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Weihnachten im Krankenhaus: Warum diese Geschichte trotzdem Hoffnung macht

Martin Wenzel Krankenhaus
Musiker Martin Wenzel im Helios-Krankenhaus in Berlin. Er hofft, die Feiertage mit seiner Familie verbringen zu können.Bild: Instagram / Martin Wenzel
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Weihnachtszeit auf der Palliativstation: Warum diese Geschichte trotzdem Hoffnung macht

22.12.2023, 18:28
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Auf die Frage, wie es ihm geht, antwortet Martin Wenzel: "Mir geht es gut. Ich fühle mich ein bisschen müde vielleicht, aber ansonsten top."

Er sagt das so, als wäre wirklich alles gut. Als würde er nicht gerade im Helios-Krankenhaus in Berlin liegen, nicht einmal in der Lage, seine Beine zu bewegen – mit Krebs im Stadium 4.

Dabei hatte er es gerade geschafft. Der 31-jährige Musiker aus Brandenburg hatte seine letzte Krebserkrankung überstanden, wollte eigentlich alles nachholen: Reisen. Musikmachen. Doch dann hieß es: Der Krebs ist zurück. Seit fünf Wochen ist er jetzt im Krankenhaus, seit zwei Wochen auf der Palliativstation.

Martin Wenzel und Anne Heinz
Musiker Martin Wenzel mit seiner Ehefrau Anne, über die er sagt: "Ohne sie würde ich heute nicht hier sitzen."Bild: Privat / Anne Heinz
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Und dennoch: Martin bleibt stark und trotz allem hoffnungsvoll. "Ich war schon immer ein Träumer und positiv. Ich ziehe aus den kleinsten Dingen Kraft", erklärt er watson. "Und ich habe Ziele und setze mir bewusst Ziele für die Zukunft. Mir ist bewusst geworden, was das Wichtigste in meinem Leben ist, nämlich meine Partnerin. Ich will so viele schöne Momente wie möglich mit ihr nutzen. Und dann will ich natürlich die Zeit nutzen, um das zu tun, was ich liebe, nämlich Musik und Fußball."

"Erst da habe ich verstanden, wie schlimm es wirklich um mich stand. Da ging der Kampf ums Überleben los."
Musiker Martin Wenzel

Die erste Krebs-Diagnose im März 2022

Angefangen hat es im März 2022. Von einer beruflichen Reise nach Dubai kehrt er mit starken Schmerzen zurück und bekommt daraufhin im Krankenhaus die erste Krebsdiagnose: Der Tumor ist sieben Zentimeter groß, sitzt auf Höhe der Nebenniere. Doch der Worst Case kommt erst noch.

Bei der OP bricht der Tumor, die Tumorflüssigkeit verteilt sich im Blut und im kompletten Bauchraum. Außerdem stellt sich nun heraus: Es handelt sich bei Martins Krebs um ein Sarkom, einen besonders bösartigen und schwer zu behandelnden Krebs.

"Erst da habe ich verstanden, wie schlimm es wirklich um mich stand. Da ging der Kampf ums Überleben los", sagt Martin heute. Denn der Tumor wächst weiter. Not-OP. Intensivstation. Chemotherapie. Zwei Wochen bleiben ihm, sagen die Ärzt:innen damals. Doch Martin kämpft weiter. Und dann passiert das Wunder: Im September 2022 ist Martin krebsfrei.

Er hat es wirklich geschafft. Was dann folgt, ist der Sommer seines Lebens. Zusammen mit seiner Ehefrau Anne reist er erst nach Mykonos, dann nach Venedig. Martin macht Musik und darf sogar vor 4000 Menschen als Vor-Act von Adel Tawil auftreten.

Sechs Monate lebt er ohne Krebs.

"Erst im letzten Monat hatte ich wieder leichte Beschwerden. Deshalb haben wir den Kontrolltermin vorgezogen", erinnert sich Martin. Die Diagnose ist ein Schlag ins Gesicht: An zwei Stellen ist der Krebs wieder da.

Also wieder Chemo – wenn auch erst mal in Tablettenform, um den Körper zu schonen. Doch der Krebs streut weiter: Nach nur drei Monaten hat Martin Metastasen in der Leber, der Lunge und den Knochen. Fast alle Organe sind plötzlich betroffen. Krebs im Stadium 4.

