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Mutter-Kolumne: Als Eltern kann man nicht mehr stilvoll sein

Platz ist in Minivans trotz Coolness-Faktor eher Mangelware.
Platz ist in Minivans trotz Coolness-Faktor eher Mangelware.Bild: BananaStock RF / Jupiterimages
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Von Minivans und Lastenrädern: Warum ich mich von sämtlichen Familienkutschen distanziere

11.09.2022, 14:3309.01.2023, 12:04
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"Schonungslos ehrlich" – die Mama-Kolumne ohne Insta-Filter

Neulich fand ich in meiner Handy-Mediathek ein Bild, das ich mir vor Jahren abgespeichert hatte. Darauf war der Spruch zu lesen: "Condoms prevent Minivans." Heute, als Mutter von zwei Kindern, trifft er noch immer genau meinen Humor. Denn an meiner Einstellung zu familientauglichen Fahrzeugen hat sich nichts geändert. Die Hälfte meines Freundeskreises fährt jedoch einen VW Bus oder träumt davon, einen zu fahren. Ich frage mich – warum nur?

"Was ist cool daran, den Anschein zu haben, eine ganze Kinderschar herumzukutschieren?"

Wer möchte sich freiwillig in einen Minivan setzen, in dem man sich durch die Sitzerhöhung wie ein Möchtegern-LKW-Fahrer fühlt? Was ist cool daran, den Anschein zu haben, eine ganze Kinderschar herumzukutschieren? Und wer hat nicht verstanden, dass die Parkplatzsuche in der Stadt bereits mit einem Kleinwagen ein Nervenkrieg ist?

Meine VW-Bus-Freunde würden antworten: Weil es meistens praktisch ist. Sie fahren ihren halben Haushalt durch die Gegend. Laufroller, Kinder-Fahrräder, Taucherflossen oder Babytrage? Alles dabei! Der Kinderwagen wird aufgebaut in den Kofferraum gestellt. Und auf längeren Fahrten sitzt einer der Eltern hinten bei den Kindern, natürlich gegenüber, und sie spielen Karten. Oder picknicken.

Unsere Autorin berichtet über die unschönen Seiten des Mutterdaseins – schonunglos ehrlich.
Unsere Autorin berichtet über die unschönen Seiten des Mutterdaseins – schonunglos ehrlich.bild: emmy lupin studios

Unsere Autorin...

...wurde mit Anfang 30 Mutter. Und kommt noch immer nicht damit klar, dass ihr altes, schönes Leben seitdem vorbei ist. Sie ist wütend, dass Eltern nie den Mut hatten, zu erzählen, was es wirklich bedeutet, ein Kind zu haben. Aus diesem Grund legt sie alle zwei Wochen den Finger in die Wunde – und berichtet schonungslos. Und weil sie weiß, dass Mütter sehr giftig werden können, wenn es um ihr Heiligstes geht, bleibt sie lieber anonym. Die täglichen Entrüstungsstürme ihres Sohnes reichen ihr völlig aus.

Ein Minivan macht nur ohne Kinder Spaß

Klar kann der Stauraum-Faktor mit Kindern angenehm sein. Doch ich vermute, dass hinter dem Hype ein ganz anderes Thema steckt: die Sehnsucht, ein unabhängiges, abenteuerlustiges Vanlife zu führen. Klappt dann mit zwei bis drei Kindern leider nicht mehr, weil man im Kindergarten-Schul-Lohnarbeits-System gefangen ist. Und sowieso wäre das alles viel zu anstrengend.

Aber ich schwöre, so ein Familien-Dad, der sein Büschen über die Autobahn steuert, träumt davon, wie es wäre, statt krakeelender Kinder und Reisebett ein Surfbrett und Longboard geladen zu haben, auf dem Weg an die Atlantikküste. Statt mit Saugnäpfen befestigte Sonnenblenden wünscht er sich eine Lampionkette, die abends atmosphärisch leuchtet, wenn er mit einem kühlen Bier auf der Trittstufe sitzt und aufs Meer starrt – und die Stille genießt. Doch dann, back to reality: Wann sind wir endlich da? Ich muss Pipi. Der hat mich gekratzt! Mir ist schlecht.

