Vegetarische und vegane Ersatzprodukte werden in Deutschland immer beliebter. Nicht nur im Supermarkt füllen sich die Regale mehr und mehr mit fleischlosen Schnitzeln, Würstchen und Nuggets. Auch Restaurants und Schnellimbisse achten häufiger darauf, ein paar Fleischalternativen im Angebot zu haben.
Ein besonders beliebtes Kult-Gericht ist natürlich der Döner. Kebab-Gourmets, die auf Fleisch verzichten wollen, leiden teilweise jedoch unter dem Mangel an vegetarischen und veganen Alternativen.
In den meisten Dönerläden werden Salattaschen verkauft, mancherorts auch Halloumi- oder Falafeltaschen. Am ehesten kann das Dönerfleisch wohl nur der Seitan-Kebab ersetzen. Doch auch am sogenannten Weizenfleisch scheiden sich die Geister.
Daher dürfte die Freude über vegane Dönerinnovationen in Deutschland besonders hoch sein. Eine solche Neuheit wollen nun der Dönerproduzent Düzgün und die niederländische Veggie-Marke The Vegetarian Butcher zusammen kreiert haben. Laut einer Pressemitteilung streben sie mit ihrem Plant-Based Kebab, den sie als "Doppelgänger" zum Döner bezeichnen, gar eine "Revolution in der Gastronomie" an.
Große Worte, doch kann der Döner-Doppelgänger mit diesem Anspruch mithalten? Watson hat den Test gemacht.
Auf Einladung von Düzgün und The Vegetarian Butcher bin ich also zum Döner-Release im Langhans-Grillhaus nach Berlin-Weißensee gefahren. Dort stand der Plant-Based Kebab zum Test bereit.
Als Vegetarier finde ich Seitan-Döner zwar auch sehr lecker, dennoch ist zum Original noch Luft nach oben. Daher war ich besonders interessiert daran, ob es nach jahrelanger Abstinenz wieder ein echtes Dönererlebnis für mich geben würde.
Wie mir ein Düzgün-Vertreter erklärte, zeichnet sich die Kebab-Neuheit vor allem dadurch aus, dass der auf Sojaprotein basierende Fleischersatz direkt nach Abschneiden vom Spieß im Brot platziert wird. Seitan hingegen muss als Zwischenschritt noch gebraten oder frittiert werden, um die gewünschte knusprige Konsistenz zu erreichen.
Auf den ersten Blick sah die Döner-Alternative recht normal aus, ihre gelblich-braune Farbe erinnert an gegrilltes Hähnchenfleisch. Zudem waren die Scheiben dünner als etwa bei Seitan-Varianten. Zusammen mit Salat und Soße im Brot macht der Döner optisch schon was her.
So warm die Begrüßung des Hauses war, so warm war auch der erste Bissen in den Kebab. Was direkt auffiel: Das Sojafleisch schmeckt richtig deftig und intensiv. Lecker! Gewürzt ist es wie herkömmliches Dönerfleisch mit Kreuzkümmel, Zwiebel, Knoblauch, Oregano, Thymian, Pfeffer und Paprika. Nur etwas rauchiger könnte es sein.
Die Konsistenz der dünnen Kebabstreifen war tatsächlich fleischähnlich und vereinzelt auch knusprig, jedoch nicht bei jedem Stück. Zudem war die Substanz minimal zu trocken, Dönerfleisch ist da auf jeden Fall fettiger, doch das mag für manche Verkoster ja sogar ein Vorteil sein.
Alles in allem war der Plant-Based Kebab in Kombination mit allen Komponenten – und einem Ayran – dennoch wirklich lecker. Obwohl das Soja schwerer von echtem Dönerfleisch zu unterscheiden ist als etwa Seitan, würde ich trotzdem sagen, dass keine Verwechslungsgefahr droht.
Laut den Herstellern ist das aber auch nicht gewünscht, der Veggie-Döner soll "keine Alternative, sondern ein eigenständiges Produkt" sein – obwohl er als Doppelgänger bezeichnet wird.
Da ich selber seit vier Jahren keinen "echten" Döner gegessen habe, soll an dieser Stelle auch die Meinung meiner karnivoren Tischnachbarin im Grillhaus zitiert werden: Sie habe letztens einen Döner außerhalb von Berlin gegessen, der war ähnlich lecker. Mit der durchschnittlichen Qualität eines Kebabs in der Dönerhauptstadt Berlin könne der Doppelgänger jedoch nicht ganz mithalten.
Um ihr Produkt den Dönerläden sowie den Kund:innen schmackhaft zu machen, haben Düzgün und The Vegetarian Butcher für die nächsten Wochen eine Aktion gestartet. An Donners- bzw. "Dönerstagen" bis einschließlich 7. Dezember, können Interessierte in fünf ausgewählten Imbissen in Deutschland kostenlos den Döner-Doppelgänger ausprobieren.
Dazu müssen sie lediglich mit einer weiteren Person im Partner- bzw. Doppelgänger-Look auftauchen. Es reicht bereits "die gleiche Mütze, die gleiche Frisur oder den gleichen Hoodie" zu tragen. Die fünf teilnehmenden Läden sind in Berlin, Hamburg, Köln, Dortmund und München. Die genauen Adressen findest du im verlinkten Instagram-Post.
Einziger Nachteil der Aktion: Der Preis in den teilnehmenden Dönerbuden zeigt sich erst nach Ende der Dönerstag-Aktion. Die Produzenten können ihn nicht mitbestimmen. Laut Düzgün würden die Kosten der Plant-Based-Kebabs für die Imbisse ähnlich hoch liegen, wie bei Hähnchenkebabs. Daher dürfte auch der Verkaufspreis ähnlich sein.
Bleibt zu hoffen, dass sich Düzgüns Prognose bewahrheitet. Kebab-Käufer:innen müssen seit Inflationsbeginn sowieso schon tiefer in die Tasche greifen.
Zudem muss sich das Produkt auch erstmal in deutschen Imbissen verbreiten. Tritt dies ein und orientiert sich der Preis des Döner-Doppelgängers am "Original" oder auch am Seitan-Konkurrenten, wird er die Herzen und auch Geschmacksnerven vieler veganer Kebab-Fans gewinnen.