Zeitumstellung: Gibt es wirklich mehr Wildunfälle?
Wer im Führerschein-Kurs aufgepasst hat, was Fahrlehrer:innen gesagt haben, weiß: Im Herbst soll es mehr Verkehrsunfälle, ausgelöst von Wildtieren, geben.
Eine düstere Prognose für die kommenden Wochen, wenn es durch die Zeitumstellung richtig herbstlich wird. Sie sorgt jedes Jahr für Verwirrung, Diskussionen und schlechte Laune.
Rund um die Zeitumstellung häufen sich auch die Berichte über Wildunfälle. Aber ist das wirklich ein Ding oder einfach nur ein Mythos, der sich hartnäckig hält? Watson weiß mehr.
Haben die Tiere Probleme mit der Zeitumstellung?
Um genau zu sein: Tiere kennen keine Uhrzeiten, aber die Zeitumstellung beeinflusst sie trotzdem. Wildtiere, wie Rehe, Wildschweine oder Füchse, richten sich nach Lichtverhältnissen, nicht nach der Uhr. Wenn es dämmert, werden sie aktiv, völlig egal, welche Uhrzeit wir haben.
Durch die Zeitumstellung verschiebt sich unser Tagesablauf plötzlich um eine Stunde und damit auch der Berufsverkehr. Autos sind plötzlich wieder genau dann auf den Straßen, wenn viele Tiere unterwegs sind.
"Wenn die Zeitumstellung da ist, sind die Tiere plötzlich überrascht, weil sie sich tatsächlich auch ein bisschen nach dem Verkehr richten", sagt Biologe Axel Wagner gegenüber des SWR.
Wie häufig passieren Wildunfälle?
In Deutschland kollidieren im Schnitt alle zwei Minuten Fahrzeuge und Wildtiere. Allein im Jahr 2024 wurden laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) rund 276.000 Wildunfälle registriert, also Fälle, bei denen ein Tier das Auto beschädigt hat oder der Unfall beim Ausweichen passiert ist.
Noch dramatischer ist die Zahl der betroffenen Tiere: Mehr als eine Million Wildtiere sterben laut dem Deutschen Jagdverband (DJV) jedes Jahr bei solchen Kollisionen.
Wann gibt es am meisten Wildunfälle?
Besonders hoch ist das Risiko für Wildunfälle im Frühjahr, also im April und Mai, sowie im Herbst von Oktober bis Dezember. In diesen Monaten sind viele Tiere deutlich aktiver unterwegs, entweder weil sie sich auf Partnersuche befinden oder weil sie neue Lebensräume erschließen.
Dabei legen sie oft längere Strecken zurück und überqueren häufiger Straßen, was das Unfallrisiko entsprechend erhöht. Aber auch die Zeitumstellung spielt eine Rolle: Die Tiere passen sich dem Menschen an. Wenn plötzlich mehr Autos zu einer anderen Uhrzeit unterwegs sind, als noch einen Tag zuvor, kommt es zur Verwirrung.
Welche Wildtiere werden am häufigsten Opfer von Wildunfällen?
Rehe sind mit Abstand die häufigsten Opfer von Wildunfällen in Deutschland: Rund 200.000 Tiere werden pro Jahr erfasst. Wildschweine folgen mit etwa 31.000 Fällen auf Platz zwei.
Auch Füchse, Hasen und andere Wildtiere geraten regelmäßig unter die Räder, zu diesen Arten gibt es jedoch keine bundesweit einheitlichen Zahlen. Das liegt vor allem daran, dass Autofahrer:innen nach einem Unfall mit kleinen Tieren meist problemlos weiterfahren können.
Was tun nach einem Wildunfall?
Nach einem Wildunfall ist wichtig, ruhig zu bleiben und richtig zu handeln, nicht nur wegen der eigenen Sicherheit, sondern auch, um rechtlich und versicherungstechnisch abgesichert zu sein.
Diese Reihenfolge solltest du laut ADAC beachten:
- Unfallstelle sichern: Ruhe bewahren, Warnblinker einschalten, Warnweste anlegen und Warndreieck aufstellen.
- Tier nicht anfassen: Achtung vor Krankheiten! Verletzte Tiere können aggressiv reagieren.
- Polizei verständigen: Immer die Polizei rufen, auch wenn das Tier wegläuft. Nur so erhältst du eine Unfallbescheinigung, die du für die Versicherung benötigst.
- Beweise sichern: Fotos vom Unfallort, Tier und Fahrzeugschäden dokumentieren.
- Versicherung informieren: Je nach Versicherung wird der Schaden übernommen. Hier unbedingt die Police checken.
Wer vorausschauend und vorsichtig fährt, minimiert die Gefahr eines Unfalles. Trotzdem: Eine Kollision kann schnell passieren, leider ist hier niemand sicher.
Übrigens: Ist ein Wildtier am Straßenrand zu sehen, muss damit gerechnet werden, dass weitere Wildtiere auftauchen und die Straße überqueren können. Fahre also unbedingt vorsichtiger, wenn du schon ein Tier entdeckt hast.