzen und die Holzwand anstarren. Wie gerne würde ich 15 Minuten Yoga machen, mir die Fingernägel lackieren, einen Kaffee am Stück trinken, meine Haare waschen und anschließend eine Haarkur benutzen. Wie gerne würde ich etwas tun, ohne gefragt zu werden, wie lange ich dafür noch bräuchte.

"Prost! Auf eine Zeit, in der endlich diese Prophezeiungen eintreten, ab einem gewissen Alter müsse man die Kinder um 14 Uhr aus dem Bett werfen."

Natürlich könnten wir uns mit anderen Familien zu Outdoor-Aktivitäten verabreden, damit die Kinder sich gegenseitig bespaßen. Doch wann erledige ich dann all das, was ich unter der Woche mit zwei Kindern nicht schaffe?

Die Kleinkind-Ausflüge mit anderen Familien laufen auch immer nach dem gleichen Schema ab: Erst wird eine kurze Strecke gewandert, um dann an einem familienfreundlichen Ort einzukehren – meist eine Gaststätte mit Spielplatz und Outdoor-Sitzgelegenheit, um die Kinder im Blick zu haben. Dass diese Institutionen gerne deftige Hausmannskost anbieten, geschenkt.

Hauptsache, die Kinder sind beschäftigt und im besten Fall gibt's Alkohol. Prost! Auf eine Zeit, in der endlich diese Prophezeiungen eintreten, ab einem gewissen Alter müsse man die Kinder um 14 Uhr aus dem Bett werfen. Ich schwöre, ich werde auf Zehenspitzen durchs Haus schleichen. Bis die aufwachen, war ich frühstücken, bei der Pediküre und anschließend noch im Day Spa.

Body Count: Es nervt mich, wie wir über das Thema sprechen

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