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Valentinstag: Warum ich keine Rosen oder Geschenke mit Herzen bekommen möchte

Valentinstag
Rote Herz-Ballons: Wer hat sie noch nicht bekommen zum Valentinstag? Bild: Pexels / Artem Podrez
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Streitschrift gegen den Valentinstag: Hört auf, mir Geschenke mit Herzen zu schenken

14.02.2023, 08:05
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Bevor ich anfange zu pöbeln – vielleicht eine grundlegende Frage.

Wer zur Hölle ist eigentlich dieser Valentin? Dieser angebliche Märtyrer, dem wir den Mist mit dem Valentinstag zu verdanken haben? Valentinus heißt er eigentlich. Und auf seinen Namen geht der Tag der Liebenden zurück. Oder besser – soll zurückgehen. Jetzt kommt nämlich schon das Aber:

Wahrscheinlich hat es diesen Valentinus so nie gegeben. Aha! Klar ist: Es gab mehrere frühchristliche Heilige mit dem Namen Valentinus. Und es ist wohl so gelaufen, dass die Lebensleistungen gleich mehrerer in nur einer Vita zusammengefasst worden sind.

Halten wir also fest: Der Namensgeber des Valentinstags, der Patron der Verliebten – er ist ein Fake.

Das fängt ja gut an. Machen wir weiter. Nächste Frage: Wer braucht eigentlich den Valentinstag?

Ist man in einer Beziehung, steht man durch den Valentinstag unter Druck. Und ich meine: richtig unter Druck! Nichts schenken geht nicht. Also muss ein Geschenk her. Und zwar ein gutes. Es ist schließlich der Tag der Verliebten. Und wer unpassend schenkt, ist vielleicht einfach nicht verliebt genug? Als ob der Stress an Weihnachten und Geburtstagen nicht reichen würde …

Valentinstag, Tag der Händler

Es gilt: Wer seine:n Partner:in liebt, der lässt die Finger von den Klischee-Rosen, von Pralinen und allem, was sonst noch herzförmig produziert werden kann. Das kann schließlich jede:r. Wer seine:n Partner:in wirklich liebt, der weiß auch, was ihm oder ihr wirklich gefällt und hat natürlich eine bessere Idee als kommerzialisierten Kitsch in Rosa oder Rot. Und mal ehrlich, herzförmige Teelichthalter hat es noch auf keinem Wohnzimmertisch wirklich gebraucht.

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Tatsächlich ist es so, dass zweidrittel aller Männer am 14. Februar Blumen kaufen. Klar, die Blumenhändler freuen sich. Bis heute hält sich ja hartnäckig das Gerücht, dass sie es waren, die diesen Tag erfunden haben. Was glaube ich niemand bezweifelt, ist: An diesem Tag machen Blumenhändler das Geschäft ihres Lebens. Ach, Valentinstag: Tag der Händler!

Funfact: Laut dem Statistischen Bundesamt steigen die Blumenpreise im Februar um rund acht Prozent.

Valentinstag
An Valentinstag gibt es alle möglichen Produkte in Herzform.Bild: Pexels / freestocksorg

Und jetzt eine wichtige Botschaft an dieses Zweidrittel aller Männer: Wir wollen am Valentinstag keine Blumen. Jedenfalls nicht nur am Valentinstag. Vielleicht kommt das jetzt überraschend, aber: Wir freuen uns über Blumen auch an jedem anderen Tag im Jahr. Und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr. Weil es zeigen würde, dass ihr nicht als Anlass einen Tag im Jahr braucht, an dem ihr Blumen verschenkt.

Ist man in keiner Beziehung, ist der Valentinstag sowieso die Hölle

Oder finde nur ich das traurig?

Niemand, wirklich niemand braucht den Valentinstag.

Denn ist man in keiner Beziehung, ist der Tag sowieso die Hölle. Wer will am Tag der Liebe schon single sein? Auch an jeden anderen Tag im Jahr kann es einem nicht übel auf die Nerven gehen, wenn verliebte Paare einem ihren vollgepackten Einkaufswagen händchenhaltend im Supermarkt vor der Nase rumschieben. Denn da steht man mit seinem halb-leeren Single-Einkaufskörbchen ziemlich blöd da.

Und am Valentinstag wird die Demütigung ungleich größer. Da steht man mit dem Single-Einkaufskörbchen dann nämlich zwischen billigen Marzipan-Herzen im Süßigkeiten-Regal und den roten Rosen an der Supermarktkasse. Und plötzlich will man diese billigen Pralinen in roter Alu-Folie unbedingt – obwohl man gar kein Marzipan mag! Dabei geht es nicht um das Marzipan, es geht darum, dass man es von irgendwem geschenkt bekommt. Was für ein Wahnsinn – das ist es, was der Valentinstag mit uns macht.

Übrigens: Sogar Haribo macht zum Valentinstag inzwischen Sonder-Editionen. Dann gibt es diese ohnehin schon viel zu süßen roten Erdbeeren – wer kauft die eigentlich? – nämlich auch in Herzform.

Ehrlich. Das ist so süß, dass ich kotzen könnte.

Geburtstag am Valentinstag: nicht witzig

Das war es aber noch nicht. Denn dazu kommt für mich eine ganz eigene, persönliche Abneigung gegen diesen Tag. Ich habe Geburtstag am Valentinstag: Und das ist nicht witzig.

Valentinstag
Rote Rosen, rosa Ballons und: Herzen. So ungefähr sieht es am Tag nach meinem Geburtstag bei mir aus.Bild: Pexels / Michelle Leman

Keine Ahnung, wie oft es vorkam, dass mir Partygäste abgesagt haben, wegen eines romantischen Dinner-Dates am Valentinstag. Vor Ärger über diesen Tag habe ich mir jedes Mal gewünscht, dass der Abend für die beiden richtig mies verläuft. Dass der Kellner die falsche Hauptspeise bringt – oder die richtige und sie einfach nicht schmeckt. Ein richtiger Beziehungsstreit noch vor der Vorspeise. Diese und ähnliche Flüche.

Doch ich habe gelernt: Liebende kann man nicht aufhalten.

Noch eine Sache. Ich werde in diesem Jahr 35. Und es gab in meiner Biografie bisher kein Jahr, kein einziges, in dem ich nicht irgendwas in Herzform oder mit aufgedruckten Herzen geschenkt bekommen habe. Als ob man an diesem Tag nichts ohne mehr kaufen könnte. Geschenkpapier. Sekt, auf dessen Etikett sie zu sehen sind. Karten, auf denen statt "Zum Geburtstag" nur "Love" vorne drauf zu sehen ist. Und – ja: auch hier Herzen.

Versteht mich nicht falsch. Ich liebe Geschenke. Jeder, der was anderes über sich sagt, lügt meiner Meinung nach auch. Aber: Hört auf, mir Geschenke mit Herzen zu schenken. Für andere ist es Valentinstag. Für mich mein Geburtstag. Also will ich Geburtstagsgeschenke. Keine Herzen. Und schon gar nicht an diesem Tag, der benannt wurde nach einem Mann, den es wohl eh nie gab.

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