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ZDF streicht "Game Two": eine dumme Entscheidung

"Game Two" glänzte mit hervorragenden Beiträgen.
"Game Two" glänzte mit hervorragenden Beiträgen.Bild: RocketBeans
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ZDF beendet "Game Two": Was bleibt, ist Leere

Das Videospielmagazin "Game Two" findet nicht mehr statt, also nicht mehr auf ZDF. Mittlerweile ist bekannt, dass fünf Redakteur:innen weitermachen. Dennoch ist ein gewaltiger Verlust zu betrauern.
09.07.2025, 17:2509.07.2025, 17:25
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"Moin, moin und Hallo!" Eine Begrüßungsfloskel, die sich wie nach Hause kommen anfühlt. Wahlweise am Donnerstag (in der ZDF-Mediathek) oder Samstag tönt sie durch die Zimmer junger wie alter Gamingfans. Eine warme Hand, die zum Spaziergang durch den undurchdringlichen Dschungel aus Pixel, Patches und Patchnotes führt.

Doch damit ist Schluss. ZDF stoppt die Ausstrahlung von "Game Two". Für eines der letzten Videospielmagazine im Fernsehen bricht eine schwere Zeit an. Nach der letzten aufwändigen Folge bleibt für die Fans neben Ungewissheit eine gewaltige Leere. Ein Abgesang.

"Game Two": ein großartiges Finale

Selten war ein Finale so passend und traurig, selten ein Abschluss so gelungen. In Folge 382 schlendert "Game Two"-Redakteur Christian Kurowski übers Wattenmeer, stößt dabei auf Hologramm-Aufnahmen derjenigen, die vor knapp 20 Jahren das Ursprungsformat "Game One" erdachten, etwa Etienne Gardé und Simon Budimann.

All das im Stil von "Death Stranding 2". In dem Spiel geht es um die Wiederherstellung einer völlig zerstörten Welt – eine Analogie zur Lage des Formats, das nun selbst vor dem Aus steht.

Die eigene Geschichte verwob die Redaktion mit einer Review zu einem Blockbuster-Game, dessen Veröffentlichung nicht hätte passender sein können. Ein letztes Mal großes Kino. Tränen flossen, wahrscheinlich nicht nur bei den Redakteur:innen.

Folge 382 unterstreicht, was für eine Evolution das Format hinlegte. War Pionierprojekt "Game One" noch eine Mischung aus Nerdigkeit und Sketch-Comedy, mauserte sich "Game Two" zum Hochglanzformat, das seinen ursprünglichen Charme nicht verloren hat.

2006 noch auf MTV beheimatet, waren Budget und Team kleiner, die Vision nur rudimentär vorhanden. Mit dem Gang ins Funk-Portfolio und dem anschließenden Wechsel zum ZDF veränderte sich was.

Anders als der Vorgänger widmete sich "Game Two" wenigen Titeln, dafür mit dramaturgischer Sorgfalt. Redakteur:innen inszenierten Spiele im Stil von Film Noir, Arthouse, Mockumentary oder Musical. Mal ironisch, mal pathetisch, mal überraschend leise.

"Game Two" bereitet Gaming mit Stil auf

Was zählte, war nicht der Hype, sondern die Idee. Das Ergebnis: Beiträge mit klarer Handschrift und einer kreativen Bandbreite, die im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ihresgleichen suchte.

Stilistische Eigenarten fanden Fans. Esther Kerkhoff, Sebastian Tyzak, Tim Heinke, John Braun und viele andere waren nicht nur Entertainer:innen, sondern Videospieljournalist:innen mit Wiedererkennungswert.

Parasoziale Beziehungen entstanden, ohne pathologisch zu werden. Kaum ein Magazin hat eine vergleichbare Community. Jeder Inhalt stieß auf Wohlwollen. War es mal holprig, verbuchten Zuschauer:innen das unter "Hat trotzdem Spaß gemacht".

Und so kommen wir zur Abschlussfrage: wieso der Bruch?

ZDF macht einen gewaltigen Fehler

Wieso trennte sich ZDF von einem dieser seltenen Formate, die aufklären und begeistern, die mitreißen und unterhalten, deren Strahlkraft sich ausschließlich aus Kreativität und Liebe zum Berichtgegenstand speist?

Videospielmagazine sind ohnehin eine Seltenheit, der Markt dünnt aus. Noch gibt es Plattformen wie "Gamestar" und "4Players", doch die reduzieren Spiele auf Punktebewertungen, als ließe sich Spielerfahrung irgendwie quantitativ messen.

"Game Two" wählte einen anderen Weg. Einer, der das Medium eben nicht ausschließlich für zahlenfanatische Nerds interessant macht. Es war experimenteller und dadurch eben für alle ansprechend. Ob Spieler:in oder nicht.

Möglich ist sowas eher auf öffentlich finanzierten Sendern, die nicht dem Wettbewerbsdruck der Medienlandschaft ausgesetzt sind. Insofern ergibt es schlicht keinen Sinn, "Game Two" zu streichen. Vor allem nicht, wenn die öffentlich-rechtlichen sich angeblich um junge Zielgruppen und einzigartige Shows bemühen. Schade.

Noch ist das Format nicht am Ende. Auf "Rocketbeans.tv", dem Kanal der gleichnamigen Produktionsstätte hinter "Game Two", soll es mittels Community-Finanzierung bewahrt werden. Eine stark verkleinerte Redaktion leistet lebenserhaltende Maßnahmen und liefert weiter Beiträge. So schlecht die Bedingungen auch sind, es ist nicht die erste Krise.

Und so bleibt, aller Melancholie zum Trotz, die "Game Two"-typische Abschiedsfloskel weiterhin gültig: "Wiederschauen, reingehauen!"

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