Wenn das Bafög nicht zum Wohnen reicht: Mietkosten für Studis auf Rekordhoch
Anfang Oktober beginnt an den meisten deutschen Universitäten das Wintersemester. Gerade viele Studienanfänger:innen freuen sich, denn für sie beginnt ein neues Kapitel. Doch gerade in den Großstädten trübt eine Sache immer häufiger die Vorfreude: die Wohnungssuche.
Egal ob 1-Zimmer-Wohnung oder WG-Zimmer – teilweise müssen Studierende mit hunderten anderen Bewerber:innen konkurrieren. Und auch die Wartelisten für Wohnheime sind mitunter so lang, dass man mehrere Semester auf ein Zimmer warten müsste.
Doch selbst wenn man Glück hat und den Zuschlag für ein bescheidenes Zimmer bekommt, enden damit nicht die Sorgen. Denn in den vergangenen Jahren sind die Mietkosten auch für Studis immer weiter gestiegen. Das belegen nun erneut Daten des Moses Mendelssohn Instituts.
Uni: Durchschnittliche Monatsmiete erreicht Rekordwert
Den neuen Zahlen zufolge überschreiten die durchschnittlichen Wohnkosten erstmals die Grenze von 500 Euro und lagen zu Beginn des Wintersemesters bei 505 Euro. Besonders teuer ist das Studi-Leben in Großstädten: In Berlin (650 Euro), Hamburg (620 Euro) und Bayern (603 Euro) zahlen Studierende im Schnitt am meisten für ihre Unterkunft.
Vergleichsweise günstig bleibt das Wohnen hingegen in Sachsen-Anhalt (350 Euro), Thüringen (362 Euro) und Sachsen (377 Euro). Die teils erheblichen Unterschiede bereiten Fachleuten Sorgen.
Für die Erhebung wurden 88 Hochschulstandorte mit jeweils über 5000 Studierenden untersucht. Die jetzt ermittelten 505 Euro entsprechen einem Anstieg von 2,4 Prozent gegenüber dem Sommersemester (493 Euro) und 3,3 Prozent im Vergleich zum vorherigen Wintersemester.
Elternhaus entscheidet zunehmend über Studienort
"Problematisch wird es, wenn der Geldbeutel der Eltern darüber entscheidet, ob ein Studium am gewünschten Ort möglich ist", erklärt Projektleiter Stefan Brauckmann der Deutschen Presse-Agentur.
Er fordert eine Anpassung des Bafög an die tatsächlichen Lebensverhältnisse: Die Ausbildungsförderung müsse erhöht und auf einen größeren Kreis von Anspruchsberechtigten ausgeweitet werden. Auch das Bundesprogramm "Junges Wohnen" solle fortgeführt und ausgebaut werden, so Brauckmann.
Bafög-Wohnkostenpauschale reicht oft nicht aus
Aktuell beträgt die Wohnkostenpauschale im Bafög nur 380 Euro. Es ist ein Betrag, der laut dem Institut in 70 von 88 Städten unter den realen Mietkosten liegt. Auch Annegret Mülbaier von WG-Gesucht.de, das die Analyse mit unterstützt hat, bestätigt den Trend: Seit 2020 seien die Mieten für WG-Zimmer um rund 21 Prozent gestiegen – und damit deutlich stärker als die allgemeinen Lebenshaltungskosten.
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Deswegen fällt ihre Warnung vor einer weiteren Verschärfung deutlich aus: "Wenn Studierende zwei Nebenjobs brauchen, nur um ihre Miete zu zahlen, bleibt kaum noch Zeit fürs Studium". Im Wintersemester 2024/2025 waren rund 2,86 Millionen Studierende an deutschen Hochschulen eingeschrieben.
Zahl der Hochschulabschlüsse steigt
Zumindest eine gute Nachricht aus den deutschen Universitäten gibt es aber: Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Hochschulabschlüsse leicht gestiegen. Insgesamt rund 511.600 Studierende und Promovierende haben einen Abschluss an einer deutschen Hochschule erworben. Das ist ein Anstieg um 1,9 Prozent oder knapp 10.000 im Vergleich zum Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
(mit Material von dpa)