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München: Studentin verliert durch Betrug 8000 Euro bei Wohnungssuche

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Wohnung in München: Betrüger bringt Studentinnen um 8000 Euro

07.03.2025, 19:1208.03.2025, 12:21
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Eine Zwei-Zimmer-Wohnung in München zu finden, für die man als Normalsterbliche:r nicht die eigene Seele verkaufen muss, erscheint für manche wie ein Sechser im Lotto. Der Wohnungsmarkt in der bayrischen Landeshauptstadt ist seit Jahren extrem angespannt. Es suchen viel mehr Menschen eine Wohnung, als bewohnbare Immobilien zur Verfügung stehen.

Wer dann wider Erwarten die Zusage für eine Wohnung bekommt, sieht über manche Makel vielleicht hinweg oder will nicht zu viele kritische Fragen stellen, damit sich die Vermieter:innen am Ende nicht doch noch für jemand anderes entscheidet. Hauptsache ein Dach über dem Kopf, über den Rest kann man sich später Sorgen machen.

Doch leider machen sich immer wieder Betrüger:innen die Verzweiflung der Menschen zunutze, die dringend eine Wohnung suchen und deshalb manche Unstimmigkeiten ausklammern. Das mussten nun auch Zoe Grossmann und ihre Schwester erfahren.

Kautionsbetrug: Verzweifelte Studis gehen mit Tiktok viral

Vor einigen Tagen lud die 23-Jährige ein Video auf Tiktok hoch, in dem sie versucht, ihren Schock zu verarbeiten. "Leute, ich kann nicht mehr. Ich bin am Ende", beginnt sie darin zu erzählen. Anfangs hört man sie noch ungläubig lachen, aber ziemlich schnell fängt Grossmann an zu weinen; ihre Schwester ist im Hintergrund zu hören.

Der Grund: Sie sind einem eiskalten Betrüger auf den Leim gegangen. "POV: Du solltest heute eigentlich umziehen, aber es stellt sich am 01.03. raus, dass du auf einen Betrüger reingefallen bist, der jetzt 8000 € von dir hat und du keine Wohnung", ist das Video übertitelt. "Ich bin so traurig, mich kann nichts mehr aufmuntern", erzählt Grossmann weiter und muss dabei weinen.

Mittlerweile ist das Video über 1,6 Millionen Mal abgerufen worden.

Zunächst hatten die beiden Schwestern auf den altbekannten Immobilienplattformen nach einer Wohnung für eine WG gesucht. Dann seien sie aber bei kleinanzeigen.de fündig geworden, wie sie dem "Spiegel" berichten. In der Wohnungsanzeige waren zwar keine Fotos vorhanden, aber die Eckdaten seien gut gewesen.

Drei Zimmer, Altbau, 105 Quadratmeter für 2200 Euro im Monat – und das in der beliebten Türkenstraße in München ganz in der Nähe der Uni. Kurze Zeit später hatten sie die Zusage für einen Besichtigungstermin im Postfach.

Betrüger gaukelte vor, der Vermieter zu sein

"Ein ganz normaler Typ, Mitte 30, eher ein bisschen prollig", beschreibt die Studentin den vermeintlichen Vermieter gegenüber dem "Spiegel". Er sei mit einem Porsche vorgefahren und habe behauptet, der Eigentümer des gesamten Hauses zu sein. Den beiden jungen Frauen zeigte der Mann zwei Wohnungen und versicherte ihnen, dass noch eine Küche eingebaut werde und er die Bäder neu fliesen lasse.

"Er sagte, in dreieinhalb bis vier Wochen wäre alles fertig, und wir könnten einziehen", erzählt Grossmann.

Die Zusage kam bereits drei oder vier Stunden nach der Besichtigung. Einen Termin vor der Schlüsselübergabe, um noch einmal die Wohnung auszumessen, sagte der Fake-Vermieter zwar kurzfristig ab. Das war für Grossmann allerdings noch kein Anlass, Verdacht zu schöpfen: "Jeder muss mal einen Termin absagen oder verschieben".

Als der Mann den Schwestern dann aber einen Tag vor der Schlüsselübergabe mitteilte, dass er den Einzugstermin verschieben müsste, machten sich erste Zweifel breit. Und als er auch den zweiten Einzugstermin absagte war klar: Es muss sich um einen Scam handeln.

Am nächsten Morgen hatte er sie geblockt. Die Kaution und die erste Monatsmiete, insgesamt 8200 Euro, hatten die Studentinnen zu dem Zeitpunkt schon an den Betrüger überwiesen. "Plötzlich ist so viel Geld einfach weg. Aber aus meiner Sicht war viel schlimmer, dass wir keine Wohnung mehr hatten", erklärt Grossmann im "Spiegel".

Online-Betrug bei Wohnungssuche: So kann man sich schützen

Beide gingen noch am gleichen Tag zur Polizei und erstatteten Anzeige. Dort hätten sie ein Paar getroffen, das ebenfalls auf den Betrüger hereingefallen war. Und als sie im Anschluss noch einmal zur Wohnungsadresse in der Türkenstraße liefen, seien sie noch weiteren Betrugsopfern begegnet.

"Wir haben alle Nummern ausgetauscht und eine Whatsapp-Gruppe gegründet", sagt die Studentin. Über 80.000 Euro soll der Mann, der zuvor bereits polizeibekannt war, auf diese Weise erbeutet haben.

Im Nachhinein gab es jedenfalls einige Hinweise, die auf einen Betrug hingedeutet haben. Der Fake-Vermieter habe zwar eine Kopie seines Personalausweises geschickt, aber über Google konnte man laut Grossmann zu dem angeblichen Immobilien- und Firmenbesitzer nichts finden. Außerdem sei die Zusage doch sehr schnell für solch eine begehrte Wohnung gekommen.

Auf Kleinanzeigen ist das Konto des Mannes mittlerweile gesperrt. "Was wir dort als bekanntes Muster feststellen konnten, ist, dass der mutmaßliche Betrüger die Kommunikation schnell auf andere Kanäle (im konkreten Fall WhatsApp) umgeleitet hat", erklärt ein Sprecher des Verkaufsportals in dem Bericht. Das sei in der Regel ein starkes Indiz für Betrug, weil abseits der Plattform die Vorkehrungen gegen Betrug nicht mehr greifen.

Die Polizei hat sich gegenüber dem "Spiegel" nicht zum Stand der Ermittlungen geäußert. Grossmann und ihre Schwester sind jedenfalls weiter auf Wohnungssuche. Sie seien dabei in einer "sehr privilegierten Lage", weil ihre Eltern sehr gut verdienen würden. "Aber ich frage mich wirklich, wie das Studenten machen, die von Bafög und ihrem eigenen Einkommen leben, wenn selbst wir Schwierigkeiten haben, etwas zu finden."

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