Seine Beine spürt er plötzlich nicht mehr, nach drei Tagen kann Martin gar nicht mehr laufen. Auf einmal ist er quasi querschnittsgelähmt. Der Grund: Metastasen sind in die Wirbelsäule gewandert, wo sie einen Wirbelkörper gebrochen haben. Weitere Metastasen haben einen Nerv abgedrückt, der für die Versorgung der Beine zuständig war.

Doch Martin ist gefasst. Er blickt nach vorn, konzentriert sich auf das, was er beeinflussen kann. Lernt, seinen Rollstuhl richtig zu bedienen. "Ich bin so wahnsinnig stolz auf ihn", sagt seine Partnerin Anne. "Er stellt wieder mal unter Beweis, was für ein Wahnsinns-Kämpfer er ist. Er ist so positiv. Das ist so beeindruckend, davor habe ich den größten Respekt."

Was eine Krebserkrankung mit einer Beziehung macht

Anfangs ist die Anne, die sich als Zahnärztin für Kinder selbstständig gemacht hat, jeden Tag bei ihm. "Ich glaube, dass viele an so einer Situation zerbrechen – was ich total nachvollziehen kann. Schwierige Zeiten haben wir und hatten wir auch. Man kann sowas immer als Grund für eine Trennung sehen – oder aber als Chance. Ich würde sagen, dass wir in dieser Zeit noch näher zusammengewachsen sind."

Was Martin Kraft gibt, ist die Musik. Zu singen, Songs zu schreiben, das ist seine Leidenschaft. Während seiner ersten Krebserkrankung hat er "Du packst das" veröffentlicht. Das Stück "Wunder" haben er und Anne zusammen geschrieben. "Und auch jetzt fange ich schon langsam wieder an, mir Sachen zusammenzusuchen, um zu schreiben. Für mich ist das wie Therapie, ich verarbeite diese ganzen Geschehnisse in der Musik", sagt Martin.

"Ich will mich bewusst nicht verstecken, sondern stattdessen zeigen: Es ist nicht alles schön und rosig da draußen, aber wir lassen uns nicht unterkriegen."
Musiker Martin Wenzel

Und er lässt andere daran teilhaben. Wenn er singt, dann teilt er das auf Instagram oder Youtube. Außerdem gibt er dort regelmäßig Updates zu seiner Gesundheit. 53.800 Follower:innen auf Instagram sehen sich seine Posts regelmäßig an, bis zu 250.000 Aufrufe haben seine Videos auf Youtube. Er bekommt viel Zuspruch. Das macht ihm Mut.

"Ich habe mir als Musiker eine Fanbase aufgebaut und ich will mich bewusst nicht verstecken, sondern stattdessen zeigen: Es ist nicht alles schön und rosig da draußen, aber wir lassen uns nicht unterkriegen. Ich will authentisch sein. Und es ist schön, wenn ich damit Menschen berühren kann", sagt er.

Martin hat nur einen Wunsch zu Weihnachten

Weihnachten wollen Anne und er Zuhause feiern, mit der Familie. Sie sind optimistisch, dass das klappt – zumindest für ein paar Tage. Gerade baut sie die gemeinsame Wohnung barrierefrei für ihn um. "Aber sollte das doch nicht klappen, dann ist das auch nicht schlimm", sagt Anne. "Martin hat ein total nettes Zimmer hier im Krankenhaus. Da hatten wir schon schlechtere Hotels. Dann feiern wir eben alle hier."

Fragt man Martin nach seinem Weihnachtswunsch, kommt die Antwort sofort: "Naja, gibt ja nur einen."

Er will einfach nur gesund werden. Pläne, was er tun will, wenn es so weit ist, hat er allerdings viele. "Anne und ich würden gern mit einem umgebauten Van mit Musikstudio drin durch Europa fahren und in jeder Stadt mindestens eine Nacht bleiben und Musik machen. Ich würde unheimlich gern eine eigene Tour spielen, mein erstes eigenes Album rausbringen."

Im Januar, nach Abschluss des dritten Zyklus der Chemotherapie, entscheidet sich, wie es weitergeht. Aber für ihn ist eigentlich jetzt schon klar, was kommt. "Ich mache gerade gute Fortschritte. Meine Blutwerte sind super. Ich kann links meine Zehen schon wieder ein bisschen bewegen. Das ist ein toller Fortschritt, über den ich mich sehr freue", sagt Martin. "Für mich gibt es gar keine andere Option, als wieder gesund zu werden und mit meiner Geschichte andere Menschen zu inspirieren und ihnen Hoffnung zu geben."

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