Berlin wird nicht umsonst als "Drogenhauptstadt" Deutschlands bezeichnet. MDMA, Kokain und Pep wird hier so viel konsumiert wie in keiner anderen deutschen Stadt. Die Techno- und Partyszene der Metropole ist eng verwoben mit der Einnahme von illegalen Drogen.
Um die Gefahren für die zahlreichen Konsument:innen zu minimieren, gibt es in Berlin seit zwei Monaten ein Modellprojekt. Ein kostenloses Drug-Checking: Man kann seine Drogen analysieren lassen und das völlig straffrei.
Wie eine erste Bilanz zeigt, scheint dieses Projekt besonders wichtig zu sein. Denn Anfrage ist nicht nur enorm: etwa 30 bis 50 Prozent der getesteten Proben weisen Verunreinigungen oder eine übermäßige Dosierung auf, wie die Senatsverwaltung für Gesundheit mitteilt.
Laut Senatsverwaltung für Gesundheit wurden seit Anfang Juni bereits insgesamt 428 Proben von den drei Projektpartnern analysiert.
Die Nachfrage übersteigt jedoch bei Weitem die Kapazitäten des Projekts. Ein Sprecher betonte, dass etwa 380 potenzielle Nutzer:innen abgewiesen werden mussten, da die Anfragen die derzeitigen Möglichkeiten überstiegen. Die offizielle Website des Projekts listet bereits zahlreiche Warnungen vor bestimmten Drogen auf.
Die Ergebnisse der Laboranalysen sind erschreckend, aber auch wenig überraschend: Es ergibt sich eine Vielzahl von potenziellen Gefahren für Konsument:innen von Ecstasy, MDMA, Kokain, Pep und Co. So wurden etwa in mehreren Drogen Beimischungen unbekannter Substanzen, Verunreinigungen mit bereits bekannten Drogen oder unerwartet hohe Dosierungen gefunden.
Die Statistiken zeigen, dass die Häufigkeit von Warnungen bei den getesteten Proben mittlerweile zwischen 30 und über 50 Prozent variiert. Dies verdeutlicht das erschreckende Ausmaß der Gefahren, denen Konsument:innen von illegalen Substanzen ausgesetzt sein können. Und auch, wie wichtig Drug-Checking für Safer Use – also die Minimierung der Gefahren bei der Einnahme von Drogen – ist.
Auffällig ist, dass die berüchtigte "Blue Punisher"-Ecstasy-Pille besonders häufig auf der Webseite zu finden ist – meist mit einer Warnung von einer zu hohen Dosierung. An der blauen Pille mit dem "Punisher"-Logo war im Juni ein 13 Jahre altes Mädchen in Mecklenburg-Vorpommern gestorben. Der Fall sorgte für viel öffentliche Aufmerksamkeit.
Die Vermutung liegt nahe, dass Konsument:innen daraufhin ihre "Blue Punisher" öfter analysieren ließen als andere. Die Analysen zeigen auch, was längst klar ist: Unabhängig vom Logo und der Aufmachung, kann jede Pille eine unterschiedliche Dosierung sowie Verunreinigungen haben. Grundsätzlich gilt bei der Einnahme: Niemals eine ganze Pille auf einmal nehmen, genug trinken (kein Alkohol!) und nicht mit anderen Substanzen mischen.
Das Modellprojekt für kostenlose Drogenanalysen in Berlin konzentriert sich auf eine breite Palette von Substanzen. Dazu gehören unter anderem Ecstasy, reines Amphetamin, Amphetamin-Koffein-Mischungen (Speed), Mephedron, Kokain, Ketamin und LSD. Die Bandbreite der analysierten Drogen bietet einen Eindruck von der Vielfalt der illegalen Substanzen, die in der Berliner Partyszene und darüber hinaus konsumiert werden. Hier findet sich die komplette Liste der Warnungen.
Das Angebot des Modellprojekts richtet sich an eine breite Zielgruppe. Es spricht nicht nur Menschen an, die regelmäßig Drogen konsumieren. Es richtet sich auch an Partygänger:innen, die gelegentlich am Wochenende Drogen einnehmen wollen. Die Analysen der Proben erfolgen in einem neutralen Labor, das dem Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin angegliedert ist. Dadurch wird eine unabhängige und verlässliche Untersuchung gewährleistet, heißt es von offizieller Stelle.
Nach einer erfolgreich verlaufenen Testphase im April und Mai wurde das Modellprojekt für kostenlose Drogenanalysen in Berlin am 6. Juni offiziell gestartet. Die beteiligten Einrichtungen – die Suchtberatungsstellen Vista und Fixpunkt sowie die Schwulenberatung – setzen sich gemeinsam für die Sicherheit und Gesundheit der Drogenkonsument:innen in Berlin ein.