Lena (23) wollte Zeit für sich. Dann traf sie Alex (26). Doch ihr neuer Bekannter nervte. Und zwar schnell.
Ich wollte auf ein angesagtes Festival in unserer Stadt. Weil meine Freund:innen nicht gerade zu den größten Hiphop-Fans zählen, kaufte ich mir spontan alleine ein Ticket.
Drei Tage bei sommerlichen Temperaturen meiner Lieblingsmusik lauschen. Ein Traum. Dachte ich zumindest. Doch es kam anders. Denn ich traf Alex.
Als ich das Festival-Gelände am Freitagabend verlassen wollte, hielt mich jemand an der Schulter fest. "Hey! Du bist gerade an mir vorbeigelaufen. Ich musste dich jetzt einfach ansprechen." Ich drehte mich um und sah einen Typen, der auf den ersten Blick ganz nett wirkte. Wir unterhielten uns kurz, er fragte mich nach meiner Nummer. Ich gab sie ihm und wir verabredeten uns für die nächsten Tage auf dem Festival-Gelände.
So schnell können sich Pläne ändern. Aber ich dachte mir: Kann ja auch zu zweit Spaß machen.
Wiedergetroffen habe ich Alex erst einen Tag später, am Sonntag. Treffpunkt war eine auffällige, lilafarbene Bärenstatue, an der ich erstmal wartete. Nach 20 Minuten klingelte mein Handy. "Wo bist du?", fragte er. "Ich stehe vor dem lila Bären", antwortete ich leicht irritiert. "Nein, das kann nicht sein. Da stehe ich", antwortete Alex.
Wir diskutierten ein bisschen hin und her, bis ich von ihm plötzlich ein "Schatz, du machst mich fertig!" zu hören bekam.
Moment mal. Schatz?
Ich habe das Wort erstmal ignoriert, sollte das aber später noch bereuen. Nach einer Weile hatten wir uns auf dem Festivalgelände dann doch irgendwie gefunden und er gab mir direkt zu verstehen, wie sehr er sich auf den Tag mit mir freuen würde.
Und immer wieder: "Schatz."
Das irritierte mich. Immerhin kannte ich Alex gar nicht richtig.
Und dann bekam ich gleich den ersten Vorwurf von ihm zu hören: "Warum hast du dich gestern nicht mehr gemeldet?"
"Ich melde mich auch bei Leuten, die ich kenne, mal länger nicht", dachte ich mir im Stillen. Meine zurückhaltende Art hielt ihn nicht davon ab, von jetzt an das volle Boyfriend-Programm zu fahren. Er hielt meine Hand, als wir über das Festivalgelände schlenderten. Plötzlich küsste er mich.
In mir sträubte sich etwas, auf der anderen Seite wollte ich nicht zu verkrampft sein. Gegen ein bisschen Knutschen hatte ich nichts einzuwenden. Ich beschloss, meinem Date noch eine Chance zu geben.
Wir schauten uns zusammen einen Act an. Alex legte mir seinen Arm fest um die Hüften. Ich spürte deutlich: Er war begeisterter von mir als ich von ihm. Alex verhielt sich immer mehr, als wären wir ein verliebtes Pärchen und überschüttete mich mit Komplimenten. Natürlich erkundigte er sich auch bei mir, wie ich ihn denn finde.
Daraufhin gab ich ihm eine ehrliche Antwort: "Ich finde dich schon ganz nett, aber wir müssen ja nicht so tun, als wären wir das verliebteste Pärchen aller Zeiten. Wenn ich dir jetzt sagen würde, du wärst der Mann meines Lebens, dann wäre das auf jeden Fall gelogen."
"Wir können doch auf jeden Fall eine gute Zeit miteinander haben, oder soll ich gehen?“, fragte mich Alex daraufhin.
Da wurde es mir zu viel. "Schatz", sagte ich, ein wenig zu laut, zu ihm. "Wenn es dir nicht reicht, was ich dir gebe, werde ich dich nicht aufhalten." Ich wollte ihm klarmachen, dass das hier eine unverbindliche Nummer ist.
Alex blieb.
Irgendwann sind wir von der Bühne weg und haben uns mit einem Wasserschlauch auf dem Gelände abgekühlt. Immerhin hatte es hochsommerliche Temperaturen, da kam so eine Abkühlung doch gerade recht. Das sah Alex vielleicht ein wenig anders und rief mir mit gespielter Empörung zu: "Schatz, ich habe doch das Handy in der Tasche!"
Ich wurde genervter und schmiedete einen Plan, wie ich meinen Begleiter baldmöglichst loswerden könnte. Zeit zum Überlegen verschaffte ich mir, indem ich an einem Getränkestand zwei Wasserflaschen für uns besorgte. Als ich zurückkam, war von Alex nichts mehr zu sehen.
Hatte sich mein Problem etwa gerade von selbst gelöst? Hatte mir das Universum gerade geholfen?
Ich nahm die Beine in die Hand und lief so schnell ich konnte auf die andere Seite des Festivalgeländes. Alibimäßig habe ich Alex noch eine Nachricht geschickt, um ihn zu fragen, wo er denn sei. Die Antwort kam prompt: "Da, wo wir uns am Anfang getroffen haben."
Und so wusste ich jetzt genau, welche Ecke des Festivals es zu meiden galt. Das tat ich dann auch. Ich war richtig happy und genoss die letzten Stunden des Festivals ganz für mich allein.
Und seither weiß ich: Ich gehe lieber alleine auf Festivals, als in schlechter Begleitung. Sorry, Schatz!