Von wegen Outfitcheck: Gen Z stresst der Fit fürs Büro
Montagmorgen, 7.30 Uhr. Der Kaffee ist noch zu heiß, der Kopf noch zu leer – und der Kleiderschrank stellt plötzlich ein existenzielles Problem dar. Zwischen Jeans, Blazer und dem neuen Paar Sneakers entscheidet sich nicht nur das Outfit, sondern gefühlt auch die eigene gesellschaftliche Stellung im Büro.
Offizielle Dresscodes gehören zwar in vielen Unternehmen der Vergangenheit an. Dennoch steht der Kleidungsstil an vielen Stellen sinnbildlich für die eigene Motivation. Wer zu locker erscheint, wirkt schnell desinteressiert, wer zu schick kommt, hingegen overdressed.
Selbst wenn offiziell gerade in einigen Start-up-Buden niemand Wert auf Äußerlichkeiten legt, spüren viele gerade dort, dass das Outfit noch immer mitschreibt – an der Wahrnehmung, am ersten Eindruck, am Gefühl, dazuzugehören.
Style im Job: Umfrage zeigt große Unsicherheiten
In einer aktuellen Umfrage des Schweizer Unternehmens IWG geben 26 Prozent der Befragten an, dass ihre Professionalität im Job ihrer Meinung nach auch auf Basis ihres Outfits bewertet wird. 24 Prozent der Teilnehmer:innen bestätigen wiederum, dass sie mit einer gewissen Wertung auf die Kleiderwahl ihrer Kolleg:innen schauen würden.
Diese Haltung hat natürlich auch Auswirkungen auf die eigene Psyche. Mehr als ein Drittel (46 Prozent) der von IWG Befragten gab an, mindestens einmal pro Woche Stress darüber zu empfinden, was sie fürs Büro anziehen sollten.
Den Ergebnissen der Umfrage zufolge ist das Outfitproblem aber eines, über das sich vor allem jüngere Angestellte akut Gedanken machen. Während Teilnehmer:innen der Boomer-Generation solche Stresssituationen laut eigenen Angaben nur etwa dreimal pro Monat erleben, sind es unter Mitgliedern der Gen Z durchschnittlich achtmal.
Post-Pandemie-Work: Mehr Flexibilität im Job
Viele Arbeitnehmer:innen geben im Rahmen der Studie entsprechend an, sich bei anderen Rat für ihre Outfit-Wahl zu suchen. Bevor sie in offizielle Videocalls gehen, beraten sich 25 Prozent der Befragten mit Kolleg:innen oder Freund:innen.
18 Prozent fragen sogar ihre:n Vorgesetzte:n, bevor sie sich in einem Gespräch etwa mit externen Partnern sehen lassen. Dieser Anteil fällt bei Gen-Z-lern demnach mit 30 Prozent noch höher aus.
Insgesamt schreiben die Autor:innen hinter der Umfrage der jüngeren Generation mehr Kreativität in puncto Selbstverwirklichung im Job zu. "Jetzt, da Arbeitgeber die bisher strengen Kleidungsvorschriften lockern, öffnen jüngere Berufstätige die Tür zu einer neuen Art von Garderobe – einer, die Mitarbeiter aller Altersgruppen dazu ermutigt, das zu tragen, was sie lieben", betont Modeautorin Diana Tsui im Rahmen der Umfrage.
Tatsächlich geben 75 Prozent der Befragten an, dass ihr Kleidungsstil im Job auch ihren persönlichen Stil widerspiegelt. Dass das Styling dahinter aber durchaus einmal Stress machen kann, weiß jede:r, der schon einmal um 7 Uhr morgens vor dem Spiegel stand.