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Tierwohl-Änderung 2026: Das bedeutet das neue Label

Indoor swine farming in the United States
Die Lebensrealitäten von Tieren in der Massentierhaltung unterscheiden sich oft von den Erwartungen der Verbraucher:innen.Bild: GettyImages / KKStock
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Änderung 2026: Das bedeutet das neue Tierwohl-Label

Ab nächstem Jahr wird die Verordnung zu den staatlichen Tierhaltungskennzeichen umgesetzt. Die verschiedenen Haltungsformen geben jetzt genauer Auskunft über die Lebensbedingungen der Tiere.
24.11.2025, 13:4424.11.2025, 13:44

Verbraucher:innen sollen ab 2026 beim Kauf von frischem Schweinefleisch genauer über die Haltungsbedingungen der Tiere aufgeklärt werden.

Was die einzelnen Abstufungen und Haltungsformen des Tierwohl-Labels bedeuten und wieso die Verbraucherzentrale in Baden-Württemberg das Label dennoch kritisiert, weiß watson.

Ab wann gilt die Änderung?

Die Änderung zur Kennzeichnung des Tierwohl-Labels wurde 2023 beschlossen und sollte eigentlich im August 2025 in Kraft treten.

Sie wurde allerdings auf März 2026 verschoben. Ab Frühling sollten also die neuen Kennzeichnungen in den Geschäften zu sehen sein.

Wieso wurde das Tierwohl-Label geändert?

Die Änderungen sollen laut dem Bundesministerium für Landwirtschaft für mehr Transparenz bezüglich der Haltungsbedingungen sorgen.

Für Verbraucher:innen soll neutral ersichtlich sein, unter welchen Bedingungen das Tier gelebt hat, damit sie ihre Kaufentscheidung bewusst treffen können.

Was bedeutet das neue Tierwohl-Label?

Die Kennzeichnung ist zunächst nur für frisches Schweinefleisch aus Deutschland verpflichtend. Wenn du Fleisch ohne ein solches Label siehst, bedeutet das, dass das Tier nicht in Deutschland gehalten oder geschlachtet wurde.

Die fünf Haltungsformen bedeuten laut haltungsform.de jeweils unterschiedliche Bedingungen für die Tiere:

Haltungsform 1: "Stall"

Hier werden lediglich die gesetzlichen Mindestanforderungen für einen geschlossenen Warmstall erfüllt. Pro Tier bedeutet das zwischen einem halben und einem Quadratmeter Platz, sowie Anbindehaltung.

Haltungsform 2: "Stall und Platz"

Die Tiere leben auch hier in einem geschlossenen Warmstall, haben aber mindestens 12,5 Prozent mehr Platz, als in Haltungsform 1 und bekommen zusätzliches Raufutter. Bullen sind von der Anbindehaltung ausgenommen.

Haltungsform 3: "Freiluftstall"

In diesem Stall wird den Tieren ein dauerhafter Kontakt zum Außenklima ermöglicht. Außerdem erhalten die Tiere 45 Prozent mehr Platz und leben nicht mehr in Anbindehaltung.

Ab Haltungsform 3 werden die Tiere mindestens sechs Monate vor der Schlachtung oder in der Mastphase mit regionalen Futtermitteln oder Futter ohne Gentechnik gefüttert.

Haltungsform 4: "Auslauf/Weide"

Die Ställe sind nochmals größer als in Haltungsform 3 und die Tiere haben ganzjährig Zugang zu einem Auslauf im Freien oder einer Weide.

Bei Betrieben mit Rinderzucht werden die Kälber unter Betäubung enthornt, bei den vorherigen Haltungsformen bekommen die Kälber dafür keine Betäubung, sondern lediglich nach der Prozedur eine Schmerzlinderung.

Auch wird die Prozedur hier erstmalig durch ein:e Tierärzt:in durchgeführt und nicht durch den Betrieb selbst.

Haltungsform 5: "Bio"

Für Biolebensmittel gelten die Anforderungen der EU-Ökoverordnung – das bedeutet, dass saisonale Anbindehaltung in bestimmten Fällen wieder zulässig ist.

Tiere müssen 150 Prozent mehr Platz als in Haltungsform 1 haben. Die Haltungsform 5 inkludiert als einzige die Haltung der Ferkel.

In der Haltungsform 5 erhalten die Tiere ihr Leben lang Futter ohne Gentechnik und aus ökologischer Erzeugung und nicht erst vor der Schlachtung oder in der Mastphase.

Gemischte Lebensmittel

Bei gemischten Erzeugnissen wie Hackfleisch müssen die Anteile der verschiedenen Haltungsformen gerundet angegeben werden. Dann sind auf dem Label mehrere Haltungsformen angegeben.

Wofür gilt das neue Tierwohl-Label?

Die Kennzeichnung gilt nur für unverarbeitetes Fleisch: alles aus den Kühlschränken und von der Frischetheke.

Bei verarbeiteten Fleischprodukten, wie Fertigmahlzeiten oder Gebäck, ist diese Form von Transparenz nicht gesetzlich verpflichtend.

Wenn du also fertige Soßen, Tiefkühlpizza oder überbackene Hotdogs aus der Bäckertheke kaufst, kann es sein, dass das verarbeitete Fleisch aus niedrigen Haltungsformen stammt.

Auch gastronomische Betriebe sind bislang nicht verpflichtet zu kommunizieren, aus welchen Haltungsformen sie ihre Produkte beziehen.

Wieso wird das neue Tierwohl-Label kritisiert?

Die Verbraucherzentrale kritisiert die staatliche Tierhaltungskennzeichnung, da sie bestimmte Aspekte unberücksichtigt lässt.

Mehr Platz und mehr Beschäftigungsmaterialien bedeuten laut der Verbraucherzentrale nicht automatisch mehr Tierwohl.

Um verlässliche Aussagen über die Lebensrealität der Tiere zu geben, müssten verhaltens- und gesundheitsbezogene Kriterien wie Lahmen oder Verletzungen kontrolliert werden. Das passiert aktuell nicht.

Was sagt das Tierwohl-Siegel über den betrieb aus?

Die Initiative Tierwohl ist ein Zusammenschluss aus Fleischwirtschaft und Lebensmittelhandel, die die Haltungsbedingungen kontrollieren möchte.

Damit sich ein Großteil der Betriebe zu einer Teilnahme an dem Förderprogramm bereit erklärt, werden die Anforderungen des Programmes gering gehalten. Ein Tierwohl-Siegel gibt es bereits für Produkte der Haltungsform 2.

Die Verbraucherzentrale kritisiert das "Tierwohl-Siegel".

Denn bei der Haltungsform 2 ist kein Auslauf vorgesehen, die Anbindehaltung weitestgehend zulässig, die Tiere erhalten Futter mit Gentechnik und die Enthornung bei Kälbern wird ohne Betäubungsmittel durchgeführt.

Die neue staatliche Kennzeichnung der Haltungsbedingungen ändert zunächst nichts direkt an der Lebensrealität der Tiere.

Inwiefern Verbraucher:innen durch die erhöhte Transparenz ihr Kaufverhalten ändern werden, ist bislang unklar.

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