Im Februar 2022 wird die Inflationsrate in Deutschland laut Statistischem Bundesamt voraussichtlich 5,1 Prozent betragen, die Verbraucherpreise steigen damit erneut um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Doch nicht nur die ohnehin schon seit Jahresbeginn steigende Inflation belastet die Geldbeutel der Verbraucher. Der Krieg in der Ukraine verursacht nicht nur unendlich großes menschliches Leid, er erhöht auch den Inflationsdruck auf die Energie- und Rohstoffpreise. Die USA und die europäischen Verbündeten beraten wegen der weiteren Eskalation des Ukraine-Kriegs über neue Strafmaßnahmen gegen Russland: einen Importstopp für Öl aus Russland. Doch allein die Möglichkeit eines Embargos für russisches Öl hat die Preise erneut getrieben – auf den höchsten Stand seit 2008. Ein Barrel Öl (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet derzeit 140 US-Dollar. Zuletzt waren es noch gut 127 Dollar, ein Plus von rund 9,5 US-Dollar. Der Preis für europäisches Erdgas sprang ebenfalls in die Höhe. Am Sonntag überholte der Dieselpreis sogar den Benzinpreis – und ist damit so teuer wie nie.
CSU-Chef Markus Söder hat daher am Montag eine sofortige Energiepreisbremse durch eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Benzin gefordert. Der Satz müsse "so schnell wie möglich" von 19 auf sieben Prozent reduziert werden, sagte der bayerische Ministerpräsident.
Hierzulande trifft die Preissteigerung nicht nur Autofahrer, denn neben Benzin sind auch das Heizen und Lebensmittel massiv teurer geworden. Das ist vor allem für Rentner, Geringverdiener, Studierende und Sozialhilfeempfänger besonders hart. Was ändert sich derzeit im Leben dieser Menschen, die bereits vor dem Inflationsanstieg nur mit akkurater Budgetplanung über die Runden kamen? Watson hat bei Betroffenen nachgefragt, ob und wie sich ihre Situation durch die gestiegenen Preise verändert hat.
"Seit die Benzin- und Lebensmittelpreise so gestiegen sind, schränken mein Mann und ich uns ein wenig mit Freizeitaktivitäten ein - sprich Restaurant- oder Kinobesuche machen wir nicht mehr so häufig. Außerdem kaufen wir vermehrt nach Angeboten ein und vermeiden unnötige Autofahrten."
"Aktuell ist es sodass ich seit Wochen eine immense Preissteigerung bei frischem Obst und Gemüse beobachtet habe. Da mein Gehalt leider nicht im gleichen Maße steigt, greife ich hauptsächlich auf Tiefgefrorenes zurück, vergleiche sehr genau Wochenangebote und gehe, wenn es sein muss, in drei Läden nacheinander. So kann ich halbwegs genug bezahlen, um meiner Familie trotzdem eine gesunde Ernährung zu ermöglichen."
"Nicht nur auf Grund der gestiegenen Preise kaufe ich oft große Packungen haltbarer Lebensmittel, da diese im Verhältnis oft günstiger sind. Manchmal nutze ich auch Sonderangebote. Kleidung und Schuhe trage ich teilweise bis sie 'auseinanderfallen'."
"2019 habe ich noch in Saarbrücken in meinem letzten Bachelorjahr studiert. Damals habe ich von ungefähr 300 Euro im Monat gelebt, inklusive Verpflegung, Kosmetik, Kleidung und alles, was man sonst im Alltag braucht. Miete war da allerdings noch nicht drin. Ich kann mich erinnern, dass ich damals einen guten Wocheneinkauf für 30 Euro gemacht habe. Obwohl ich zu dieser Zeit noch Fleisch gegessen habe, war das auch immer noch dabei.
Gerade gestern war ich in Schwäbisch Hall im Aldi einkaufen und habe für denselben Betrag Champignons, Salat, eine Aubergine, Brotbelag, Brot, Jogurt und eine Packung Hafermilch gekauft. Da war nicht viel Schnick Schnack dabei und es reicht mir vielleicht für drei Tage. Ich habe das Gefühl, dass es im letzten Jahr schon angezogen hat, was die Lebensmittel anbelangt. Vielleicht kam das direkt nach der Phase, in der die Mehrwertsteuer für ein halbes Jahr reduziert war."
"Bei meiner Miete ändert sich nichts. Ich hoffe, das bleibt so. Das Monatsticket für den Öffentlichen Nahverkehr wird sich in absehbarer Zeit auch nicht im Preis ändern. Ich weiß zwar, dass die Benzinpreise wieder gestiegen sind. Aber mein Auto nutze ich im Winter gar nicht und daher hat das aktuell noch keine Auswirkungen auf meinen Alltag."
"Die Inflation betrifft die meisten Menschen. Viele von ihnen merken es nur nicht. Ob es jetzt die Preise in den Supermärkten sind oder an der Zapfsäule beim Tanken – in irgendeinem Bereich macht es sich bemerkbar. In meinem Fall vor allem beim Tanken. Ich stehe noch am Anfang meiner beruflichen Laufbahn und achte sehr auf meine Ausgaben. Da kommt es im Zweifel auch mal auf ein paar Euro an. Aktuell habe ich eigentlich den Luxus, sowohl mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, als auch im Notfall ein Auto zur Verfügung zu haben. Allerdings bin ich damit bewusst seit Monaten nicht mehr gefahren, weil mir die Benzinpreise einfach viel zu teuer sind aktuell. Natürlich auch wegen des Aspekts der Umwelt, aber deshalb fahre ich erst recht mit der Bahn!"
"Ich sag mal so: Pauschal betrifft es ja irgendwie alle. Löhne werden nicht angepasst, aber Lebenshaltungskosten und Mieten steigen. Mir fällt es schwer, zu vergleichen, weil meine Generation es nicht anders kennt und es daher nichts Neues für mich ist. Den tatsächlichen Unterschied merkt man ja erst, wenn man Statistiken anschaut und die Zahlen von heute mit denen von vor ein paar Jahren vergleicht.
Aber alle in meinem Alter sind eben nur an den teuren Lebensstil gewohnt. Dieses Gefühl, dass wir uns den Arsch aufreißen, keinen Schlaf bekommen und trotzdem nur am Existenzminimum leben, kennt jeder in meinem Freundeskreis. Die Inflation betrifft mich also schon, aber es fällt mir einfach nicht auf."
(mit Material von dpa und afp)