"Sollte ich jemals so ein Teil fahren, kannst du dir sicher sein, ich habe meinen persönlichen Tiefpunkt erreicht."

Lastenräder sind nicht nur hässlich, sondern auch gefährlich

Das zweite Gefährt, das mich wirklich fertig macht, ist ein Lastenrad. Ich erinnere mich, als ich noch kinderlos zu meinem Mann sagte: Sollte ich jemals so ein Teil fahren, kannst du dir sicher sein, ich habe meinen persönlichen Tiefpunkt erreicht. Und auch an dieser Aussage hat sich bis heute nichts geändert. Jetzt mal ehrlich: Was ist geil daran, eine ausladende Holzkiste, beladen mit Kind(ern), vor sich herzuschieben, und dabei ständig aufzupassen, keine Fußgänger durch die Gegend zu schleudern, an Hauswänden hängenzubleiben oder sich selbst mit der ganzen Bagage auf die Nase zu legen, weil diese Teile einfach unfassbar schwer sind?

Ja, ja, ich verstehe den Umweltaspekt. Natürlich ist es super, wenn Leute auf elektronisch betriebene Räder umsteigen, statt kurze Strecken mit dem Auto zu fahren. Doch dieser Trend ist für mich nicht zu Ende gedacht: Erstens haben wir in Deutschland noch keine Infrastruktur für diese Monster, sodass ich jedes Mal Angst habe, Mutti oder Vati fahren mich samt Kinderwagen gleich über den Haufen. Und zweitens sind die mit Motor betriebenen Lastenräder so teuer wie ein gebrauchter Kleinwagen. Außerdem sieht es, was die Proportionen anbelangt, scheiße aus. Daran ändert auch nichts, dass halb Kopenhagen damit durch die Gegend eiert.

Stil kann man sich als Eltern nicht mehr leisten

Apropos Optik: Ich könnte noch einen draufsetzen. Was ebenfalls immer sehr lächerlich wirkt? Wenn in Frankfurt sämtliche Bänker in schnieken Anzügen mit teuren Gravel Bikes durch die City radeln und hinten drauf ein leerer Kindersitz thront. Ja, finde es super, wenn Papa vor seiner 20 Stunden-Schicht zumindest noch den Sohn in der Kita abgibt. Aber es ändert nichts daran, dass der Anblick einfach uncool ist.

"Wo bleibt die Schönheit? Der Stil? Die Eleganz? Im Kreißsaal."

Als Eltern ist man in einigen Bereichen der Loser. Die hübschen Klamotten sind nicht mehr stilltauglich, der Mini Cooper zu klein und dann muss man auch noch unförmige Fahrradhelme tragen, um dem Kind ein Vorbild zu sein.

Die Lösung? Habe ich nicht. Es gibt auch für einige meiner Ansichten keine rationale Erklärung. Es ist mein ästhetisches Empfinden. Und mein Genervtsein, dass mit Kindern alles immer praktisch sein muss, weil anderenfalls das Nervenkostüm über die Maßen strapaziert wird. Wo bleibt die Schönheit? Der Stil? Die Eleganz? Im Kreißsaal.

"Keine Alternative": Bürgermeisterin fordert Kokain-Verkauf in Apotheken

Bevor am 1. April das deutsche Cannabis-Gesetz in Kraft getreten war, galten in Europa vor allem die Niederlande und hier speziell Amsterdam als absolute Kiffer-Hochburg. Als im vergangenen Jahr ein Verbot für das öffentliche Gras-Rauchen in ebenjener Innenstadt erlassen wurde, wunderten sich daher viele über den Schritt.

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